Mut gegen Intoleranz

8.7.2019, 16:00 Uhr
Mut gegen Intoleranz

© Petra Fiedler

Louis Kissinger arbeitete von 1919 bis 1933 am Mädchenlyzeum, dem heutigen Helene-Lange-Gymnasium. Als Jude bekam er Berufsverbot und emigrierte mit Familie 1938 gerade noch rechtzeitig in die USA.

"Ich habe erst seit heute Zeit gehabt, so richtig aufgeregt zu sein." Das gibt der frischgebackene Preisträger zu Protokoll, danach gefragt, wie er sich mit dieser, mit großem Ansehen verbundenen, Auszeichnung fühle. Die Korrekturen von 50 Abschlussprüfungen in den vergangenen 14 Tagen haben demnach kaum Platz gelassen für überschwängliche Gedanken.

Daniel Burghart wird an diesem Tag noch eine äußerst lebhafte und frische Dankesrede halten. Man ahnt, mit welchem Elan dieser Pädagoge durch die Klassenzimmer wirbelt. Burghart wird vor allem auch auf seine vielen Berufskollegen verweisen, die mit Strenge und Konsequenz, mit Humor und Verständnis, mit Authentizität, Führungsqualitäten und Empathie ihren Schülern gegenübertreten.

Es ist eine Preisverleihung, die nicht nur einen sprühenden Preisträger in den Fokus rückt. Dana Kissinger-Matray ist eigens aus den USA gekommen, um von ihrem Großvater Louis Kissinger zu erzählen. Für ihn, den Vollblutpädagogen, sei die Flucht aus Deutschland und das damit verbundene Ende der Lehrerkarriere, das große Unglück seines Lebens gewesen. Dennoch blieb er der alten Heimat gegenüber immer versöhnlich gestimmt, obwohl elf seiner engsten Familienangehörigen in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.

Ein Auszug aus dem Film "Die Kissinger-Saga" von Evi Kurz, Filmemacherin und Initiatorin des Preises, vermittelte bei dieser Feierstunde einen bewegenden Eindruck vom Leben und der Flucht der Kissingers aus Deutschland. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann wies auf die Bedeutung der Lehrer als Vermittler und Garanten einer demokratisch-freiheitlichen Bildung hin. Die Shoah sei immer noch das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte, die Ermordung des Politikers Walter Lübke eine Zäsur im demokratischen Deutschland. Inakzeptabel ist für Herrmann, dass Juden empfohlen wird, sich in bestimmten Gebieten mit dem Tragen der Kippa nicht als Juden zu zeigen.

Annette Scheunpflug, Inhaberin des Lehrstuhls für Allgemeine Pädagogik in Bamberg, hatte als Jurymitglied Daniel Burghart für den Louis-Kissinger-Preis vorgeschlagen. Sie würdigte sein Engagement bei der Antirassismus-AG, der Einführung der Ganztagesschule und der Arbeit mit der Theatergruppe. Gerade hier stelle er an seine Schüler die Fragen nach Gerechtigkeit, Solidarität und ethischer Haltung.

Wie die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler sich diesen Themen nähern, um sie auf der Bühne abzubilden, zeigten sie in einer Szene aus dem Stück "Arbeiterkinder".

 

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