Freude an der Max-Grundig-Schule

Nach Abschiebung in die Ukraine: Fürther Schüler "Vlad" ist zurück

Thomas Scherer

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22.3.2022, 11:30 Uhr
"Wir wollen unseren Freund zurück": Vor einem Jahr kämpften Schüler der Max-Grundig-Schule für die Rückkehr ihres Mitschülers Vladyslav. Jetzt gab es ein Wiedersehen.

© Ron Hübner "Wir wollen unseren Freund zurück": Vor einem Jahr kämpften Schüler der Max-Grundig-Schule für die Rückkehr ihres Mitschülers Vladyslav. Jetzt gab es ein Wiedersehen.

Der Krieg in der Ukraine wühlt die jungen Menschen und ihre Lehrkräfte an der Max-Grundig-Schule besonders auf. Zum einen stammen einige Schülerinnen und Schüler der Fachober- und Berufsoberschule aus dem Land und erzählen oftmals unter Tränen von den Eindrücken ihrer Verwanden aus den Kampfgebieten. Zum anderen ist da Vladyslav, ihr ehemaliger Mitschüler: Er war im Januar 2021 über Nacht mit seinen Eltern und seinen Brüdern in die Ukraine abgeschoben worden. Vergeblich forderten die Schüler damals bei Protestaktionen, „Vlad“ und seine Familie zurückzuholen. Auch am Helene-Lange-Gymnasium zeigten sich Schüler und Lehrkräfte bestürzt über die Abschiebung von Vladyslaws Bruder Aleksandr.

„Mit Sicherheit lief damals, also vor dem Krieg, alles mit rechten Dingen ab“, beschwichtigt Schulleiter Thomas Schock. Jetzt aber ist Vladyslav nach einer mehrtägigen Flucht aus dem Kriegsgebiet nahe der Hauptstadt Kiew wieder zurück in Franken. Hier kamen er und seine Familie bei einem Freund vorübergehend unter. „Vor wenigen Tagen war Vladyslav bereits zu einem Besuch an der Schule und berichtete von seinen Erlebnissen“, sagt Schock. Die aktuelle Lage in der Ukraine lässt die Schüler an der Max-Grundig-Schule deshalb nicht los. „Damit fühlt sich der Krieg für uns alle auch näher an, so als wäre man am Geschehen beteiligt“, sagt der Schulleiter.

Nur tatenlos zuzusehen sei dabei nicht die Art der Schulfamilie. Daher beschlossen die Leitung, die Lehrerschaft, aber auch die Vertrauenslehrkräfte Sandra Albrecht, Tilmann Kolell und Roman Bösinger sowie die Schülermitverantwortung, etwas zu unternehmen. Sie einigten sich auf einen Waffel-Benefizverkauf während zweier Pausen. Mit Rewe und Edeka fanden sich auch gleich zwei Sponsoren für die Zutaten. Der Erlös der in der Schülerküche selbstgebackenen Köstlichkeiten betrug am Ende über 600 Euro und soll der Familie von Vladyslav zugutekommen.

Pakete für die Ukraine

In Warmhaltebehältern wurden die frischen Waffeln auch in die Zweigstelle in der Pfisterstraße gebracht, erzählt Lehrkraft Sandra Albrecht. Der Benefizverkauf war der Schule aber nicht genug: Es folgte eine Pack-Aktion, bei der Hygiene-Pakete zusammengestellt wurden.

In der Schulküche wurden leckere Waffeln gebacken. Der Erlös des Benefiz-Verkaufs soll Vladyslavs Familie zugutekommen. Mit einer zweiten Aktion wird derweil Menschen in der Ukraine geholfen.

In der Schulküche wurden leckere Waffeln gebacken. Der Erlös des Benefiz-Verkaufs soll Vladyslavs Familie zugutekommen. Mit einer zweiten Aktion wird derweil Menschen in der Ukraine geholfen. © Thomas Scherer

Organisiert wurde sie über die ökumenische Schülerinitiative Shine Deutschland zusammen mit dem humanitären Hilfswerk GAiN Germany (Global Aid Network). Sämtliche Klassen erhielten zusammen 80 leere Pakete mit einer genauen Einkaufsliste, „damit der Platz bis ins Detail ausgenutzt wird“ – und mit dem Aufdruck „We stand with you“. Anfang April transportiert Shine diese direkt in die Ukraine.

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