Nach Neonazi-Attacke: Stadt Fürth fällt Benario-Birken

2.7.2019, 18:39 Uhr
Nach Neonazi-Attacke: Stadt Fürth fällt Benario-Birken

© Foto: Johannes Alles

An der Rednitz hatte einst der Fürther Kanu-Klub sein Bootshaus. Zu seinen Mitgliedern gehörten auch Rudolf Benario und Ernst Goldmann, zwei Fürther jüdischen Glaubens, die sich in der kommunistischen Partei und gegen den aufkommenden Nationalsozialismus engagierten.

Irgendwann um das Jahr 1930 pflanzten sie Birken am Bootshaus, sie sollten das Ufer festigen. Am 10. März 1933, wenige Tage nach dem Reichstagsbrand und der Machtergreifung der NSDAP, wurden Benario und Goldmann verhaftet. Gut einen Monat später starben sie, nur 24 Jahre alt, im Konzentrationslager Dachau. Auf der Flucht erschossen, lautete die offizielle Version. Tatsächlich hatten Nazi-Schergen sie in einem Wäldchen hingerichtet.

Wegen ihres kommunistischen Hintergrunds tat sich Fürth lange Zeit schwer im Umgang mit den beiden Mordopfern. Erst im Jahr 2007 platzierte man eine Gedenktafel an der neu gebauten Uferpromenade – neben den Birken, die die Männer einst gepflanzt hatten. Seitdem wurde die Erinnerungsstätte mehrfach zum Ziel von Anschlägen aus der rechtsextremen Szene.

Nach Neonazi-Attacke: Stadt Fürth fällt Benario-Birken

© Peter Wippich

Die Täter beschmierten, zerkratzten oder stahlen die Tafel, so dass sie ersetzt werden musste. Im Juni 2017 beschädigten Unbekannte die Birken durch Axthiebe. Zwei Monate später wurden die Bäume so stark angesägt, dass schnell klar war, dass sie nicht überleben werden. Keine der Attacken konnte aufgeklärt werden. Inzwischen wacht eine Kamera über die Gedenkstätte. Für die inzwischen stark geschwächten Bäume kam sie zu spät, am Dienstag mussten sie gefällt werden; sie waren zu einer Gefahr für Passanten geworden.

Der Ort der Erinnerung soll trotzdem nicht aufgegeben werden. Das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus hatte schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass Goldmann, Benario und der Nürnberger Arthur Kahn die ersten Mordopfer in einem NS-Konzentrationslager waren, denen noch Millionen weitere folgen sollten. Die Namen der beiden Fürther stünden deshalb auch stellvertretend für alle anderen vom NS-Regime verfolgten Menschen. Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung nannte die Gedenkstätte 2017 einen "Ort von überragender Bedeutung". Es sei wichtig, ihn gemeinsam zu verteidigen. "Und wir werden ihn verteidigen."

In einer Pressemitteilung aus dem Rathaus heißt es nun: Die Stadt Fürth werde gemeinsam mit dem Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus "nach einem angemessenen Ersatz" für die Bäume suchen. Auch das Bündnis meldet sich zu Wort: "Die Neonazis werden mit ihrem Versuch, das Gedenken an Fürther Antifaschisten und NS-Opfer auszulöschen, keinen Erfolg haben", lässt Sprecher Niklas Haupt wissen. "Wir werden alles dafür tun, dass hier zeitnah ein stabiles Denkmal errichtet wird, das würdig an Benario und Goldmann und die vielen anderen erinnert, die Widerstand gegen den Faschismus geleistet haben."

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