Neues Konzept hält die grauen Zellen auf Trab

7.10.2011, 11:00 Uhr
Neues Konzept hält die grauen Zellen auf Trab

© Weigert

Spricht Reinhard März von der Nonnenstudie, gerät er fast ins Schwärmen. Laut März hatte ein amerikanischer Professor über viele Jahre hinweg Nonnen, die in einem Kloster unter nahezu identischen Bedingungen lebten, auf ihre geistige Fitness getestet. Zudem durfte er nach ihrem Tod die Gehirne untersuchen.

Bei einigen Nonnen fand er die typischen Proteinablagerungen, die sogenannten Plaques, die als Ursache für Alzheimer-Erkrankung gelten. Eine Nonne – weit über 80 – hatte diese Plaques sogar im Endstadium, allerdings: Die Tests zu Lebzeiten hatten nicht den leisesten Hinweis auf eine Erkrankung gegeben. Die Nonne war geistig topfit.

„Das heißt doch, dass diese Frauen die Schädigungen ihres Hirns ausgeglichen haben, weil sie bis ins hohe Alter geistig und körperlich aktiv waren“, schlussfolgert Reinhard März. Für den Psychologen, der einen Lehrauftrag an der Ohm-Fachhochschule in Nürnberg hat, war schnell klar, „aus dieser Erkenntnis etwas machen zu wollen“.

Mehr als Gehirnjogging

In Sebastian Bittner von der Volkshochschule in Fürth fand er einen passenden Partner. Die VHS entwickelte schließlich den Seniorenkurs „Bewegung für die grauen Zellen“ – und das mit durchschlagendem Erfolg. „Inzwischen“, sagt Bittner, „bieten wir Fortbildungen für VHS-Dozenten aus ganz Bayern an, die das Konzept übernehmen wollen.“

Bittner betont, dass es im Fürther Kurs eben nicht um reines Gehirnjogging geht, sondern „immer um Lernen in Verbindung mit Bewegung“. Denn: Bewegung rege die Durchblutung an, das Gehirn bekommt mehr Nährstoffe, was es dem Oberstübchen erleichtert, neue Synapsen zu verknüpfen.

Claudia Böschel, eine der Dozentinnen, nennt ein Beispiel aus dem ersten Kurs: Die Teilnehmer lernten gleichzeitig Sirtaki zu tanzen und auf griechisch zu zählen. Dabei kam es nicht darauf an, dass die Senioren am Ende tatsächlich perfekt die fremde Sprache beherrschten. Vielmehr sollten „die grauen Zellen mobilisiert“ werden – und das gehe mit Bewegung am besten. „Der Spaß steht bei uns immer Vordergrund“, betont Böschel.

Reinhard März von der Ohm-Fachhochschule testete gut die Hälfte der 27 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren sowohl vor der zwölfwöchigen Kursphase als auch danach. Sein Ergebnis: Drei Viertel der Frauen und Männer haben ihre Beweglichkeit verbessert, zwei Drittel ihre geistigen Fähigkeiten. Damit fühlt sich März darin bestätigt, dass der Kurs Demenzerkrankungen vorbeugen kann. Zumal nach seinen Worten viele Teilnehmer den festen Willen mit nach Hause nehmen, auch in Zukunft mehr für ihre geistige Mobilität tun zu wollen.

„Bewegung für die grauen Zellen“ soll daher ab dem 13. Oktober eine zweite Auflage erfahren. Es sind noch Plätze frei. Außerdem stehen bereits Termine für Fortbildungen fest. An der Fürther VHS freut man sich über das Interesse aus ganz Bayern. Claudia Böschel sieht sogar noch einen schönen Nebeneffekt: Weil die auswärtigen Dozenten meist über Nacht bleiben, lernen sie auch die Stadt kennen. „Die sind meist ganz überrascht, wie schön Fürth ist.“

Der Kurs „Bewegung für die grauen Zellen“ startet am Donnerstag, 13. Oktober, von 14.30 bis 15.30 Uhr. Anmeldung unter Telefon (0911) 9741700.

 

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