«Neuzugang» Daniel Adlung

13.1.2007, 00:00 Uhr
«Neuzugang» Daniel Adlung

© Hans-Joachim Winckler

Als Christian Weber die Spielvereinigung vor einem halben Jahr in Richtung Duisburg verlassen hat, dachte im Ronhof wohl kaum jemand, dass es so schwer werden würde, einen geeigneten Ersatz für den spurtstarken, aber technisch limitierten Rechtsverteidiger zu finden. Der wahre Wert eines Spielers zeigt sich eben manchmal erst, wenn er nicht mehr da ist.

Um die Lücke in der Viererabwehrkette des Fußball-Zweitligisten endlich vollwertig zu schließen, versucht Benno Möhlmann nun im Wintertrainingslager in Spanien, die gelernte Offensivkraft Daniel Adlung umzuschulen. Adlung, erst 19 Jahre alt und einziger echter Fürther im Team, ist der Typ Fußballer, der selbst scharf getretene Pässe meist mit einem einzigen Fußkontakt beruhigt, der den Ball mit der Sohle am Gegner vorbeistreicheln kann, der immer wieder mal kleine Szenen hat, in denen deutlich wird, dass Fußball auch in der 2. Liga etwas mit Ästhetik zu tun haben kann.

«Das größte Talent des Vereins» (Vizepräsident Wolfgang Gräf) auf den Job eines Außenverteidigers zu reduzieren, wirkt auf den ersten Blick wie Verschwendung, so als ob Frau Doktor mit ihrem Porsche Cabrio nur zum Brötchenholen fahren würde. Allerdings moniert Möhlmann bei dem Junioren-Nationalspieler das Gleiche wie bei dessen Kollegen aus der Offensivabteilung: den Mangel an Torgefährlichkeit. Obwohl er in der Hinrunde 13 Mal auf dem rechten Flügel oder als Angriffsspitze eingesetzt wurde, gelang Adlung nur ein Treffer.

Im gleichen Zeitraum scheiterten zwei Versuche, Weber zu ersetzen, mehr oder weniger deutlich. Dem eigentlich für diese Position verpflichteten Dejan Kelhar fehlte es an Erfahrung, Technik und Übersicht, und Juri Judt, bis dahin fleißigster Arbeiter im Mittelfeld, produzierte in der neuen Rolle ein paar ungewohnte Fehler, zudem ist er für einen Abwehrmann moderner Prägung vielleicht zu klein.

Nun also Adlung. Nachdem er im Punktspiel in Karlsruhe und im Pokal gegen Wolfsburg jeweils für kurze Zeit von vorne nach hinten beordert worden war, ging er im Testspiel gegen den FSV Mainz (0:0) erstmals von Anfang an als Verteidiger aufs Feld. Sein Chef war zufrieden. Die «Ballsicherheit», die ihm Möhlmann attestiert, kommt ihm eben überall zugute. Sollte Adlung auch heute in der Partie gegen die ebenfalls in Chiclana trainierende Mannschaft des VfL Bochum überzeugen, ist es wahrscheinlich, dass er zum Rückrundenauftakt in der Münchner Allianz-Arena zusammen mit Timo Achenbach, Thomas Kleine und Andre Mijatovic die Viererkette der Fürther bilden wird.

Adlung selbst sieht sich als Verteidiger auf Zeit. Es freue ihn, sagt er, dass ihm Möhlmann den ungewohnten Job überhaupt zutraut. Seine «Wunschposition» liege aber nach wie vor im offensiven Mittelfeld. Auch deshalb, vermutet er, sei sein Zug zum Tor als Stürmer eher verhalten gewesen. «Im Unterbewusstsein wollte ich immer noch einen Pass spielen.» Wie lange Adlung, der unlängst eine kaufmännische Lehre aus Zeitgründen abgebrochen hat, abwehren statt angreifen muss, wird auch daran liegen, wen die SpVgg für die kommende Saison halten beziehungsweise verpflichten kann. Präsident Helmut Hack sagte diesbezüglich in Chiclana, es gebe keinen Grund zur Eile. Vor Ende März werde er nicht in Vertragsverhandlungen eintreten, auch in Sachen Trainernachfolge nicht.