Nichts für Puristen

16.6.2008, 00:00 Uhr

Denn Budde Thiem, der vielseitige Musiker, Arrangeur und Dozent an der Musikschule Fürth, hatte zu seinem jüngsten Projekt «Abbamobil» in den Konzertsaal im Südstadtpark geladen. «Stockholm Standards» standen dort auf dem Programm.

«Es hat in den Fingern gejuckt, aus den Titeln etwas zu machen», bekannte Thiem in seiner spaßigen Moderation. Gemeinsam mit seinen Musikerkollegen Markus Rießbeck (Saxofone), Bob Rückerl (Saxofon, Bassklarinette), Christoph Müller (Posaune), Norbert Meyer-Venus (Bass), Werner Treiber (Schlagzeug), Yogo Pausch (Percussion) sowie den Sängerinnen Silke Straub und Kathrin Kohlmann ließ er sich von den Popsongs treiben.

Dass dabei nichts für Hardcore-ABBA-Fans herauskommen konnte, war eigentlich klar. Statt auf süßliche Remakes setzten Thiem & Co auf Samba, Jazz, Blues, Bossa Nova und Reggae - und verdienten sich damit das Prädikat «besser als das Original».

So wurde aus «Money, Money» der heiße Samba «Dinheiro, Dinheiro», «Dancing Queen» fiel betont groovig aus und gab mit seinem zuckersüßen Schluss dem Stück eine Portion Ironie. Die beiden Vokalistinnen setzten die Titelzeilen mit Charme, Emotion, Schmelz und Esprit um. Hier kam das Original noch durch, doch spätestens bei den brillanten Soli von Markus Rießbeck, Bob Rückerl, Christoph Müller und Budde Thiem an Klavier und Piano kreisten die Stücke in weitem Bogen um «Mamma Mia», «Fernando» und wie sie alle heißen.

Wie in Zeitlupe

Ihren internationalen Durchbruch schafften ABBA 1974 beim Eurovision Song Contest mit dem Titel «Waterloo», der ihnen den Sieg brachte. Auch diese Nummer interpretierte «Abbamobil» wieder überraschend anders: Während Straub und Kohlmann die erste Strophe getragen und wie in Zeitlupe sangen, kam die plötzliche Wende mit einem jazzigen und ausdrucksstarken Solo von Kathrin Kohlmann. Bob Rückerl und Norbert Meyer-Venus erfanden eine witzige Kommunikation ihrer Instrumente dazu.

Mit «One Of Us» steckte Budde Thiem schwedischen Pop in ein Bossa-Nova-Kleid, das Silke Straub sehr gefühlvoll, auch mit Scat-Gesang, ausfüllte. Dazu passte perfekt die träumerische Improvisation an der Posaune durch Christoph Müller. Yogo Pausch hatte wieder sein Köfferchen mit allerhand Klangutensilien dabei und sorgte für die erwarteten Spielereien. Den Titel «SOS» setzte er in permanente Morsezeichen um. Statt leichter Popsongs also eine kreative Mischung verschiedenster Musikstile, die Laune machte. MARION REINHARDT