ÖPNV: Mit Seilbahnen durch die Stadt?

20.7.2018, 16:00 Uhr
ÖPNV: Mit Seilbahnen durch die Stadt?

© Foto: Zelada

Wie werden wir von einem Ort zum anderen kommen, in 15, 20 Jahren? Rauno Andreas Fuchs, Geschäftsführer der GreenCity Project GmbH, Fürths Baureferentin Christine Lippert und Grünen-Stadtrat Harald Riedel traten an, um darüber mit Vertretern lokaler Initiativen und Gästen des Festivals zu diskutieren.

Thomas Ostrowski vom Nürnberger Verein Bluepingu beließ es nicht beim Reden: Er hielt kurzerhand ein selbstgebautes Feinstaubmessgerät in die Luft, das jeder für gerade einmal 35 Euro selbst bauen kann. "Dafür ist kein besonderes Geschick notwendig. Das steckt man einfach zusammen", erklärt er. Doch es brauche künftig mehr als die bloße Untersuchung von Symptomen: Um in Zukunft Abgase, Lärm, Staus und einen noch größeren Parkdruck zu vermeiden, um Ressourcen zu schonen, gelte es, neu über Mobilität nachzudenken.

Rauno Andreas Fuchs, der aus München angereist war, unterstützt mit GreenCity Kommunen, Organisationen und Unternehmen in Sachen klimafreundliche Mobilität und Energie sowie bei der partizipativen Stadt- und Regionalplanung. Unter dem Stichwort "Mobilität 4.0" fordert er etwa ein Ende des Einzelbeförderungsverkehrs: Statt riesiger Firmenparkplätze, auf denen hunderte und tausende Autos für jeweils eine Person bereitstehen, gilt es cleverer zu handeln. Carsharing, ein vielfältigerer öffentlichen Nahverkehr, neue Mobilitätskonzepte, autofreie Zonen und mehr Möglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer: Das alles verspricht ein entspanntes Fortbewegen und mehr Umweltfreundlichkeit.

Man dürfe, so Fuchs, die Augen auch nicht vor außergewöhnlichen Konzepten verschließen, wie städtische Seilbahnen. Was verrückt klingt, wurde von einer österreichischen Firma in der bolivianischen Metropole La Paz bereits realisiert. Sie hat diesen Monat das größte urbane Seilbahnnetz der Welt fertiggestellt. Es erstreckt sich über mehr als 20 Kilometer, ist eine günstige Alternative zur U-Bahn und befördert mehr Personen als herkömmliche Busse.

Die blumigen Zukunftsversprechen aus den Anfangstagen des Automobils und des Verbrennungsmotors konnten indes nie gehalten werden. So zitierte Fuchs aus einer amerikanischen Zeitung von 1899: "Die Verbesserung der städtischen Lebensbedingungen durch die Einführung der Motorwagen kann man kaum überschätzen. Die Straßen bleiben sauber, sind staub- und geruchlos, befahren von Fahrzeugen, die sich auf Gummireifen sanft und geräuschlos dahinbewegen und einen großen Teil der Nervenbelastung des modernen Lebens ausschalten."

Das Zitat erntete Gelächter im Publikum. Heute sind Autos für alle Verkehrsteilnehmer nicht selten ein erheblicher Stressfaktor. Staus und Parkplatzmangel lassen den Blutdruck nach oben schnellen. War das Auto anfangs nur ein Fortbewegungsmittel von vielen, so avancierte es in rasantem Tempo zum Mittelpunkt der Stadtplanung. Kann man das aufbrechen?

Der Freistaat Bayern hat sich bis 2025 das Ziel gesetzt, den Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen von 10 auf 20 Prozent zu heben. Die Taten und verbindliche Gesetze fehlen jedoch. Fuchs fehlt der Glaube, denn aktuell sind vier Personen damit betraut, die Mammutaufgabe umzusetzen. Höchste Zeit also, etwas Neues zu wagen, wenn es nach der Diskussionsrunde geht: mehr Platz für Fußgänger, günstigere öffentliche Verkehrsmittel, bessere Radwege, sinnvolle Elektro-Mobilität mit Lastenrädern und Pedelecs. Städte wie Kopenhagen mit seinem vorbildlichen öffentlichen Nahverkehr oder die "Fahrradhauptstadt München" (Fahrradanteil um die 20 Prozent) machen es bereits vor. Wie Fürth in die Zukunft reist, muss es selbst entscheiden.

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