Pop-Up-Radweg in Fürth: Bald wird gezählt

23.9.2020, 11:30 Uhr
Pop-Up-Radweg in Fürth: Bald wird gezählt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Sechs Wochen ist der Pop-Up-Radweg inzwischen alt, ein 700 Meter langer Streifen für Radfahrer auf Hornschuchpromenade und Nürnberger Straße. Autofahrer müssen dort seitdem auf eine von vorher zwei Spuren verzichten.

Ob und wie sehr sich die Radler auf das Verkehrsexperiment einlassen, das wisse die Stadt bisher nicht, sagt Fürths oberster Verkehrsplaner Maximilian Hartl. Noch kann er nur so viel mitteilen: "Es gibt die unterschiedlichsten Rückmeldungen aus der Bürgerschaft, da ist alles dabei", so Hartl auf FN-Nachfrage.

Belastbare Daten soll Ende September beziehungsweise Anfang Oktober eine Erhebung liefern. Vier Wochen später sollen die Zahlen ausgewertet sein. Erst dann könne die Stadt entscheiden, ob sie am Radweg festhält oder ihn als missglückten Versuch abhakt. Hartl zufolge hatte eine Zählung bisher noch keinen Sinn. Weil die Strecke in den Ferien eingeweiht wurde und die Schule erst jüngst wieder begann, "sind wir noch entfernt vom Normalbetrieb".

Ein Blick über die Stadtgrenze nach Nürnberg offenbart: In der Nachbarstadt kommt der Pop-Up-Radweg auf beiden Seiten der Rothenburger Straße und einer Länge von über einem Kilometer nicht gut an. Nach Recherchen unserer Zeitung halten selbst einige Radler - wegen der geringen Nutzung - die zuvor schon vorhandene schmale Radspur für ausreichend. Der Verkehrsversuch in Nürnberg endet am 31. Oktober. Bis zu diesem Datum sind ebenfalls noch Zählungen zu verschiedenen Uhrzeiten geplant.

Urteil aus Berlin hat keinen Einfluss

Für Aufregung hatte vor kurzem das Berliner Verwaltungsgericht mit seiner Einschätzung gesorgt, dass die Pop-Up-Spuren in der Hauptstadt rechtswidrig seien. Folglich müssten alle acht wieder abgeschafft werden. Geklagt hatten zwei Berliner AfD-Abgeordnete. Der Senat will das Urteil jedoch kippen und geht in die nächste Instanz.

Weder auf Nürnberg noch auf Fürth hat diese Entscheidung in der Bundeshauptstadt Einfluss. Denn: Berlin hatte die Einführung der Radwege damit begründet, dass wegen der Pandemie auch auf der Straße größere Abstände eingehalten werden müssten. In Fürth und Nürnberg wollte man einfach ein Pilotprojekt starten.

Die Grundlage dafür bildet eine Novelle der Straßenverkehrsordnung. Sie vereinfacht es, derartige Experimente anzugehen, betont Verkehrsexperte Hartl. "Wir wollten einfach sehen, wie wir den Radverkehr stärken können und welche Auswirkungen das auf Pkw hat. Wir müssen die richtige Balance zwischen allen Verkehrsteilnehmern finden."

Alles Weitere soll die Zählung zeigen: Nutzen viele Radler den Pop-Up-Weg, steigen logischerweise die Chancen, dass er dauerhaft bleibt. Andernfalls fällt die Entscheidung für den Abbau leicht. Und wenn die Ergebnisse irgendwo dazwischen liegen sollen, so Hartl, "beginnt eine spannende Diskussion".

"Das brauchen wir nicht mit Blumenkästen zu kaschieren"

Kein Thema ist der Vorschlag von Linken-Stadtrat Ulrich Schönweiß: Er hatte im Umweltausschuss die Idee in den Raum geworfen, den Pop-Up-Radweg mit Blumenkästen abzutrennen, um eine höhere Akzeptanz bei Autofahrern zu erreichen. Der Rest des Stadtrats erteilte dem eine klare Absage: Wenn man den Radweg nun wieder mit Blumentrögen verengt, so SPD-Stadtrat Matthias Dornhuber, „würde das die eh schon polemische Debatte nur verschärfen“.

Auch Bürgermeister Markus Braun meint: „Wir brauchen das nicht mit Blumen kaschieren.“ Es gehe derzeit nur um eine Spur. Wenn Fürth die Verkehrswende wolle, werde es indes um eine neue Verteilung des Verkehrsraums gehen. Auf Diskussionen müsse man sich da einstellen.

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