Power-Pop-Songs aus Seattle

7.12.2007, 00:00 Uhr
Power-Pop-Songs aus Seattle

© sir

Und gerade in Seattle war es schier unmöglich, sich dieser Magie zu entziehen. Die zwei Teenies Evan Foster und Nick Contento jedoch hatten für Holzfällerhemden und abgewetzte Jeans wenig übrig, zogen Surfsound dem Grunge vor und gründeten 1994 die «Boss Martians».

Beim Gastspiel im kunstkeller o27 präsentieren sich die Marsianer aber längst nicht mehr als Wellenreiter. Die Surfbretter bleiben in der Ecke stehen, dafür wird der Hot Rod angeschmissen und mit druckvoll-schmissigen Power-Pop-Songs mächtig viel Staub aufgewirbelt. Das US-Quartett startet mit quietschenden Reifen, beschleunigt von null auf hundert und nimmt auch kein einziges mal den Fuß vom Gas. Das Tempo, mit dem die Band um Sänger und Gitarrist Evan Foster ihre voller Melodie und Eingängigkeit strotzenden Songs aus den Verstärkern jagt, ist atemberaubend. Zeit zum Verschnaufen bleibt hier nicht.

Mehr und mehr haben sich die Boss Martians in den 13 Jahren ihrer Bandgeschichte musikalisch verändert. Einzige Konstante bleiben dabei die beiden Bandgründer und mit ihnen das Gefühl für kompakte, zündende Songs mit Ohrwurmqualitäten. Auch wenn die ein oder andere Melodie schnell wieder verfliegt, steckt die Energie der vier Jungs durchaus an.

Rock ’n’ Roll, Soul, Garagerock und Pop - Evan Foster und seine drei Mitstreiter wissen diese Zutaten zu einem explosiven Cocktail zu mischen. Fosters eingestreute Soli und die Melodie führende Orgel von Nick Contento sind die Farbtupfer im bissigen Bandsound.

Schrammen Boss Martians auf ihrem neuen Album «Pressure in the SODO» oft erschreckend nah am massenkompatiblen Stadionrock vorbei, entpuppt sich der Vierer im kunstkeller o27 als echte Liveband mit einer ordentlichen Portion Rock-’n’-Roll-Attitüde - das Tänzchen im Publikum inbegriffen.

Punk-Urgestein Iggy Pop jedenfalls muss die Band mächtig beeindruckt haben, hat er doch zusammen mit Evan Foster einen Song zur neuen, von Jack Endino abgemischten CD beigesteuert. Jack Endino? Ja, jener Musikproduzent, der maßgeblich am Grunge-Fieber beteiligt war. Doch Grunge war gestern. sir