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Rätsel-Auflösung: Kärwa mit Milch

Matthias Boll

Lokalredaktion Fürth

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18.3.2023, 16:55 Uhr
Hier tanzt niemand aus der Reihe: Rauchen ist verboten, aber Staunen erlaubt in dieser Szenerie voller Flaschen, Kaffeewerbung und Anmut. 

© Stadtarchiv Fürth/NL 95-7303 Hier tanzt niemand aus der Reihe: Rauchen ist verboten, aber Staunen erlaubt in dieser Szenerie voller Flaschen, Kaffeewerbung und Anmut. 

Wie die Zinnsoldaten stehen Milchflaschen aufgereiht, ein Muster an Präzision und Pingeligkeit. In diesem Verkaufs- oder Schau-Raum ist wirklich gar nichts dem Zufall überlassen, drei Herrschaften in weißen Kitteln warten auf Kundschaft – oder Publikum, wer weiß.

"Reikofei" steht auf einer der Tafeln zu lesen. Das ist, wie Online-User "Headbanger" weiß, eine Abkürzung und steht für den 1921 gegründeten Reichsverband Deutscher Kaufleute des Kolonialwaren-, Feinkost- und Lebensmittel-Einzelhandels. Dank Vize-Stadtheimatpfleger Lothar Berthold sind wir allerdings noch schlauer. Er weiß: Das Bild stammt von der Kirchweih-Ausstellung 1935 auf dem Schießanger.

"Das Zelt stand ungefähr dort, wo heute das neue Feuerwehrhaus steht." Ähnliche Motive des Fotografen Fritz Wolkenstörfer sind unter anderem im Buch "Fürth 1935" aus dem Städtebilder-Verlag zu sehen.

Auffällig ist, dass auf allen Bildern Hakenkreuzfahnen nur sehr spärlich auftreten. Am Eingang zur Ausstellung dominierte das Kleeblatt-Wappen, keine Fahne wies aber darauf hin, dass die Ausstellung mitten in der NS-Zeit stattfand. "Ansonsten war doch damals bei fast allen Veranstaltungen ein Meer von Hakenkreuzflaggen zu sehen, leider auch auf der Kärwa", so Lothar Berthold.

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