Schandfleck hinterm Rathaus soll verschwinden

20.6.2011, 11:00 Uhr
Schandfleck hinterm Rathaus soll verschwinden

© Hans-Joachim Winckler

Der große Wurf der Brüder Bürglein ist unverkennbar im Ansatz stecken geblieben. Der Eckbau mit dem Campanile aus dem Jahre 1850 musste schon nach 50 Jahren erweitert werden. Die Rückseite des Repräsentationsbaus ist ein unansehnlicher Verhau. Ins Blickfeld gerückt ist der im Zuge des U-Bahn-Baus. Dem wurden 1995 die Gebäudefront mit dem legendären Cafe Fürst und Max Grundigs erstem Radioladen hinter dem Rathaus geopfert.

Um die Wunde zu schließen, wurde ein Architekturwettbewerb ausgelobt. Der brachte jedoch ebenso wenig eine Lösung, wie sich die Pläne eines Hotelbaus verwirklichen ließen. So blieb es bislang an einer wenig attraktiven Parkplatz-Nutzung.

Interesse der Diakonie

Jetzt ist die Diakonie mit dem Vorschlag an die Stadt herangetreten, auf der Freifläche einen Neubau für seniorengerechtes Wohnen zu errichten. Weil die Bevölkerung immer älter wird, gibt es für solche Wohnformen noch Bedarf in Fürth.

Wie Baureferent Joachim Krauße dem Bauausschuss erläutert, handelt es sich nicht um ein Seniorenwohnheim. Denn die Stadt hat sich bereits festgelegt, dass sie kein weiteres Altenheim mehr zulassen will. Geplant seien vielmehr hochwertige Seniorenwohnungen, eventuell mit altersgerechten Dienstleistungen.

Mehrfach hat sich der Baukunstbeirat bereits mit dem Projekt befasst. Kein Wunder bei der heiklen Lage. Hohe Wellen hat schließlich auch ein moderner Neubau der Lebenshilfe auf der gegenüberliegenden Straßenseite geschlagen. Neuen Ärger will sich die Stadt nur ungern einhandeln. Viel zu verdienen ist mit dem relativ kleinen Grundstück ohnehin nicht. Prinzipiell gibt es gegen die vorgesehene Bebauung keine Einwände. Besser als der wüste Parkplatz ist sie allemal. Auch Stadtheimatpfleger Alexander Mayer ist grundsätzlich nicht abgeneigt. Der massive Hotelkomplex aus Stahl und Glas wirkte auf ihn jedenfalls mehr als Fremdkörper. Klar ist für Mayer jedoch, dass die Fläche eigentlich für eine öffentliche Nutzung prädestiniert ist. Das sei auch Ergebnis des Architektenwettbewerbs gewesen.

Folgerichtig treibt es jetzt auch die Kommune um, ob sie das letzte freie Grundstück am Rathaus mit direktem Zugang zur U-Bahn nicht noch besser nutzen könnte. Dabei ist jedoch nicht an einen interessanteren Investor gedacht. Vielmehr wird überlegt, ob die Stadt das Gelände nicht selbst bebauen könne. Es wäre die letzte Gelegenheit, dem Rathaus zur Vollendung zu verhelfen.

Konkret im Blick hat man das Ämtergebäude Süd im ehemaligen Verwaltungskomplex der Eckart-Werke an der Schwabacher Straße. Hier sind unter anderem das Rechtsamt, Ordnungsamt und die Kämmerei untergebracht: Einrichtungen, die sehr eng mit den Dienststellen im Rathaus zusammenarbeiten. Die weiten Wege bedeuten Verluste. Ebenso muss die hohe Miete im Verwaltungsgebäude Süd ins Kalkül gezogen werden.

Deshalb soll vor dem Verkauf des Grundstücks hinterm Rathaus mit einer Grobuntersuchung herausgefunden werden, ob die Einsparungen bei einer Eigennutzung mit einem Verwaltungsbau nicht wirtschaftlicher ist.

Problematisch könnte es allerdings im Hinblick auf den doch begrenzten Platz in einem Anbau werden. Denn fest steht, dass der Rathaushof in seiner jetzigen Form nicht angetastet werden soll. Ganz aufgeben will man das Verwaltungsgebäude Süd aber nicht. Wegen der verkehrsgünstigen Lagen und der Parkmöglichkeiten soll zum Beispiel das Straßenverkehrsamt mit Zulassungsstelle den Standort nicht verlassen. Einig waren sich die Bauausschuss-Mitglieder, dass eine wirtschaftlich sinnvolle Eigennutzung Vorzug vor einem Grundstücksverkauf haben sollte.

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