Schlamperer und Lauterbacher Ade

13.9.2012, 09:00 Uhr
Schlamperer und Lauterbacher Ade

© Seilkopf

Schneidermeisterin Dorothea Hofmeister könnte jederzeit für neue Mitglieder eine Tracht anfertigen. Ganz so, wie sie das über all die Jahre für die Tänzer der Gruppe getan hat.

Die 68-Jährige gehört mit ihrem Mann Werner sowie dem Ehepaar Else und Adolf Press zu den Gründungsmitgliedern des Tänzerteams. „Da wir schon damals gerne getanzt haben, entschlossen wir uns dazu, eine Veitsbronner Volkstanzgruppe zu gründen“, erinnert sich Else Press. Bald waren noch weitere Interessenten gefunden – in Spitzenzeiten tanzten 16 Paare.

Mit Peter Uschald, Else Höfler und Wolfgang Winkelsen waren bald diejenigen gefunden, mit denen freitags geprobt und Auftritte vorbereitet wurden. Trainiert wurde erst im Rahmen des Volksbildungswerks, später im Volkshochschulkurs und nie im Verein, denn die Gruppe wollte immer ein loser Verband der Brauchtumspflege bleiben.

Musik von der Kassette

Nach Musik von Kassetten wurden erste Figurentänze wie Mazurka, Rheinländer, „Dreher“ und „Schottische Polka“ einstudiert, erzählen die Veitsbronner Paare. Daraus entwickelten sie über 40 Figurentänze wie „Schlamperer“, „Lauterbacher“ oder die „Sternpolka“ — die bis heute der 78-jährigen Else Press ein „die ist schee“ entlockt. Der „Zwiefache“ mit seinem Wechsel zwischen Zwei- und Dreivierteltakten, der sei besonders schwer zu tanzen gewesen.

Schwer zu tragen wiederum hatte jeweils einer der Männer, wenn er den „Bänderbaum“ durch den Kirchweihzug trug: Eine lange Stange mit selbst gebundenem Strauß, dem „Bluamapuschen“ am obersten Ende, an dem lange Bänder hängen, die tanzend um den „Stamm“ gewunden werden. In den hatte der gelernte Elektromeister Press sogar versteckte Lautsprecher eingebaut, damit die Musik von „Tanzmeister“ Winkelsen und seiner „Quetschn“ auch gut zu hören war.

Der Tanz selber sei sehr anspruchsvoll gewesen: „Wenn da ein Paar auch nur einen Fehler gemacht hat, dann hat sich das für alle fortgesetzt“, schildert Dorothea Hoffmeister die Schwierigkeiten. Trotzdem waren sie immer wieder begeistert bei Veranstaltungen dabei, in großen Umzügen wie durch Fürth zum Erntedankfest etwa.

Gefallen an Tracht

„Die Leute haben es gemocht, uns in den Trachten zu sehen. Sie haben uns gerne beim Tanzen zugeschaut“, erinnert sich Adolf Press ein wenig wehmütig. Schön waren auch die gemeinsamen Unternehmungen, familiäre Feste und Feiern. Denn in dreißig Jahren so intensiv beim Tanz und bei Auftritten verbrachte Stunden schweißten die kleine Gemeinschaft der Tänzer zusammen.

An jedem zweiten Dienstag im Monat treffen sich die „alten“ Volkstänzer heute im Sportheim. Neben den Erinnerungen leben dort auch Lieder auf, die schon in Vergessenheit geraten sind.

Am Stammtisch wird auch über die Frage sinniert, weshalb sich kein Nachwuchs findet, der gerne Tracht tragen und sich darin drehen möchte, wie es die flotten Paare bis heute erstaunlich gut können.

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