Schmied-Austausch zwischen Langenzenn und Thailand

12.4.2020, 16:00 Uhr
Schmied-Austausch zwischen Langenzenn und Thailand

© Foto: Florian Burghardt

Bis kurz vor Abflug wussten sie nicht, dass ihr Weg sie in die rund 9000 Kilometer entfernte thailändische Hauptstadt Bangkok führen würde. Für die beiden damaligen Mitarbeiter der Firma Weber und Hermann Metallgestaltung aus Langenzenn – Herzog ist mittlerweile für eine andere Firma tätig – war es eine unvergessliche Reise. Auch deshalb, weil keiner von ihnen zuvor einen Fuß in das südostasiatische Königreich gesetzt hatte. Umso einprägsamer waren die Erfahrungen.

"Vor allem in Sachen Arbeitssicherheit ist man dort etwas unbedarfter als bei uns", berichtet Falconi-Wittkowski mit einem Augenzwinkern. Während in Langenzenn nur mit Schutzkleidung und großer Maske geschweißt wird, trägt man in Thailand kurze Hosen und eine handelsübliche Sonnenbrille.

Wobei die Franken ohnehin die meiste Zeit ohne Arbeit an der Flamme auskamen. Ihr Auftrag bestand darin, sogenannte Mönchsschalen zu fertigen. Eine bedeutsame Aufgabe im buddhistischen Thailand. Denn die dortigen Mönche sind hoch angesehen, leben aber ohne Geld und sind deshalb auf Essensspenden der Bevölkerung angewiesen. Diese sammeln sie täglich in ihren Schalen, die nur ausgewählte Betriebe anfertigen dürfen. Einer davon ist Monk’s Bowl Banbatt, eine Ausbildungswerkstatt mit über 200-jähriger Tradition. Gearbeitet wird dort überwiegend auf der Terrasse vor dem Haus, mit dem wilden Bangkoker Straßenverkehr direkt vor der Nase.

Doch für die Schmiede aus Langenzenn war es eine echte Erleichterung, dass man sie nicht in eine Fabrikhalle zur Massenproduktion gesteckt hatte, erzählen sie. Herzog erinnert sich: "Wir saßen stundenlang auf einer Bank im Freien und haben die Blechschalen ausgeklopft. Irgendwann haben Andres und ich im selben Rhythmus gehämmert, das hatte echt etwas Meditatives."

 

Freundlichkeit und Geduld

 

Während die beiden in Thailand weilten, durften ihre Meister zuhause, Uwe Weber und Roland Hermann, die thailändischen Austauschhandwerker Ay und Game begrüßen. Die beiden jungen Männer lernen und wohnen auch in der Bangkoker Schmiede. Dort benutzen sie keine Maschinen, sondern nur traditionelles Werkzeug. Auch mit Feuer und glühendem Metall hatten sie zuvor noch nie zu tun. Ein echter Arbeitskulturschock also, mit dem Weber und Hermann aber durch Geduld und Freundlichkeit gut umzugehen wussten.

So schafften es die Gastarbeiter während ihres knapp einwöchigen Austausches, das bestellte Rankgerüst für den Garten eines Kunden anzufertigen. Von Game gab es sogar ein besonderes Lob für die fränkischen Meister: "In Thailand schauen die Chefs immer so streng, in Deutschland lächeln sie so viel."

Im Blickpunkt des Austauschs stand auch die Kultur des anderen Landes. Für Ay und Game bedeutete das unter anderem eine Stadtführung durch Langenzenn sowie die Verkostung von Radieschen, Brezen und fränkischem Bier. Falconi-Wittkowski und Herzog durften gebratene Heuschrecken zum Feierabendbier probieren und ihre fertigen Schalen direkt im Mönchstempel abliefern.

Wer sehen möchte, wie sich die Langenzenner Schmiede bei der Arbeit und nach Feierabend beim Thaiboxen schlagen oder wie ihre Austauschpartner ihre ersten Gehversuche am Amboss machen: Die Fernseh-Reportage wird am Ostermontag, 13. April, um 20.15 Uhr im Bayerischen Rundfunk gezeigt.

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