Schockierte Aktivisten

27.1.2020, 18:00 Uhr
Schockierte Aktivisten

© Foto: hjw

Die Frage beim Interviewtermin war klar gestellt: Spielt der Rechtspopulismus bei der Bürgerinitiative eine Rolle? Die Antworten der Vorsitzenden ließen an Deutlichkeit ebenfalls nichts zu wünschen übrig: "Mit dieser Gedankenwelt haben wir nichts zu tun", sagte Stephan Zeilinger. Und sein Vorstandskollege Johann Werner assistierte: "Stünde die BI in der rechten Ecke, wäre ich dort längst kein Mitglied mehr."

Letztere Äußerung war auch in den Fürther Nachrichten zu lesen. Am Tag, als der Text veröffentlicht wurde, erreichte eine E-Mail die Redaktion. Verfasser: Theodor Förster, Mitglied der AfD. Auf der Kreistagsliste und der Oberasbacher Stadtratsliste der Rechtspopulisten steht er jeweils auf Platz zwei. Außerdem ist Förster Schriftführer im Kreisverband Fürth-Neustadt/Aisch. Seiner Aussage nach stieß er im Sommer 2019 zur Oberasbacher BI.

Er sei durch deren Schilder aufmerksam geworden, schreibt Förster. Zeilinger und seine Mitstreiter hatten ihre Initiative im Frühjahr gegründet, um das geplante Tagungshotel an der Bachstraße zu verhindern. In Oberasbach hatten die Aktivisten mit Plakaten in diversen Größen für dieses Ansinnen geworben.

In Försters Mail heißt es weiter, er habe seine Mitgliedschaft in der BI wieder gekündigt, als klar geworden sei, dass "Herr Zeilinger in den Stadtrat möchte" – die Bürgerinitiative also, wie berichtet, zur Kommunalwahl antreten will. Der Grund für seinen Schritt: Er könne nicht "in zwei Parteien Mitglied sein".

Konfrontiert mit den Aussagen des AfD-Mannes, reagiert der BI-Vorstand konsterniert. Denn: In Oberasbach wurde die Auseinandersetzung um das Hotelprojekt seinerzeit emotional und manchmal unter der Gürtellinie geführt. Dabei hatte CSU-Fraktionssprecher Jürgen Schwarz-Boeck die Initiative im Stadtrat im August vergangenen Jahres öffentlich dazu aufgefordert, sich von "Äußerungen auf AfD-Niveau zu distanzieren". Bei Zeilinger und Co. kam das äußerst ungut an, sahen sie sich doch bereits damals damit ins falsche Licht gerückt.

Der Name Förster sage ihm überhaupt nichts, beteuert jetzt Clemens Bloß, neben Zeilinger und Werner der dritte Mann im Vorstand. Bei rund 100 Mitgliedern "kenne ich nicht jeden persönlich", bei Aktionen der BI sei der Mann bestimmt nicht dabei gewesen. Zur AfD habe sich nie jemand aus der Gruppierung bekannt. Wäre es dazu gekommen, dürfte der Vorstand solche Mitglieder aus der BI entfernen. Und Bloß ist sich sicher, dass dies passiert wäre. Schließlich stehe auch im Wahlprogramm: "Bei uns zählt der Bürger, die Familie, egal welcher Nationalität und Glaubensrichtung."

Buntes Oberasbach, nein danke

Förster fand seinen Austritt im Übrigen "schade, da die BI durchaus ähnliche Ziele wie die AfD vertritt". Gemünzt war das auf das Stichwort "Transparenz". Denn, das räumt Förster ein, für das von der Initiative propagierte bunte Oberasbach "stehen wir sicherlich nicht".

Am 14. Oktober vergangenen Jahres, um 16.40 Uhr, das haben die Recherchen von Clemens Bloß ergeben, hat die BI Förster dessen Kündigung der Mitgliedschaft bestätigt, "mit Bedauern". Was wiederum Bloß heute bedauert: "Aber damals", sagt der BI-Mann, "wussten wir ja nicht, wer das ist."

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