Schwein.Kram!: Im Stadtmuseum geht´s um die Sau

2.12.2017, 11:00 Uhr
Schwein.Kram!: Im Stadtmuseum geht´s um die Sau

© Foto: Giulia Iannicelli

Sie sind einfühlsam, viel schlauer als Hunde und ausgesprochen reinlich. Trotzdem haben Schweine ihren Ruf irgendwie, nun ja, versaut. Ferkeleien jeder Art werden ihnen untergeschoben. Schmutzig seien sie und nicht sehr helle, wenn’s mal um die Wurst geht. Stimmt alles nicht, sagen Wissenschaftler, die dem Sus scrofa domesticus, wie sie das Schwein nennen, ein vorzügliches Zeugnis ausstellen und begeistert sind von seinen sozialen Fähigkeiten.

Im Stadtmuseum geht’s ab jetzt ums Schwein als Ganzes. Von der Salami bis zur Aktentasche, vom Glücksbringer bis zum Gummibärchen. Martin Schramm, Leiter der städtischen Museen, beantwortet zunächst aber die Frage, wie die Tiere überhaupt zur Ehre einer Ausstellung kommen: "Es gibt durchaus einen Bezug zur Stadtgeschichte, Fürth war ja lange Zeit vom Handwerk geprägt, und in den Vororten existieren nach wie vor landwirtschaftliche Betriebe."

Und so machen denn auch die geschmackvollen Seiten der jahrhundertealten Beziehung zwischen Mensch und Sau den Anfang. Eine Dosenwurst-Pyramide erinnert daran, dass viele das Schwein als solches zum Fressen gerne haben. Andererseits gilt das Fleisch dieser Tiere in Judentum und Islam zum Beispiel als unrein und darf nicht verzehrt werden. Gründe für diese Regel fasst eine Erläuterungs-Tafel zusammen.

Plüschig geht es weiter. Kuscheln mit Borstenvieh ist augenscheinlich ein Bedürfnis, dem der Markt mit einem unübersehbaren Angebot entgegentritt. In den Vitrinen haben sich kleine Ferkel und große Wutzen versammelt; sie kommen als Spielzeug daher, als Salzstreuer oder Hausschuh, sie tarnen sich als Seife und als Kerze. Legion ist die Zahl der Sparschweine, die allenfalls noch übertrumpft wird vom Heer der Glücksschweine. Fragt sich freilich, warum das Schicksal ausgerechnet einem Talisman hold sein soll, der im Alltag meistens grunzt? Der Kult ist wahrscheinlich ganz zweckmäßiger Natur. Wer nämlich einst eine Sau hatte und am besten noch einen Eber dazu, der durfte auf Ferkel hoffen – und musste keinen Hunger leiden. Schwein gehabt.

Regina Sdrzalek und Sibylle Schmidt-Lawrence von "KULTURelle" haben die Ausstellung umgesetzt und ihr Thema auch in jenen Winkeln ausgeleuchtet, die nicht auf Anhieb naheliegen. Wer denkt schon daran, dass Gelatine, produziert vor allem aus dem Bindegewebe von Schweinen, zum Beispiel in Kleinbildfilmen oder Fotopapieren, aber auch in zahlreichen Naschereien enthalten ist? Dass Herzklappen-Transplantate vom Schwein stammen können? Direkt ans Leder geht’s den Tieren bei der Herstellung von Schuhen, Taschen, Jacken. . .

Na warte, sagte Schwarte

Verständlich, dass Miss Piggy mit einem etwas skeptischen Blick auf die Ausstellung schaut. Die rosige Lady steht für die geballte Medienpräsenz der umtriebigen Geschöpfe. Das beginnt bei Schweinchen Babes Kino-Triumphen, führt über wunderbare Kinderbücher ("Na warte, sagt Schwarte") zu Werken für Optimisten ("Ein Schwein rettet die Welt") und macht vor sinnfälliger Schlager-Kunst nicht halten. Per Knopfdruck kann sich der Besucher im Stadtmuseum in die Materie einhören. Die Wahl fällt jedoch schwer. Darf’s vielleicht der schöne Song "Ich bau‘ dir ein Haus aus Schweinskopfsülze" von den Doofen sein? Andererseits enthüllt "Eigentlich bin ich ein Schwein" von Georg Danzer auch viel Wahres.

Einfacher ist die Entscheidung, was denn nun das schönste Stück in dieser Vielfalt ist. Denn da kann es wirklich nur eines geben: Das Schwein aus Plüsch, das wonnig auf einem Kleeblatt thront. Mehr geht nicht.

"Schwein.Kram! - Alltägliche und kuriose Dinge rund um die Sau": Stadtmuseum Fürth (Ottostraße 2). Ab Samstag bis 18. März.

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