Sehr, sehr intensiv

16.10.2012, 14:00 Uhr

Haydn oder Handy, das ist hier die Frage. Die zarten Schlusstakte des „Kaiserquartett“-Adagios bekamen unerwartet bimmelnde Konkurrenz aus einer Zuhörer-Hose. Momente, in denen schon (Super-)Stars als HB-Männchen dem Podium enteilten; doch sind die wahren Stars nicht jene, die sich durch nichts und niemand aus der Ruhe bringen lassen? In diesem Sinne: Gratulation an Anja Schaller, Maria Schalk (Violinen), Karoline Hofmann (Viola) und Irene von Fritsch (Violoncello), die nicht nur die Nerven behielten, sondern auch den Spaß.

Jawohl, Spaß, denn ein Streichquartett-Abend mit diesem bislang „nur“ kulturförderpreis-dekorierten Vierer funktioniert ganz ohne Bügelfalten im Gemüt, ohne Schwellenangst. Ovationen am Ende zweieinhalb kurzweiliger Stunden sind der Dank. Nicht nur, dass Haydns National-Schlager bei den Elisen sitzt wie ein Handschuh; die reine Freude ist die Ausdruckswucht, mit der sie in die beunruhigenden Seelenabgründe im Kopfsatz des Schubert’schen C-Dur-Streichquintetts (den Verstärker gab Cellist Tilmann Stiehler) starren, das Stimmengeflecht des Brahms-Klarinettenquintetts (mit Günter Voit) zauberhaft auffächern. Heinrich Hartls „Back to the roots“-Quartett-Start zwingt sie zu rhythmischer Akkuratesse, Norbert Gablas Vollfett-Tangos zu satt-schwungvoller großer Geste — Aufgaben, die sie problemlos lösen.

Zu Beginn zu viel Jubiläums-Nervosität, zu fahrig gerieten die beiden Sätze des Ravel-Quartetts — geschenkt. Apropos Geschenke: Hochoriginell waren die elf Beiträge befreundeter Komponisten, die den Elisen ein je einminütiges Werk widmeten. Berückend Volker Felgenhauers lyrisches „Augenzwinkern“, bezwingend Karola Obermüllers hochgespannte „Elisen Exzess“-Glissandi, witzig Peter Fuldas „Sehr, sehr intensive Gefühle“ mit Kazoo-Einsatz, aufregend Thilo Wolfs „Blue Spirit“, inspiriert von einer Achterbahnfahrt im Vergnügungspark. Achterbahn? Mit diesen Damen immer!

 

Keine Kommentare