Shakespeare im bayerischen Gewand

29.7.2020, 18:37 Uhr
Zünftig geht es zu auf der Freilichtbühne im Stadtpark, wenn das TKKG-Ensemble "Viel Lärm um Nichts" aufführt.
  

© Thomas Scherer Zünftig geht es zu auf der Freilichtbühne im Stadtpark, wenn das TKKG-Ensemble "Viel Lärm um Nichts" aufführt.  

Also, wie war das gleich noch? Da will ein Edelmann eine Edeldame heiraten, aber dann kommt allerlei dazwischen, ein missgünstiger Rivale spinnt Intrigen, und dann gibt es parallel noch eine Liebesgeschichte, und wenn gar niemand mehr durchblickt, löst sich alles in Wohlgefallen auf - und am Ende heißt es: "Viel Lärm um Nichts."

Na ja, gar so wenig nun auch wieder nicht, immerhin hält sich William Shakespeares Komödie seit gut 420 Jahren auf den Brettern und ist auf jeden Fall lustiger als "König Lear". Der Flirtfaktor nimmt es locker mit "Romeo und Julia" auf, und was Intrigen und Eifersucht betrifft, könnten Jago und Othello noch dazulernen.

Die Handlung spielt auf Sizilien. Für die Freilichtbühne im Stadtpark greift Markus Nondorf das Stück erneut auf, nach einer Inszenierung aus dem Jahr 2008. Hatte der TKKG-Chef und Regisseur seinerzeit die Komödie stil- und ortsgerecht ins Mafia-Milieu getaucht, so hat er sich diesmal die bayerischen Spezln auserkoren. Die Komödie findet 2020 auf einer bayerischen Kirchweih statt.

Richtig gelesen: bayerisch, nicht fränkisch. Denn die Bayern pflegen laut Nondorf eine ebenso ureigene Art des Intrigenspiels und Strippenziehens wie die Sizilianer. "Bei Shakespeare bildet der Krieg den Hintergrund für das Spiel, bei uns ist es heute die Windpark-Mafia, wo ein Bauer, der sein Grundstück nicht verkauft, schon mal vom Traktor fallen kann."

Entsprechend tragen sämtliche Akteure Tracht. Auch ihre Namen werden bajuvarisiert, Don Pedro heißt hier Graf Korbinian, Beatrice wird zu Beatrix. Benedikt darf seinen Namen behalten. Und wie bei Shakespeare üblich, setzt gleich der erste Satz die Latte der Erwartung ganz hoch, nämlich mit den Worten "Ozapft is!" Zudem dürften ein Maibaum, Freibier fürs Publikum und die Musik von Heinrich Filsner die Spiellaune erheblich anheizen.

Bis zu 100 Besucher dürfen sich auf der Stadtparkbühne niederlassen. Bezüge zur Corona-Pandemie hat sich Nondorf für die Inszenierung strikt verbeten: "Kein Mensch lacht über Corona, und Corona ist auch kein Thema zum Lachen." Dabei böte sich der Maskenball als Mundschutz-Mummenschanz doch an. "Nein, bei uns tragen alle schöne Masken, wie es sich gehört!" Und Küssen mit Mundschutz? Da treibt Nondorf dann doch sein Spiel mit der Lust und der Hygiene: "Bei uns küssen sich die Verliebten mit zwei Luftballons und produzieren dabei recht ausgefallene Geräusche."

Dabei hatte Corona durchaus eine Rolle gespielt, nämlich bei den Proben. "Wir haben im Mai mit den Proben begonnen. Die Leseproben und die Rollenbesprechung liefen via Internet", erinnert sich der Regisseur. "Das war zwar schwierig, hatte aber auch seinen Reiz. Es gibt ja auch Theaterstücke im Internet zu sehen. Aber Shakespeare ist einfach zu deftig und zu tief im Leben drin, als dass man ihn virtuell darbieten könnte."

"Viel Lärm um Nichts": Freilichtbühne im Stadtpark, Premiere 30.7., 19.30 Uhr. Weitere Termine: bis 7. August täglich (jeweils 19.30 Uhr). Karten an der Abendkasse und vorab mit ZAC-Rabatt in der FN-Geschäftsstelle (Schwabacher Straße 106, Tel. 2 16 27 77).

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