Silberfischla: Sanierung in vollem Gang

4.5.2013, 13:00 Uhr
Silberfischla: Sanierung in vollem Gang

© Seilkopf

Das Anwesen, das von der Straße aus so schmal wirkt, hat es in sich: 520 Quadratmeter Wohnfläche auf drei Etagen plus einen zweistöckigen Gewölbekeller gibt es in dem Ensemble aus Vorder-, Mittel- und Hinterhaus. Paul Held und seine Lebensgefährtin Esther Paulmann entdeckten das leer stehende Gebäude für sich, als sie 2009 auf der Suche nach etwas Eigenem waren. Das schöne Fachwerk, die Ruhe und das Gefühl, mitten in der Stadt eine „Oase“ gefunden zu haben — all das gab den Ausschlag dafür, dass das Paar den Gebäudekomplex schließlich für 100000 Euro erwarb.

Für die Instandsetzung des aktuell größten Sanierungsprojekts der Stadt sind 1,2 Millionen Euro veranschlagt. Inzwischen haben Held und Paulmann, zwei Psychologen, die als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni Erlangen beschäftigt sind, Mitstreiter gefunden. Es gibt nun eine Bauherrengemeinschaft, die aus fünf Personen besteht. Die Gruppe kann nach Angaben von Stefan Kunz vom Stadtplanungsamt aus dem Bund-Länder-Programm Soziale Stadt mit einem Sanierungszuschuss von insgesamt knapp 70000 Euro rechnen.

Wenn Mauern einstürzen

Vier Jahre lang haben Bauhistoriker, Statiker, Brandschutzexperten und andere Fachleute das Haus untersucht. Und: „Es hat eine Zeit lang gedauert, Partner zu finden, die nicht gleich weglaufen, wenn Mauern einstürzen“, sagt Held. Der 61-Jährige ist fast täglich auf der Baustelle. Da er in der Gustavstraße und somit gleich nebenan wohnt, findet er das allerdings nicht weiter schlimm.

Skeptisch war er eher, als Architekt Mathias Kreibich dieser Tage bei einem Besichtigungstermin mit Oberbürgermeister Thomas Jung verkündete, der Kran, der derzeit die Helmstraße versperrt und weithin sichtbar vom Bauen kündet, werde „bis zur Kirchweih“ verschwunden sein. Im Oktober sei Richtfest, so Kreibich weiter, im Frühsommer 2014 seien die vier Wohnungen, die im Haus entstehen sollen, bezugsfertig.

Auch den Nürnberger Architekten stellt das verschachtelte Gebäude vor eine seiner bisher größten Herausforderungen: An diesem Objekt dranzubleiben, das sei vor allem eine Frage der moralischen Überzeugung, meint er. Stoßen die Sanierer dann aber plötzlich auf Holzbalken, die Fachleute auf das Jahr 1640 datieren, sind alle Zweifel wie weggeblasen.

Stadtheimatpfleger Alexander Mayer ist sicher, dass das Gebäude ursprünglich als Gasthaus erbaut wurde. Wahrscheinlich habe es zuerst „Zum gold’nen Fisch“, später auch eine Zeitlang „Hafenbar“ geheißen, weil es ursprünglich nah an der Pegnitz lag, sagte er bei der Besichtigung. Die Besitzer müssen gut verdient haben, so Mayer weiter, denn sie ließen das vordere Gebäude abreißen und an derselben Stelle größer und stattlicher wieder aufbauen. Bis 1740 sei dann noch ein mittleres und ein hinteres Gebäude angehängt worden.

Viel mehr als eine Ruine

Wer sich heute durch das Haus führen lässt, sieht zunächst einmal: verwitterte Balken, sandigen Boden, gestützte Decken, kaputte Holzstufen, blätternde Farben und jede Menge Unkraut, das das lange Zeit verwaiste Grundstück zurückerobert hat. Die Investoren aber sehen hier sehr viel mehr als nur eine Ruine voller Schutt. „Wir sind sehenden Auges das Risiko eingegangen und wir sind optimistisch, dieses Projekt erfolgreich zu Ende zu bringen“, erklärt Held.

Wo einst das „Silberfischla“ zum Trinken einlud, schwebt ihm eine „Gastronomie light“ vor. Da hätte er beispielsweise gern einen „französischen Käseladen“. Ob der halb verrostete Wirtshausausleger, ein barocker Fisch aus dem Jahr 1730, der gerade erneuert und vergoldet wird, dann für den Besuch im „güldenen“ oder „goldenen“ Fisch wirbt, wird sich wohl nächstes Jahr zeigen.

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