Stadt fragt: Wie mobil soll Fürth sein?

15.10.2020, 06:00 Uhr

Wie viel Platz beanspruchen Fußgänger, Radfahrer, Autos und Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) in der Zukunft? Welche Form der Mobilität soll man fördern, welche vielleicht zurückdrängen? Wie kann man das Thema Klimawandel und Naturschutz am besten berücksichtigen? Um zu erfahren, was die Bürger über diese Fragen denken, führt die Stadt gerade eine Befragung im Internet durch. Erste Stichproben zeigen, was ihnen wichtig ist.

Laut der Firma cima, die die Umfrage im Auftrag der Stadt organisiert, beteiligen sich die Fürther rege. Fast 1000 Bürger haben sich schon durch die Onlinebögen gearbeitet. Das Interesse zum Thema "Stadt als Lebens- und Begegnungsraum" ist hoch: Mehr als 80 Prozent der Befragten, die bisher mitgemacht haben, halten es für "wichtig" oder "sehr wichtig", diesen attraktiver zu machen.


Verkehr in der Gustavstraße: Autofrei am Abend?


Die Ergebnisse der Umfrage werden am Ende in den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) einfließen. Der VEP soll Grundlage für Planung und Organisation des Verkehrs in den nächsten zehn bis 15 Jahren werden.

Bei der Stadt hofft man auf eine weiterhin gute Resonanz. "Der Verkehrsentwicklungsplan soll ja kein Werk der Experten werden, sondern der Bürger", betont Baureferentin Christine Lippert. Die Umfrage läuft unter www.fuerth.de/vep noch bis zum 30. Oktober.

Der Fragebogen gliedert sich in drei Teile: Im ersten Schritt werden Informationen zum Mobilitätsverhalten erfasst, der zweite Abschnitt ordnet die wichtigsten Zielsetzungen der künftigen Mobilität in der Kleeblattstadt ein. Im dritten Teil werden einige statistische Angaben erhoben. Die Auswertung erfolgt anonym.

Der Startschuss für den VEP fiel am 23. September mit der Auftaktsitzung des projektbegleitenden Beraterkreises (BK) aus Bürgern, Politik und Verwaltung. In ihm sind 34 Vertreter der Fürther Fraktionen, Verbände und Initiativen vertreten, wie etwa Seniorenrat, ADFC, Fuß e.V sowie der Runde Tisch Jugend. In diesem Hauptgremium sollen die wesentlichen Verkehrsfragen diskutiert, Anregungen gesammelt und für die kommunalen Ausschüsse aufbereitet werden. Die Beteiligten fungieren als Multiplikatoren, sie bringen Wünsche ein und tragen die Informationen gleichzeitig aus dem BK in ihr Umfeld. Ergänzend gibt es eine Projektgruppe der Stadt, an der Tiefbau-, Straßenverkehrs- und Wirtschaftsamt beteiligt sind.

Endlich geht es los

Jahrelang habe es schon Rufe nach einem VEP gegeben. "Es ist schön, dass es jetzt losgeht, gleichzeitig ist es auch eine große Herausforderung", sagt Maximilian Hartl, Leiter der Verkehrsplanung in Fürth. Es werden Ziele definiert, ein Leitbild entsteht. Dabei kristallisiere sich heraus, wo die Stadt in den nächsten Jahren anpacken müsse. Dann müsse man klären, welche Verkehrsteilnehmer wie viel Platz brauchen. Wo soll man zum Beispiel Radwege ausbauen und den motorisierten Individualverkehr zurückdrängen? Und wo sind sinnvolle Schnittstellen zwischen Auto, Bahn- und ÖPNV, die sich als Drehscheibe eignen und die Leute dazu bringen, vom Auto in Busse und Bahnen umzusteigen?

"Wir stellen die Weichen für die Stadtentwicklung der Zukunft. Das wird sicher heiße Diskussionen geben", prophezeit Christine Lippert. Die Umsetzung mancher Ziele, wie etwa Klima- und Umweltschutz, könne auch auf Kosten des Komforts gehen – etwa wenn der Autoverkehr zugunsten der Radfahrer beschnitten wird. Und es dürfte teuer werden. "Da muss man klären, was die Stadt sich leisten will."

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