Startschuss: Das Jubiläumsjahr soll Fürth verändern

27.4.2018, 06:00 Uhr
Startschuss: Das Jubiläumsjahr soll Fürth verändern

© Thomas Scherer

Vor zwei Jahren stellte das Rathaus die Pläne vor: Von einem "kleinen Stadtjubiläum", sprach der Oberbürgermeister, das ab Mai 2018 gefeiert werden sollte. Und das Fürth ähnlich beflügeln sollte wie das große Jubiläum 2007, 1000 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung.

Die Feierlichkeiten und Aktionen sollen wie damals nachwirken, das Gemeinschaftsgefühl der Fürther stärken und die Stadt noch lebenswerter machen. "Grüner, urbaner und vielleicht auch stolzer, selbstbewusster" soll Fürth in diesem Jahr werden, sagte also OB Thomas Jung, als er am Donnerstag im Stadtmuseum das Programm präsentierte. Ein pralles Paket hat das Rathaus geschnürt, zusammen mit vielen Partnern – und mit der Hilfe von Sponsoren, bei denen sich Jung nun bedankte: 1,6 Millionen Euro koste das Jubiläumsjahr. 800.000 Euro davon kommen ihm zufolge aus der freien Wirtschaft. "Sie hat wieder einen super Beitrag geleistet", betonte er. Hauptsponsoren sind die infra, Kurz, Norma, Obi, Silbury und uvex.

Schon vor etwa zwei Jahren klopften die Planer des Jubiläumsprogramms auch bei der Fürther Pappmaché-Künstlerin Christiane Altzweig an. Ob sie in nächster Zeit wohl Kapazitäten frei habe?

Sie hatte, und so konnte Christiane Altzweig gestern ebenfalls im Stadtmuseum stehen, umringt von den Persönlichkeiten der vergangenen 200 Jahre, denen die Fürther in einer städtischen Umfrage die größte Bedeutung zugeschrieben haben: Lebensgroß hat die Künstlerin den Theologen Wilhelm Löhe erschaffen, den Unternehmer Max Grundig, das Ehepaar Grete und Gustav Schickedanz, den Politiker Henry Kissinger, den Stifter Alfred Nathan, den Verleger Leopold Ullstein, den Schriftsteller Jakob Wassermann, den Gestalter des Fürther Stadtparks, Hans Schiller, Kirchenmusikdirektorin Frieda Fronmüller und den "Vater der sozialen Marktwirtschaft", Ludwig Erhard.

Zuvor nur Stadt zweiter Klasse

Letzterer fiel ihr übrigens am leichtesten, wie Altzweig erzählt, Fronmüller am schwersten. "Sie hat mich immer so angeschaut – für Kinder wäre das beängstigend gewesen." Bis sie den Kopf der Pappmachéfigur ein wenig drehte: "Träumerisch und nachdenklich" wirke Fronmüller nun. Kissingers Anzug gefiel Altzweig auch erst nach dem dritten Anstrich: Aus grün wurde blau und dann schwarz.

Bis zum 17. Mai können die prominenten Doubles nun im Museum bewundert werden, anschließend wandern sie an verschiedene Orte: SpVgg-Fan Kissinger in den Ronhof, Altkanzler Erhard ins neue Ludwig-Erhard-Zentrum, Gustav Schickedanz und seine Grete ins frühere Quelle-Kaufhaus an der Freiheit, den heutigen Wöhrl. . .

Eine Sonderausstellung im Stadtmuseum führt unterdessen vor Augen, was eigentlich gefeiert wird: Mit dem Gemeindeedikt vom 17. Mai 1818, das mit der neuen bayerischen Verfassung einherging, wurden Städte neu kategorisiert: weniger als 500 Familien, bis 2000 Familien und mehr als 2000 Familien. Fürth, seit 1808 "Stadt zweiter Klasse" und von bayerischen Staatsbeamten zentral verwaltet, wurde mit seinen 3347 Familien zur "Stadt ersten Klasse" erhoben und bekam das Recht, sich selbst zu verwalten. Wie München, Nürnberg oder Augsburg.

Neuer Bürgerstolz

Damit wandelte sich das Selbstverständnis der Fürther, sagen die Organisatoren des Jubiläumsprogramms um Walter Landgraf. "Bürgerstolz und Bürgersinn" entwickelten sich – was etwa sichtbar wurde am Bau des prächtigen Rathauses und des Theaters oder an der Stiftertradition.

Das wird in den nächsten Monaten gewürdigt: mit Vorträgen, Ausstellungen, Rundgängen, Aktionen, Festen. Eine Geburtstagsgala ist beispielsweise ebenso geplant wie eine Neuauflage des Höfefests und eine Silvesterparty. Damit etwas bleibt von diesem Jubiläum, werden Bäume gepflanzt, Plätze aufgehübscht, Gebäude illuminiert. Für den Fotowettbewerb "Fürths schönste Seiten" können Bürger jetzt bis 31. Juli ihren Lieblingsort festhalten. Ausgewählte Motive werden später in einer Ausstellung gezeigt.

Und ab 8. Mai schickt die Stadt einen Oldtimer durch Bayern, von München bis Nürnberg. Soll ja niemand verpassen, dass Fürth feiert.

Eine Sonderseite mit den wichtigsten Veranstaltungen und Projekten des Jubiläumsjahrs erscheint in der Wochenendausgabe der FN. Das komplette Programm gibt es unter www.200-jahre-stadt.de, Programmhefte liegen in Behörden, Läden und Lokalen aus.

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