Stefan Kolb: In der Zuschauerrolle

31.7.2010, 16:10 Uhr
Stefan Kolb: In der Zuschauerrolle

© Wolfgang Zink

Es düfte einer der wenigen Momente gewesen sein, in denen Stefan Kolb seine Sonderrolle nicht bedauerte. Als Trainer Mike Büskens im Testspiel gegen den Al Ain FC aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (7:2) in der Schlussphase bei widrigsten äußeren Bedingungen doch noch munter durchwechselte, wusste Stefan Kolb, ihn würde definitiv kein Ruf ereilen, der trockene Platz unter dem Tribünendach war ihm gewiss.

Zu Kolbs Bedauern gilt das vorerst auch für alle weiteren Spiele der SpVgg. Erst Anfang September wird sein Fall am Arbeitsgericht in Jena verhandelt. Dass er auf Grund einer roten Karte bei seinem letzten Einsatz für die A-Jugend des FC Carl Zeiss Jena sowieso für zwei Punktspiele gesperrt wäre, dürfte nur ein schwacher Trost sein. Während seine neuen Kollegen in bislang acht Testspielen auf sich aufmerksam machen durften, kann sich der 19-Jährige nach wie vor nur im Training für eine spätere Verwendung im Ernstfall empfehlen.

Fragwürdige Option

Der Rechtsstreit zwischen dem gebürtigen Bayreuther und Carl Zeiss Jena dreht sich im Kern um die Frage, ob Kolb überhaupt einen Arbeitsvertrag mit der SpVgg unterschreiben durfte. Die Jenaer pochen auf eine Option, die ihnen angeblich erlaubt, das Sturmtalent weiter an sich zu binden, Kolb hält das für eine Farce.

Nach seiner Darstellung gab es in der Vereinbarung mit Jena zwar eine Klausel für eine Verlängerung für den Fall, dass er — wie geschehen — in der Drittliga-Mannschaft des Vereins eingesetzt werde, allerdings ohne zeitliche Begrenzung. „Da stand nur, der Vertrag verlängert sich um xx.xx Jahre.“

„Sehr elegant“

Kolb und auch der Rechtsanwalt seines potenziellen neuen Arbeitgebers halten das für anfechtbar. Innerlich hat sich der Spieler sowieso längst aus Jena verabschiedet. „Es war eine schöne Zeit, ich hätte mich gern in Frieden getrennt, aber im Moment bin ich sehr schlecht auf den Verein zu sprechen.“

Die Situation der Fürther Nummer 29 ist auch deshalb so bedauerlich, weil man dem ehemaligen Bayreuther Tennistalent gerne beim Ballbändigen zuschaut. Kolb ist das Gegenteil eines Kraftfußballers, seine Bewegungen sind geschmeidig, seine Aktionen wirken überlegt.

Sogar seine Kopfballtechnik lässt wenig zu wünschen übrig. Als „sehr elegant“ bezeichnet Manager Rachid Azzouzi, früher selbst ein Mittelfeldmann mit ordentlicher Ballbehandlung, seinen jüngsten Profi. Immerhin ist Kolb schon erfahren genug, um zu wissen, „dass es allein mit Training nicht geht“.

Am Samstagabend in Saalfelden, wenn die SpVgg auf die TSG Hoffenheim trifft, mag sich Kolbs Ärger noch einmal in Grenzen halten. Im wichtigsten Testspiel der Saisonvorbereitung wäre er — Talent hin, Talent her — wahrscheinlich sowieso nicht oder nur sehr kurz zum Einsatz gekommen. Geduld braucht ein Jungprofi nämlich auch dann, wenn er nicht gesperrt ist.