Steuern Kreuzfahrtschiffe bald Fürth an?

14.7.2012, 10:00 Uhr
Steuern Kreuzfahrtschiffe bald Fürth an?

© Distler

Groß gefeiert wird das Jubiläum nicht. Die städtische Tochter infra als Eigentümerin und die Betreiberfirma Lehnkering Steel, Transport and Services bitten zum Pressegespräch in ein Zimmer mit Aussicht auf den Kanal und gewaltige Hafenkräne. Bei Kaffee, Saft und Wasser blickt infra-Chef Hans Partheimüller zurück auf die Entwicklung einer Einrichtung, deren Existenz vielen Fürthern nicht wirklich bewusst sein dürfte.

20 Millionen Mark investierte Fürth einst in den Bau des privatwirtschaftlich ausgerichteten Hafens. Eigentümerin des Prestige-Objekts war die Stadt. Den Betrieb übernahm die Fürther Hafenbetriebsgesellschaft. 2005 trat die Stadt die Grundstücksverwaltung an die infra ab, eine Maßnahme zur Haushaltskonsolidierung.

Auf dem Stadtplan ist Fürths Hafen gar nicht so leicht erkennbar. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Als gleichförmig blaues Wasserband zieht sich der Kanal durch den Stadtwesten. Die kleine Einbuchtung auf Höhe des Golfplatzes stellt nur ein Wendebecken für Schiffe dar, ein richtiges Hafenbecken hat Fürth nicht. Nur eine 500 Meter lange Kaimauer, an der Frachtschiffe anlegen können.

Neben dem Staatshafen Nürnberg ist Fürth ein Winzling. In der Nachbarstadt werde „ein Vielfaches“ umgeschlagen, sagt Partheimüller. Ob Fürth womöglich den kleinsten Binnenhafen in Bayern hat, wissen er und seine Kollegen nicht. Genau aber wissen sie: 2011 wurden hier rund 100 Schiffe entladen. Laut Lehnkering-Niederlassungsleiter Michael Fitzek werden in Fürth vor allem Stahl, Treibstoffe, Getreide, Dünger, Kohle und Steine angeliefert. Der so genannte Schiffsumschlag lag 2011 bei 42037 Tonnen, der Gleisumschlag bei 123741 Tonnen. Beim Schiffsumschlag beobachtet Partheimüller einen „leicht rückläufigen“ Trend. Er erklärt ihn mit den Wintermonaten, in denen der Kanal zeitweise zugefroren und unpassierbar ist, und mit Sanierungsarbeiten an Schleusen und Trogbrücken, deretwegen auch heuer mehrwöchige Sperrungen nötig wurden.

„Man muss hoffen, dass der Umschlag mit dem Schiff zunimmt“, sagt der infra-Chef und gibt sich optimistisch. Immerhin habe sich Fürths Hafen zu einem „modernen Dienstleistungszentrum“ entwickelt, biete das „trimodale System“ aus Wasser, Straße und Schiene — über Unterfürberg besteht eine direkte Anbindung an die Bahnstrecke nach Würzburg — der heimischen Wirtschaft ein „attraktives Umschlagdrehkreuz“. Wolfgang Greul, bei der infra für den Hafen mit zuständig, versichert, der Geschäftsbereich schreibe schwarze Zahlen. „Es bleibt unterm Strich Geld übrig.“

Fluss-Tourismus boomt

Rund 200 Menschen sind nach Greuls Einschätzung auf dem 14 Hektar großen Hafenareal bei diversen Firmen beschäftigt. Partheimüller würde gern neue Betriebe ansiedeln, Gelände zukaufen. Doch die Flächen sind begrenzt, etwa durch den Golfplatz und geschützte Magerrasenflächen.

Umsatzsteigerungen wären, wie es heißt, nur durch mehr Umschlag möglich. Oder durch den Ausbau einer noch völlig untergeordneten Einnahmequelle: Flusskreuzfahrten.

Wegen Bauarbeiten im Hafen Nürnberg halten schon jetzt vereinzelt Passagierschiffe in Fürth, wo ihre Gäste in Busse umsteigen, um Sehenswürdigkeiten in der Region anzusteuern. Wie sehr der Tourismuszweig Schiffsurlaub auch auf Binnengewässern boomt, illustriert Michaela Friedrich-Leibinger von der infra mit einem Zahlenbeispiel. Demnach legten 2011 in Würzburg 20 Flusskreuzer an, 2012 waren es bis jetzt bereits 167.

Da müssten sich auf Dauer auch in Fürth ganz gute Geschäfte machen lassen, glaubt Partheimüller. Erste Gespräche mit Reedereien laufen schon.

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