Strengere Corona-Regeln in Fürth: "Ein großer Frust für alle"

15.3.2021, 06:00 Uhr
Strengere Corona-Regeln in Fürth:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Dass die Sieben-Tage-Inzidenz in Fürth am Samstag dreimal in Folge über dem Schwellenwert 100 lag, hat Konsequenzen: In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens werden von heute an Lockerungen, die gerade erst eingeführt wurden, zurückgenommen. Das sorgt für Traurigkeit, Frust und Verzweiflung.


Corona-Lage in Fürth: Zurück zu strengeren Regeln


Im Einzelhandel etwa habe eben noch "eine große Euphorie" geherrscht, sagt Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann. "Überall war Elan." Doch schon müssen Schuh-, Mode-, Schmuck- oder Spielwarengeschäfte das neue Terminshopping (Click & Meet) wieder eintauschen gegen die Abholung auf Bestellung (Click & Collect). "Das ist ein großer Frust für alle."

Manche Geschäftsleute seien "richtig verzweifelt" angesichts dieser Rolle rückwärts. Sie wünschten sich, dass ihre Betriebe mit entsprechenden Hygienekonzepten wie die der Grundversorger, zu denen jetzt auch Blumenläden oder Buchhandlungen zählen, unabhängig vom Inzidenzwert aufmachen dürften. "Gleiche Rechte für alle", fordert die Innenstadtbeauftragte mit Blick auf die nächste Ministerpräsidentenkonferenz.

Robert Wagner, Leiter der Musikschule Fürth, berichtet von Schülern, die Anfang März nach langer Pause mit "großer Freude" wieder zum Einzelunterricht kommen durften. Wenigstens das, sagt er, denn Gruppenangebote für Ensembles etwa oder die musikalische Früherziehung blieben ausgesetzt. Nun ist auch der Einzelunterricht in Präsenz wieder passé. Man habe "wahnsinnig viel Geld" in die Digitalisierung investiert, jede Lehrkraft mit einem iPad ausgestattet und einen teuren Vertrag mit einer Videochat-Plattform unterschrieben, die sich für die Übertragung von Musik eignet.

Aber, so Wagner: Schon wegen der Übertragungsverzögerungen lasse sich Musik online nicht wirklich unterrichten. Das sei eher Coaching oder Betreuung.

Tränen am Wochenende

Seine Sorge: Auf Distanz, sagt er, erreiche man viele Gruppen leider gar nicht mehr – das betreffe Menschen mit Behinderung, Senioren oder Familien ohne funktionsfähige Endgeräte. Hinzu komme, dass die Schule auf ein finanzielles Desaster zusteure, "denn der Gruppenunterricht zum Beispiel finanziert in der Regel den Einzelunterricht quer".

Viele Jungen und Mädchen haben vorige Woche vor Freude gejubelt, als sie hörten, dass sie wieder im Sportverein trainieren dürfen. Kontaktfrei zwar, nur draußen und in Gruppen bis zu 20 Kindern unter 14 Jahren – aber immerhin. Aber: Auch das hat schon wieder ein Ende.

Man habe sich beim Fußball beschränken müssen aufs Dribbling um Hütchen, auf Torschuss- oder Passspiel-Übungen, sagt Oliver Harant, Koordinator im Grundlagenbereich bei der SG Quelle. Doch seien die Kinder "mit einem Strahlen im Gesicht" gekommen und wieder gegangen. Manche waren "nach einer halben Stunde platt", aber das sei kein Wunder, "viele hatten ja seit dem Lockdown light Anfang November kein Training und keine Bewegung mehr". Laut Harant flossen am Wochenende bei manchen jungen Sportlern Tränen.

Auch der Gastronomie setzen die Corona-Regelungen massiv zu. 14 Tage muss der Inzidenzwert unter 100 liegen, ehe Wirte unter Auflagen zumindest ihre Außenbereiche aufmachen dürfen. Der Tag, an dem es soweit ist, verschiebt sich also immer mehr nach hinten. "Man kann nichts planen, das ist eine Katastrophe", klagt Michael Urban, Leiter des Comödien-Gasthauses "Grüner Brauhaus", der auch zuständig ist für den Felsenkeller. Die vielen Spaziergängern im Stadtwald würde er am liebsten schon jetzt bewirten. Aber wenn er beim Felsenkeller nach dem Rechten sieht und Leute nachfragen, muss er sie weiter und weiter vertrösten.

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