Tonspuren am Tatort Fürth

14.4.2016, 17:10 Uhr
Tonspuren am Tatort Fürth

© F.: Tim Händel

Das Fieberthermometer war stärker als Johann Sebastian Bach: Weil eine Solistin krank war, erklang dessen Triosonate zum Auftakt nicht, stattdessen eine Flötensonate aus der Feder von Preußenkönig Friedrich dem Großen. Flötistin Gaby Athmann, Cellist Lukas Kroczek und Alice Graf am Flügel zauberten barocken Glanz im Allegro, ein anmutiges Andante und tänzerisch perlende Sechzehntel im Finale.

Das Elisen Quartett, Kulturförderpreisträger und inzwischen weit über die Region hinaus bekannt, spielte den Kopfsatz aus Peter Tschaikowskys erstem Streichquartett und setzte die Satzbezeichnung „Moderato e semplice“ stilsicher um; die verträumt wirkenden Teile kontrastierten schön mit den dramatischen Passagen.

Und dann kam schon der Sprung ins 20. Jahrhundert mit „O Canto do Cysne Negro“ von Heitor Villa-Lobos, eine impressionistische Tonmalerei, in der ein schwarzer Schwan (Berthold Jung an der Violine) stolz und erhaben über das Wasser schwebt; dessen Wellenbewegungen zeichnete Laurence Tercier an der Harfe nach. Und auch in Serge Lecussants „Petit Hommage“ an den populären brasilianischen Komponisten gelang den beiden Instrumentalisten in dieser ungewöhnlichen Besetzung eine prima Wiedergabe.

Ihre dankbaren Parts nutzten Markus Rießbeck und das Feuerbach Quartett im Quintett für Altsaxofon und Streichquartett von Adolf Busch, einem 1939 in die USA emigrierten Geiger und Komponisten. Den Swing der zwanziger Jahre ließen noch vor der Pause die Hot House Hooters aufleben mit Sängerin Christina Jung und tollen Instrumentalsoli.

Schade, dass der Programmpunkt „Kim Barth Quartett meets Elisen Quartett“ und damit der Doppelpass von Jazz- und Klassikensemble ebenfalls krankheitsbedingt entfiel. Dafür entschädigten Jens Magdeburg, Gunther Rissmann und Jens Liebau als Jazztrio mit zwei bravourös zelebrierten Stücken, gefolgt von Jazzpianist Michael Flügel, dem einzigen Solisten dieses April-Scherzos, der mit seinem perfekten Spiel beim Monk-Klassiker „Round Midnight“ begeisterte.

Zwei Lehrer stellten sich auch als Komponisten vor: Gitarrist Holger Münch mit „Song For Everyone“ sowie Christina Jung mit „Glowing Dark“. Und das mit reichlich Augenzwinkern von zehn Musikschuldozenten als „United String Band“ gespielte Werk „Death of an Uke – Crimedley“ in einem Arrangement Budde Thiems, das Klaus Doldingers „Tatort“-Titelmusik zitierte, geriet schließlich zum mitreißenden Schlusspunkt eines stilistisch breit aufgestellten Abends. gre

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