Tradition und Sport: Sonderschau im Fürther Stadtmuseum

13.5.2015, 12:30 Uhr
Tradition und Sport: Sonderschau im Fürther Stadtmuseum

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Vermutlich war die Öffentlichkeit im ausgehenden 17. Jahrhundert etwas, wie soll man sagen: milder gestimmt, ging es ums organisierte Schützenwesen. Seit dem späten Mittelalter ist Schießen in geselliger Runde das, was man heute „Trendsportart“ nennt. Die Wurzeln der Fürther Königlich Privilegierten reichen denn auch bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zurück, das älteste erhaltene Objekt ist eine Schützenscheibe von 1684 - selbstredend zählt sie zu den Prunkstücken dieser sorgfältig kuratierten neuen Sonderschau in der Ottostraße.

Eine Schau, die vielleicht auch mit Urteilen und Vorurteilen aufräumen kann, denn anno 2015 und nach Wahnsinnstaten wie jener von Winnenenden sehen sich Sportschützen einigen kritischen Fragen gegenüber. Um keine seriöse Antwort verlegen ist Rüdiger Heinemann, Ehren- und Erster Schützenmeister der KPSF, zudem Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, das er für seinen bemerkenswerten Einsatz im Schützenwesen erhielt. „Es ist der fairste Sport, den es gibt“, sagt das wandelnde Lexikon Heinemann, „ich habe nur einen Gegner, nämlich mich selbst. Und es ist ein reiner Konzentrationssport. “

25 Jahre, mit einem Jahrzehnt Unterbrechung, stand er den Fürther Schützen vor; seiner Sammelakribie und seinem archivarischen Talent verdankt das Stadtmuseum nun eine — nicht dröge chronologisch, sondern nach Themen geordnete — Schau voller Preziosen von den Anfängen bis heute. Dokumentiert wird hier der Wandel von der Waffe zum Sportgerät nicht minder sorgfältig wie die Detailsorgfalt beim Anfertigen von Amts- und Königsketten. Die Amtskette des Ersten Schützenmeisters 1928, eine Stiftung des jüdischen Großkaufmanns Ernst Geiershöfer, schlägt aktuellen Schätzungen zufolge mit etwa 30 000 Euro zu Buche.

Überalterung als Problem

Wie überhaupt die Königlich Privilegierten von eher liberalem Kaliber sind. 1922, auf dem Höhepunkt der Popularität des Vereins, sind 250 der 500 Mitglieder Juden. 1933 folgte das Verbot prompt auf dem Fuß; erst 1952 durften die Fürther Sportschützen wieder ihrer Leidenschaft nachgehen.

Man lernt was in dieser mit Pokalen, Postkarten, Medaillen gespickten Schau, zum Beispiel über die hiesige Festkultur. Aller Ehren wert, auf welch hohem künstlerischen Niveau die alten hölzernen Schützenscheiben angefertigt wurden; jene zum Erntedank 1819 spiegelt die Freude der Fürther wider über eine gute Ernte, nachdem das Wetter zuvor einen Totalausfall beschert hatte.

Und heute? Zwar laufen die königlich Privilegierten auch 2015 wieder im populären Kärwa-Erntedankumzug mit, doch verhehlt Heinemann nicht: „Wir sind überaltert.“ 170 Mitglieder begeben sich aktuell zum Schießanger in der Kapellenstraße. Zur Trendwende könnte die Schau im Stadtmuseum durchaus beitragen.

„Die Königlich privilegierte Schützengesellschaft Fürth im Spiegel der Zeit“: Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard (Ottostraße 2), 2/1 Euro. Führungen am 17. Mai, 7. Juni, 12. Juli, 9. August (jeweils 14 Uhr). Bis 23. August.

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