Überraschte und ein Überflieger

18.3.2014, 11:00 Uhr
Überraschte und ein Überflieger

© Winckler

Sepp Körbl könnte jetzt flunkern, aber er tut es nicht. „Ja“, gibt der Chef der SPD-Fraktion im Stadtrat auf Anfrage unserer Zeitung unumwunden zu, auch für ihn ist es „eine Überraschung“, dass die SPD in den nächsten sechs Jahren wieder die absolute Mehrheit im Kommunalparlament stellen wird. Zwar habe er seinen Genossen immer wieder eingeimpft, „so nah wie möglich an diese Marke heranzukommen“ – dass man sie erneut überspringen könnte, das hat der 51-Jährige nach teils heftigen öffentlichen Debatten nicht geglaubt.

Nun aber ist es, wie es schon in den vergangenen sechs Jahren war. So sehr dies das SPD-Personal entzückt, so kritisch lugen Gegner herüber, die von einer „Gefahr für die Demokratie sprechen“. Auch Körbl kommen solche Töne natürlich immer wieder zu Ohren – verstehen aber kann er sie nicht.

„Wir haben doch sechs Jahre lang Politik für die Menschen gemacht, nicht gegen sie“, sagt er, und: Die Beschlüsse im Stadtrat sind „so gut wie immer“ mit großer parteiübergreifender Mehrheit gefallen. Er habe auch nicht den Eindruck, dass bei der breiten Fürther Bevölkerung der Eindruck eines „Machtmissbrauchs“ entstanden ist. „Sonst hätte sie nicht wieder so gewählt.“

Was Körbl besonders freut: Unter den 26 künftigen SPD-Köpfen im Rathaus werden nicht nur erstmals zwei türkischstämmige Abgeordnete sein, auch die Jungen sind eine Macht. Fünf der acht Neuen sind „unter 30“. Das sei ebenso „außerordentlich“, findet Körbl, wie die Geschlechtergerechtigkeit. Das Verhältnis von Männern und Frauen in der Fraktion ist ausgewogen.

Für Harald Riedel ist der Tag danach der erste Tag davor. Der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen sitzt im Parteibüro, versucht sich auszurechnen, wie stark die Seinen demnächst in städtischen Ausschüssen vertreten sein werden und formuliert schon wieder Stadtratsanträge. Ein ganz wichtiger: Künftig möchte man Sitzungsunterlagen viel früher haben, „um besser reagieren zu können“.

Denn Riedel ist einer von denen, die am beharrlichsten über die Dominanz von SPD-OB und absoluter SPD-Mehrheit klagen. „Jetzt rennen wir wieder sechs Jahre gegen diese Gummiwand an“, klagt der 46-Jährige. Die Bereitschaft der Sozialdemokraten, „sich auf andere Blickwinkel einzulassen, dürfte genauso gering sein wie bisher“, glaubt er.

Dennoch ist er angesichts des Wahlergebnisses für seine Partei natürlich alles andere als unzufrieden. 11,8 Prozent Stimmenanteil, sechs statt bisher vier Sitze, rund 50 Prozent Zuwachs – Riedel sieht eine solide Basis, um weiterhin „konstruktive Opposition“ zu leisten – und um die „allerbesten Lösungen zu ringen“.

Kräftig aufgemischt haben die Wähler die Stadtratsliste der CSU. Mit einem Sprung um 29 Plätze gelang dem 30-jährigen Burgfarrnbacher Metzgermeister Maximilian Ammon als Neuling der Einzug in den Rat. Jeweils zehn Plätze nach vorn rückten in der Wählergunst die Stadtratsveteranen Franz Stich (73) aus Burgfarrnbach und Peter Pfann (70, Steinach).

Ammon, der im Mai zum vierten Mal Vater wird, hatte bewusst auf einem aussichtslosen Platz kandidiert, weil er sich nur für die nächste Stadtratswahl 2020 warm halten wollte. Auch sein Wahlkampfeinsatz hielt sich in Grenzen: Ein einziges Mal war er an einem Infostand. Dass er so weit vorgewählt wurde, führt er auf seinen Bekanntheitsgrad in Burgfarrnbach zurück.

Gehadert mit seiner Reihung auf dem schlechten Platz 17 hat hingegen Stich, der unbedingt noch einmal in den Stadtrat wollte. Bei vergangenen Urnengängen hat er zwar wiederholt zehn Plätze gutgemacht, dass es aber diesmal wieder klappen würde, war für Stich selbst fraglich. Erleichtert sieht er nun im Erfolg eine Anerkennung seines Einsatzes für Burgfarrnbach. Zu schaffen macht ihm allerdings der neuerliche Absturz der CSU. „Vielleicht waren wir im Wahlkampf zu brav und zu rational“, erklärt er sich das noch einmal schlechtere Abschneiden.

Entspannt kommentiert Peter Pfann seine Aufholjagd. Mit Rücksicht auf sein Alter habe er sich nicht aufgedrängt, sei aber ums nochmalige Kandidieren gebeten worden. Eine Herzensangelegenheit ist dem langjährigen Stadtbrandinspektor in der kommenden Legislaturperiode, dass der seit 20 Jahren geplante Neubau der Feuerwache endlich realisiert wird.

In Grenzen hält sich nach eigenen Angaben Dietmar Helms Enttäuschung über sein schwaches Abschneiden bei der OB-Wahl. Auf jeden Fall möchte sich der 45-Jährige für eine erneute Kandidatur in sechs Jahren wieder zur Verfügung stellen. Kreisvorsitzender Michael Au attestiert Helm einen „bravourösen Wahlkampf“, will einer Personalentscheidung jedoch nicht vorgreifen.

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