Beim Adventsmarkt am Sonntag

Veitsbronn: Bürgermeister hat Stammzellen gespendet - und startet Typisierungsaktion

Gwendolyn Kuhn

Lokalredaktion Fürth

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3.12.2022, 10:50 Uhr
Knapp vier Stunden dauerte die Stammzellenentnahme bei Marco Kistner. Nun hofft er, dass er damit einem Menschen helfen konnte.

© Foto: privat Knapp vier Stunden dauerte die Stammzellenentnahme bei Marco Kistner. Nun hofft er, dass er damit einem Menschen helfen konnte.

Wie es ihm wohl jetzt gehen mag? Ob er sich auf dem Weg der Besserung befindet? Falls dem so ist, dürfte der Veitsbronner Bürgermeister dazu beigetragen haben. Im August hat er nämlich Stammzellen gespendet, um einem schwer erkrankten Menschen zu helfen. Die kritische Phase, die nach der Transplantation des vielleicht lebensrettenden Stoffes beginnt, dauert rund 100 Tage. "Die sind jetzt ungefähr vorbei", sagt Kistner, der freilich hofft, mit seinem Einsatz geholfen zu haben.

Geholfen hat Kistner schon einigen Menschen. Seit er volljährig ist, spendet er regelmäßig Blut; über 50 Mal hat er sich den Lebenssaft schon abzapfen lassen. Bei einem dieser Termine, das war während seines Studiums 2003, wurde er gefragt, ob er sich nicht gleich auch typisieren lassen wolle.

Fast zwei Jahrzehnte vergehen

Kistner willigt ein. Sein Blut wird daraufhin auf bestimmte Merkmale untersucht und der Befund in einer weltweit vernetzten Datenbank hinterlegt. Fast zwei Jahrzehnte vergehen. Im Juni schließlich bekommt er eine Mail und einen Anruf der gemeinnützigen Stiftung "Aktion Knochenmarkspende Bayern" (AKB), in deren Spenderdatei er sich damals hatte registrieren lassen. "Sie werden gebraucht", sagt man ihm. Und: Es könnte sein, dass er als Spender für jemanden infrage kommen könnte, der an Blutkrebs erkrankt ist.

"Im ersten Moment war ich etwas perplex", sagt Kistner über den unverhofften Anruf. Kneifen kam für ihn aber nicht in Frage. Es folgte deshalb eine Blutentnahme beim Hausarzt und eine weitere Untersuchung des Bluts bei der AKB. Das Resultat: Die zehn Hauptmerkmale, die es für eine Stammzellenspende braucht, stimmen überein, Kistner ist als Spender für einen Krebskranken geeignet.

Dann geht es ziemlich schnell. Mitte Juli steht eine Untersuchung im oberbayerischen Gauting, dem Sitz der AKB, an, denn am 1. August sollen die Stammzellen entnommen werden, deren Produktion Kistner vorher mit Spritzen angeregt hat. Doch der Termin verstreicht, ein positiver Corona-Test kommt dazwischen. Nun heißt es abwarten und sicherstellen, dass keine Infektionsgefahr mehr für den Patienten vorliegt. Weil sein Immunsystem vor der Übertragung der Stammzellen heruntergefahren wird, darf kein Risiko eingegangen werden.

Schließlich zeigen der PCR-Test und ein weiterer Bluttest an, dass keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. Wieder fährt Kistner nach Gauting. Knapp vier Stunden dauert die Entnahme, die ähnlich abläuft wie eine Blutspende. Eine Zentrifuge filtert Stammzellen und Blutplasma heraus – das ist der Teil, den der Patient später bekommt. Die roten Blutkörperchen und -plättchen erhält der Spender dagegen wieder zugeführt. Kistner hat die Prozedur, die er als emotional aufwühlend beschreibt – "da weiß man dann sehr konkret, dass da irgendwo ein armer Kerl ist, der auf die Stammzellen wartet" – gut überstanden.

Darüber, wem er konkret geholfen hat, weiß er wenig. Anhand der abgenommenen Plasmamenge tippt er auf einen Mann seiner Statur. Bis er mehr erfahren kann, dauert es noch. Etwa ein Jahr nach der Übertragung darf er anonym Kontakt über die AKB mit dem Patienten aufnehmen. Bei beiderseitigem Einverständnis kann man nach zwei Jahren seine Identität preisgeben. Dass das so lange dauert, hat damit zu tun, dass der Spender unter Umständen gebeten wird, weitere Leukozyten zu übertragen. Lernt man sich jedoch vorher kennen und ist sich vielleicht nicht gewogen, besteht das Risiko, dass diese Spende dann nicht stattfinden könnte, erklärt Kistner. Er würde gern wissen, wer seine Stammzellen bekommen hat – und vor allem, ob sie geholfen haben.

Aufruf zur Registrierung

Bis es so weit ist, möchte er aber dafür sorgen, dass noch andere Leukämie-Kranke eine Chance bekommen, gesund zu werden. Deshalb hat Kistner, gemeinsam mit der Stiftung AKB, eine Typisierungsaktion auf dem Veitsbronner Adventsmarkt organisiert. Am Sonntag, 4. Dezember, können sich Menschen zwischen 17 und 45 Jahren von 14 bis 18 Uhr mithilfe eines Wangenabstrichs registrieren lassen. Möglich ist das gegenüber dem Rathaus bei "Firatʼs Döner" in der Nürnberger Straße. Kistner würde sich wünschen, dass viele Besucher vorbeikommen – auch auf einen Glühwein vorher müsse man nicht verzichten, sagt er mit einem Augenzwinkern.

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