Vor Nazi-Demo: Morddrohung gegen Bürgermeister

1.7.2016, 06:00 Uhr
Vor Nazi-Demo: Morddrohung gegen Bürgermeister

© Foto: hb

Trotzdem wird sich Zwingel morgen an die Spitze einer breit angelegten, parteiübergreifenden und friedlichen Gegendemonstration stellen. Mehrere Hundert Menschen, das hoffen die Initiatoren, zu denen auch die evangelische Dekanin Almut Held und der Geschäftsführer von Verdi Mittelfranken, Jürgen Göppner, zählen, zeigen somit Zirndorfs freundliches Gesicht, während die rechte Szene Stimmung gegen Flüchtlinge macht. Wie berichtet will diese unter dem Deckmantel eines "Bürgerdialogs" und unter dem perfiden Motto "Zirndorf sagt Nein zum Heim“ durch die Bibertstadt zur Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZAE) ziehen.

Angemeldet wurde die Demo von Franken-wehrt-sich-Aktivistin Monique Schober und Dan Eising, Führungsfigur des Nürnberger Kreisverbands der rechtsextremistischen Partei Die Rechte, der laut Informationsplattform "Bayern gegen Rechtsextremismus" zehn Mitglieder zählt. Angekündigt ist auch David Köckert, Ex-Leiter der NPD Thüringen. Auch sein Konterfei prangt auf Handzetteln, die in Zirndorf verteilt wurden.

Unterdessen häufen sich Angriffe, die Rathauschef Zwingel nicht überbewerten will, die man seines Erachtens aber auch nicht unterschätzen darf. "Darüber hinwegzusehen, wäre fahrlässig." Es begann mit Nügida-Schmähungen, die die angeblich "deutschfeindliche Politik" im Zirndorfer Rathaus anprangerten. Bürgermeister Zwingel wurde schon hier - fälschlicherweise übrigens - als Hauptverantwortlicher für die Gegendemo sowie für die Zentrale Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber denunziert und zum Kriminellen abgestempelt, der ins Gefängnis gehöre.

Film verbreitet Hass und ruft zu Gewalt auf

Der Pegida-Ableger Nügida ist nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes ebenso wie Pegida Franken und Pegida Nürnberg ein Sammelbecken für Rechtsextremisten, er gilt als verfassungsfeindlich. Auf die Schmähungen folgten Hetzparolen wie "Überfremdung stoppen", "Refugees not welcome“ und (sprachlich nicht korrekt) "Zwingel in Knast", die in der Bahnhofsunterführung und vor dem Rathaus aufs Pflaster geschmiert wurden.

Schließlich kam unter dem Titel "Thomas Zwingel aus der Traum, bald liegst du im Kofferraum!" ein Video hinzu, das durch die sozialen Netzwerke spukt. Der Film zeigt, wie ein Plakat, das auf die Gegendemo hinweist und auf dem die Namen der Initiatoren stehen, in Brand gesteckt wird, bis es zu Asche zerfällt. Dazu ertönt martialischer deutschtümelnder Sprechgesang, der Hass verbreitet und offen zu Gewalt aufruft.

Nach Auskunft aus dem Landratsamt ist wegen der Kundgebungen am Samstag in Zirndorf mit zeitweisen Straßensperrungen zu rechnen. Die Demo der Rechten soll ihren Ausgangspunkt nicht, wie zunächst geplant, um 14 Uhr am Bahnhof haben, sondern am Stadtpark in der Wallensteinstraße. Von dort marschieren die Neonazis durch die Albrecht-Dürerstraße in die Rothenburger Straße, wo sie - getrennt durch Polizei und Absperrungen - vor der ZAE auf die Gegendemonstranten treffen.

Die Nazi-Gegner versammeln sich um 13.30 Uhr beim Zirndorfer Marktplatz und machen sich von dort durch die Volkhardt- in Richtung Rothenburger Straße auf. Vor der aktuell keineswegs voll belegten ZAE, wo Ehrenamtliche der Asylgruppe St. Rochus die Flüchtlinge mit Spiel und Sport unterhalten und ablenken, wollen sie, so Jürgen Göppner, "eine Schutzmauer bilden".

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