Warnung vor Trampolin-Unfällen

29.4.2018, 10:00 Uhr
Warnung vor Trampolin-Unfällen

© Foto: Silas Stein/dpa

Nein, verteufeln will Dr. Georg Bermbach die großen Trampoline nicht. Im Gegenteil. Der 53-jährige Oberarzt für Unfallchirurgie am Fürther Klinikum hält sie sogar für eine "tolle Sache", springt selbst gelegentlich und weiß um den Spaß, den das mit sich bringt. Schön, wenn Kinder und Jugendliche nicht am Smartphone kleben, sondern mit ihrem ganzen Körper fröhlich dem Himmel entgegen schnalzen.

"Das stärkt ja auch die Muskulatur und verbessert die Koordination." Prof. Harald Dormann, Leiter der Zentralen Notaufnahme am Klinikum, ergänzt, von der Bewegung profitiere auch die neuronale Vernetzung im Gehirn. "Kinder, die sich bewegen, sind schlauere Kinder."

Als Bermbach nun beim 10. Fürther Notfall- und Intensivsymposium vor Experten über das Thema "Nebenwirkung Trampolin" sprach, ging es aber um die unschönen Folgen des Hüpfens und Hopsens: Leichtere Blessuren wie Prellungen, Verstauchungen, Platzwunden und schwere Verletzungen wie Brüche des Unterarms, Handgelenks, der Wirbelsäule. Genickbrüche? "Hatten wir zum Glück noch nicht in Fürth", sagt Bermbach. Doch hätten sich 2017 in Deutschland zwei Kinder bei missglückten Überschlägen Halswirbelbrüche zugezogen.

Fast jeden Tag ein neuer Fall

Nach einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hat sich die Zahl der Trampolin-Unfälle bei Kindern und Jugendlichen mit zunehmender Verbreitung der Geräte in 15 Jahren mehr als verdreifacht. In etwa so schätzt Bermbach die Entwicklung auch auf lokaler Ebene ein. Am Klinikum Fürth werden im Jahr mehr als 5000 Patienten zwischen null und 18 Jahren nach unterschiedlichsten Unglücken unfallchirurgisch versorgt. "Aber in der warmen Jahreszeit vergeht kaum ein Tag, ohne dass bei uns ein Kind eingeliefert wird, das sich beim Trampolinspringen verletzt hat."

Zu vielen Unfällen kommt es nach seinen Beobachtungen deshalb, "weil mehrere Kinder unterschiedlichen Gewichts wild auf dem Netz herumhüpfen". Dann stoßen die Beteiligten unsanft zusammen und es besteht die Gefahr, dass die Kleineren und Leichteren "geradezu herauskatapultiert" werden. Weitere Unfallursachen sind auch nach DGOU-Angaben kaputte Sicherheitsnetze und gefährliche Sprünge wie Saltos.

Eltern wissen: Trotz aller Warnungen der Hersteller kommt der Tag, an dem der Nachwuchs stolz seinen ersten Salto vorführt. Und dann? Loben oder schimpfen? Die DGOU sagt ganz klar Nein zu Saltos. Grundsätzlich sollten Eltern laut Bermbach darauf achten, dass sich ihre Kinder nach und nach an gewagtere Sprünge herantasten. Mit dem eigenen Nachwuchs wie auch mit Gastkindern seien klare Regeln und Absprachen zu vereinbaren. Zum Beispiel die, dass immer nur ein Kind springen darf und zwar in der Mitte des Netzes (siehe Tipps zur Sicherheit auf dem Trampolin im nebenstehenden Artikel).

Bermbach und Dormann sind selbst Väter. Während Bermbach mit seinen drei Kindern im Alter von acht, zehn und elf Jahren gelegentlich öffentliche Trampolinparks besucht, hat Dormann mit seinen zwei schon erwachsenen Kindern und einer zwölfjährigen Tochter ein großes Trampolin im Garten. Seine Kinder, meint er, seien quasi auf dem Trampolin groß geworden.

Präsenz gefragt

Damit die Bewegung zwischen Himmel und Netz ein Vergnügen bleibt, rät er dringend, das Trampolin nicht als Spiel-, sondern als Sportgerät zu betrachten. Und das erfordere auch Aufmerksamkeit und Präsenz von Erwachsenen. "Wenn man einen Swimmingpool im Garten hat, würde man Kinder, die noch nicht richtig schwimmen können, dort nicht unbeaufsichtigt spielen lassen. Aber beim Trampolin verhalten wir uns so."

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