Warten auf Godot: Lustig sein ist das Schwerste überhaupt

17.1.2017, 20:29 Uhr
Warten auf Godot: Lustig sein ist das Schwerste überhaupt

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

Natürlich wird er wieder nicht kommen, dieser Godot. Wer immer der Kerl auch ist. Sein Schöpfer Samuel Beckett hat es nicht verraten, dafür haben sich Legionen von Deutern ans Werk gemacht und Lesarten von naheliegend bis abwegig präsentiert. Ute Weiherer hat keine Lust auf solche Auslege-Spielchen: „Da bin ich Traditionalist. Es gibt genügend Metaphorik im Stück, da muss ich das nicht noch doppelt und dreifach besetzen.“

Die Regisseurin dürfte damit dem Autor einen Gefallen tun. Der, so heißt es, hasste es gründlich, tiefschürfend interpretiert zu werden. Doch Weiherer nimmt sich die Freiheit, die Hauptfiguren Wladimir und Estragon umzuschulen: „Bei mir sind das keine Landstreicher, Sandler, Clochards, Penner oder was auch immer, sondern Clowns.“ Freilich nicht die Sorte mit der roten Nase. Einen Anzug im Pac-Man-Stoff-Design und eine Melone wird Uwe Weiherer tragen, der den Wladimir spielt. Bert-Peter Wendt (Estragon) ist genauso gewandet.

Aber warum ausgerechnet Clowns? Klarer Fall für Ute Weiherer: „Weil das Stück sehr lustig und im Grunde überhaupt nicht dramatisch ist.“ Von Komikern möchte sie in diesem Fall übrigens nicht sprechen: „Die arbeiten stets auf die Pointe, Clowns dagegen auf die Wirkung hin“, macht sie klar. Frage an Uwe Weiherer: Wie hat er sich denn der Figur dieses Wladimir angenähert?

„Indem man auf die Regie hört“, kommt die Antwort von der anderen Tischseite. „Lustig sein ist das Schwerste, was es gibt, das ist alles schwer erarbeitet“, macht Ute Weiherer deutlich. Selbstverständlich gibt sie den Darstellern Spielraum. „Aber irgendwann kommt der Tag der Entscheidung, wohin die Inszenierung geht.“

Die Entscheidung, dass dieses Stück einen Spitzenplatz auf ihrer persönlichen Agenda bekommt, fiel früh. Die Regisseurin erinnert sich: „Da war ich 17, saß in Nürnberg in der Schulplatzmiete, fand es grandios und war eine der wenigen, die gelacht haben.“ Jetzt freut sie sich: „Es ist schön, dass wir das als freies Theater in einer Ko-Produktion mit dem Stadttheater machen dürfen, eine tolle Zusammenarbeit.“

Der große Klassiker des absurden Theaters, der 1953 in Paris uraufgeführt wurde, wird in dieser Inszenierung nicht in Tristesse baden. „Ich empfinde das Stück nicht als hoffnungslos“, versichert die Regisseurin, „und ich sehe darin keine Endzeitstimmung.“ Für sie geht es grundsätzlich um die Frage nach der Existenz. Völlig irrelevant sei, auf wen denn nun gewartet wird: „Es dreht sich vielmehr ums Warten im Prinzip und was man dabei alles tut.“ Gut möglich, deutet sie an, dass man dabei auch etwas findet: „Sich selbst vielleicht. . ?“

Für Uwe Weiherer ist seine Rolle als Wladimir zunächst einmal keine, die sich ihrem Darsteller an den Hals wirft: „Das fängt damit an, dass man dazu keinen realen Background findet. Anders als zum Beispiel beim Jedermann, so einen Typen könnte man möglicherweise irgendwo treffen. Einen Wladimir? Eher nicht.“ Auch der Text hat es in sich. Die Wiederholungsstruktur, die Dialoge, die, vorsichtig ausgedrückt, nicht logisch sind: „Das fliegt einem nicht zu, anderes ist leichter zu lernen.“ Der Idee, seinen Part als Clown auf die Bretter zu schicken, kann er vorbehaltlos zustimmen: „Dadurch ist dann nämlich immer Poesie drin.“

„Warten auf Godot“: Fürther Bagaasch in Kooperation mit dem Stadttheater Fürth, Premiere am Freitag, 20 Uhr, Kulturforum, Große Halle (Würzburger Straße 2). Weitere Termine: 21. Januar (20 Uhr), 22. (18 Uhr), 27./28. (20 Uhr) und 29. Januar (18 Uhr). Karten im FN-Ticket-Point (Breitscheid-Straße 19, Tel. 2 16 27 77) und an der Abendkasse.

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