»Wenn Ihr nicht zustimmt, gehe ich zu ver.di«

19.5.2010, 00:00 Uhr
»Wenn Ihr nicht zustimmt, gehe ich zu ver.di«

© Hans von Draminski

Truffaldino hat ständig Hunger. Und so, wie ihn Uwe Weiherer verkörpert, wird diese »Sucht« des Underdogs auch verständlich und verzeihlich. Denn hier krebst und kämpft mit Bauernschläue und Mutterwitz einer, dem das Schicksal offensichtlich nie sonderlich wohlgesonnen war. Ein sprichwörtlich armer Hund, der die Ränke und Obsessionen seiner reichen Herrschaft mit bitterem Sarkasmus und beißender Ironie betrachtet – wohl wissend, dass er nie richtig dazugehören wird.

Wenn er schon keiner der Reichen und Schönen werden kann, nimmt er sie wenigstens nach Kräften aus, führt sie vor, nimmt sie auf den Arm. Zumal Goldonis großbürgerliches Personal die moralische Integrität auch nicht gerade gepachtet hat.

Da wäre etwa der alte Pantalone (wunderbar bissig: Alex Werner), der seine kokette Tochter Clarice (verwöhntes Luxusgeschöpf: Anna Laura Laschinger) an den so selbstverliebten wie naiven Silvio (gestelzter Narziss: Corin Schatz) und seine arrogante Mutter (nervige Bildungsbürgerin: Andrea Burger) verheiraten will, weil ihr ursprünglicher Bräutigam Federico Rasponi bei einem Duell ums Leben gekommen ist. Dessen Schwester Beatrice will die Familienehre retten und tritt als ihr eigener Bruder auf, was im Hause Pantalone für entsprechendes Chaos sorgt. Rike Weiherer füllt ihre vorgebliche Hosenrolle mit Verve, Witz und viel darstellerischer Präsenz. Sie fechtet wie ein Kerl, ist mal pompös und großspurig, mal zart und verletzlich, wenn sie ihr wahres Ich zeigt.

Gegen dieses Powerplay ist schwer anzuspielen. Salit Huber als resolute Kneipenwirtin Brighella schafft es mit trockenem Humor, Tillmann Schreier als Beatrices Geliebter Florindo verliert den Kampf allerdings und rettet sich in grellfarbige Übertreibung.

Die hat Truffaldino nicht nötig, denn seine Seitenhiebe gegen die Sozialgesetzgebung und die immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich treffen zuverlässig den Kern des Problems. Das Hausmädchen Smeraldina (spaßige Spötterin: Yücel Uslurak), in das sich Truffaldino verliebt hat, muss ihren Boss nicht lange um die Heiratsgenehmigung bitten: »Wenn Ihr nicht zustimmt, dann gehe ich eben zu ver.di«, sagt Smeraldina zu Pantalone. Die Drohung mit der Dienstleistungsgewerkschaft zieht, das Happy End naht – und Truffaldino entwirft tragfähige Geschäftsmodelle für die Zukunft: Selbst ist das Schlitzohr!HANS VON DRAMINSKI

»Der Diener zweier Herren«: Weitere Aufführungen 22. bis 24./30. Mai und 6. Juni, jeweils 20 Uhr, Bildungs- und Kulturzentrum Lindenhain (BiKuL), Kapellenstraße 47. Tickets (12/8 Euro) unter Tel. 74325936. Weitere Infos unter www.fuerther-bagaasch.de