ÖPNV im Landkreis

Wer nutzt Bus und Bahn? Die "Öffentlichen" im Nutzercheck

13.9.2021, 11:00 Uhr
Wer nutzt Bus und Bahn? Die

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Eigentlich", sagt Felizitas Handschuch, "funktioniert es schon ganz gut, Ziele im Fürther Land mit Bus und Bahn anzusteuern – vorausgesetzt, man bringt genügend Zeit und Geduld mit und durchschaut die komplizierten Preisstrukturen." Die pensionierte Gymnasial-Lehrerin hat sich im Ruhestand als ÖDPlerin dem Bündnis "5-15-365 ÖPNV für alle" im Landkreis angeschlossen. Jetzt ruft sie zu einer Aktion auf, die den öffentlichen Nahverkehr einem Nutzercheck unterziehen will.

Das Bündnis sucht möglichst viele Mitstreiter, die im Zeitraum vom 15. bis 30. September ausprobieren, ihre Ziele im Landkreis öffentlich anzusteuern und dann über ihre "ErFAHRungen" berichten. Die Initiative wird die Ergebnisse auswerten. "Je breiter die Beteiligung ist, desto aussagekräftiger ist die Aktion", wirbt Handschuch um Mitfahrer.

Ziel: 365-Euro-Ticket

Im Rahmen einer Sternfahrt aus dem ganzen Landkreis mit den "Öffentlichen" will die Initiative Landrat Matthias Dießl die Ergebnisse in Form eines offenen Briefes am 8. Oktober überreichen – und das verbunden natürlich mit der Hauptforderung des Bündnisses, das 365-Euro-Ticket für den gesamten VGN im Landkreis Fürth einzuführen sowie ein Tagesticket für 5 Euro und ein Sozialticket zu 15 Euro im Monat.


Auch Fürth sagt Ja zum 365-Euro-Ticket


Langfristiges Ziel des Bündnisses sei allerdings der kostenlose Nahverkehr für alle. Handschuch hat dabei ein Erlebnis ihrer Mutter im Hinterkopf: Sie war einmal bei einer Fragestunde im Bundestag dabei. Bei der Gelegenheit habe sie den kostenlosen Nahverkehr gefordert. "Und das war vor 30 Jahren", so Handschuch.

Hinter dem Bündnis "5-15-365" stehen der Cadolzburger Christian Löbel von den Linken als Schirmherr, das katholische Dekanat, Grüne, Bund Naturschutz, ÖDP, Verkehrsclub Deutschland und der Seniorenrat Langenzenn. Formiert hat sich das Bündnis bereits im Herbst 2020, nachdem der Seniorenrat Langenzenn die Kreistagsfraktionen in der Hoffnung angeschrieben hatte, Unterstützung für das 365-Euro-Ticket zu finden. Positives Feedback sei damals nur von den Linken und den Grünen gekommen, berichtet Handschuch. Ziel des im Anschluss gegründeten Bündnisses sei ein Bürgerbegehren für besagte Jahreskarte.

Denn, so Löbel damals, "Wenn wir es ernst meinen mit der Verkehrswende, kommen wir nicht um einen attraktiven ÖPNV herum". Und dazu brauche es finanzielle Anreize. Bereits im Kleinen könnten nach Meinung von Handschuch erhebliche Verbesserungen erzielt werden. Zum Beispiel in Roßtal: Das Gemeindegebiet hat drei S-Bahn-Stationen. Will sie vom Bahnhof Roßtal, in dessen Nähe sie lebt, zum Bahnhof an der Wegbrücke, wo sich Geschäfte, Schule, Kitas und Rathaus konzentrieren, kostet die einfache Fahrt 2 Euro. Mit der S-Bahn, die im 20-Minuten-Takt fährt, wären die Roßtaler in Minutenfrist umweltschonend dort.


ÖPNV-Tarife: Preissprünge sollen kleiner werden


Die Alternative – zu Fuß oder mit dem Fahrrad den einen Hügel runter und den nächsten wieder hoch – dauert erheblich länger und ist weit mühevoller. "Da ist das Auto dann eben doch bequemer", so Handschuch.

Ihr entsprechender Vorstoß bei der Gemeinde, den VGN dafür zu entschädigen, damit alle Roßtaler innerhalb des Ortes kostenlos fahren dürfen, was so viel auch nicht kosten dürfte, sei ins Leere gelaufen, berichtet Handschuch.

Sie hat sich außerdem Zahlen aus dem Landkreis-Etat herausgesucht: Mit 5,5 Millionen Euro bezuschusse der Landkreis den VGN jedes Jahr, mit den Einnahmen vom Ticketverkauf in Höhe von zwei Millionen Euro seien die Kosten gedeckt. "Auf die Summe käme es doch auch nicht mehr an", findet Handschuch. Stattdessen verfolge man eine Umgehung von Großweismannsdorf, die keiner wolle und die 16 Millionen Euro kosten würde.

"Es ist einfach eine Frage des politischen Willens, wo man das Geld reinsteckt", sagt Felizitas Handschuch.

Wer die Aktion unterstützen möchte, kann sich bei Felizitas Handschuch via Mail unter feli.handschuch@web.de oder unter Telefon (0 91 27) 82 12 melden.

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