Zur Feier der Stadterhebung geht es jetzt hoch in die Luft

28.6.2018, 15:15 Uhr
Zur Feier der Stadterhebung geht es jetzt hoch in die Luft

© Ralf Rödel

Kunst hängt an der Wand, steht auf festem Boden, klingt auch mal in den Ohren. Aber fliegen? "Das kommt deutschlandweit eigentlich nicht vor", sagt Lutz Krutein. Der Fürther Künstler, der sich im Gremium des Kulturring C engagiert, verfolgte die Idee seit gut anderthalb Jahren, begeisterte Kollegen, fand Partner. Passend zu Fürths Erhebung zur Stadt erster Klasse kann der Blick jetzt in die Luft gehen: "Airborne – Kunst fliegt" ist ein "Festival für fliegende Objekte" mit drei eigenständigen Aktionen.

Wie es möglich ist, der Schwerkraft kunstvoll zu entfliehen, wird – in Kooperation mit dem Stadttheater – am Samstag bei der Sparda-Bank Classic Night im Stadtpark demonstriert. Mona Burger, Barbara Engelhard, Lutz Krutein, Eberhard Lenz, Michael Tresp und Michael Willsch haben Flug-Körper entworfen, die während des Open-Air-Konzerts (Beginn 20.30 Uhr) in den Sommernachthimmel schweben werden. Die Gestaltung, macht Krutein klar, war nicht nur eine Frage von Kreativität und Fantasie. Strenge Sicherheitsvorkehrungen müssen eingehalten werden. So ist es unter anderem nicht erlaubt, Drohnen im Stadtpark starten zu lassen. Die Lösung sind Heliumballons, die nun der Kunst den Aufstieg ermöglichen.

Am Sonntag kann dann jeder seine luftigen Gefühlen entfalten: Auf dem Classic Day for Kids beginnt um 14 Uhr im Stadtpark für alle, die Lust haben, ein Workshop für Luftskulpturen aus Ballons, Malerplanen und Acrylspray. Ab 17 Uhr steht eine Flugschau mit Arbeiten, die am Tag entstanden sind, und den Objekten der Künstler auf dem Programm. Camera-Obscura-Spezialist Günter Derleth wird am Sonntag außerdem einer Lochkamera das Fliegen beibringen und mit jeweils zehnminütigen Belichtungen besondere Luftaufnahmen aus dem Stadtpark machen.

Schon jetzt können einige der Künstler-Flug-Objekte bei einer Ausstellung im Kulturforum bestaunt werden. Bis zum 22. Juli ist hier täglich – bei freiem Eintritt – ein Herzstück zum Thema zu sehen: Bruno Bradt und Michael Matthaeus Martha haben Fürths Fluggeschichte in einem Monumentalbild gewürdigt. Acht Meter lang ist das Werk, das aus acht Tafeln besteht, von denen jeder der beiden Fürther Künstler vier gestaltet hat. Ihr Blick geht nach Atzenhof, wo im Sommer 1918 die sogenannte Fliegerstation fertig gestellt wurde.

Die Historikerin Barbara Ohm machte die Gäste der Vernissage mit der Geschichte des Flugplatzes vertraut, der für einige Jahre große Bedeutung hatte. Ein Motiv, das Bradt aufgriff: "Landung & Abflug" heißt seine Arbeit und sie bezieht sich nicht auf den Flugplan. "Wie eigentlich immer im Leben ist auch in Atzenhof etwas Großes entstanden, es hob buchstäblich ab und dann – war es wieder vorbei", macht Bradt deutlich. Mit nahezu fotografischer Exaktheit hat er unter anderem die Akteure jener Zeit dargestellt. Atlantik-Überquerer Hermann Köhl, zum Beispiel.

Bei Martha geht der Blick auch zu den verblassten Helden jener Ära. Eine Reihe von Pilotenporträts lässt Gesichtszüge gerade noch ahnen, die Flugmaschinen jener Tage werden bei Martha nach und nach zu Schemen. . . Auch wenn jeder der beiden Künstler auf seiner Seite des Großbildes autark wirkte, für ihre verständnisinnige Zusammenarbeit haben sie ein Beispiel entdeckt: "Wir fühlen ähnlich wie Piloten. Die brennen für das Fliegen, wir für die Kunst."

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