Zwei Herren, zwei Jobs

13.5.2010, 00:00 Uhr

Es ist nicht vollends gesichert, ob der Weg zur Top-Karriere in Mailand vor 270 Jahren über Praktikumsbescheinigungen und Ein-Euro-Jobs führte. Truffaldino, Diener in Beatrices Diensten, weiß jedenfalls: Mit nur einem Entgelt kommt er nicht weit. Er steigt ein in eine zweite Beschäftigungsmaßnahme. Nur heißt dieser Arbeitgeber ausgerechnet Florindo, der beschuldigt wird, Beatrices Bruder getötet zu haben. Verzwickter Fall, amüsanter Fall - zumindest auf den Theaterbrettern.

»Eine wunderschöne Komödie« sei dieser »Diener zweier Herren«, urteilt Ute Weiherer. Das darf man der Bagaasch-Chefin getrost glauben, denn binnen fünf Jahren setzt sie sich nun bereits zum dritten Mal mit dem Dreiakter auseinander. Die erste Annäherung an Carlo Goldonis Stoff fand noch zu jener Zeit statt, als die Bagaasch die Bühne gleichen Namens in der Kofferfabrik betrieb - ein schönes Stück Mitmachtheater, bei dem Weiherer das Publikum miteinbezog und den benachbarten Kneipenraum zum erweiterten Theaterareal machte.

Der gesammelte sommerliche Charme der Freilichtbühne im Stadtpark trug die zweite Inszenierung 2006. Nun, beim dritten Wurf, ist der Theatersaal des Bildungs- und Kulturzentrums Lindenhain (BiKuL) Schauplatz. Zum ersten Mal hievt Weiherer den Stoff auf die klassische Guckkasten-Bühne. »Ich habe viele Elemente des Straßentheaters und der Commedia dell’Arte aufgenommen«, und obgleich sie den »Diener zweier Herren«, der auf den Bagaasch-Handzetteln zum »Diener 2er Herren« wird, als hochaktuelles Stück ansieht, belässt es Weiherer bei einer Ausstattung, die eher den Stempel »zeitlos« denn »zeitgenössisch« trägt.

Im Vergleich zur Freilichtbühnen-Inszenierung hat die Regisseurin »nochmals einiges am Text verändert und gekürzt«, eine Figur ist, kleine Anleihe beim Sportlerjargon, auf die Tribüne verbannt. Völlig neu im Ensemble, in dem abermals Uwe Weiherer als Truffaldino (bzw. Arlecchino) agiert, sind junge Schauspieler, die auch in Weiherers Dullnraamer-Crew zuletzt gute Figur machten - so etwa Alex Werner als Pantalone, Tillmann Schreier (Florindo) und Salit Huber (Wirtin statt Wirt). Dottore Lombardi wird dank Andrea Burger - bei der Dullnraamer-Sidzung 2010 eine hinreißende Madeleine Schickedanz - zur Dottora. Wenn sich also schon nicht das Los der Lohnsklaven gebessert hat in 270 Jahren, so dann doch wenigstens das der Frauen. Möchte man meinen. MATTHIAS BOLL

»Diener 2er Herren«: Premiere am 16. Mai, 20 Uhr, BiKuL (Kapellenstraße 47). Weitere Termine: 22.-24./30. Mai und 6. Juni. Tickets (12/8 Euro) unter Tel. 74 32 59 36 und an der Abendkasse.