Stiko-Mitglied Bogdan gibt seine Einschätzung

Gehäufte Impfdurchbrüche bei Johnson & Johnson: Was sollen Geimpfte jetzt tun?

24.9.2021, 05:53 Uhr
Wer mit Johnson & Johnson geimpft wurde, muss sich wahrscheinlich in den kommenden Monaten, anders als ursprünglich gedacht, doch noch ein zweites Mal impfen lassen.

© Wolfgang Kumm, dpa Wer mit Johnson & Johnson geimpft wurde, muss sich wahrscheinlich in den kommenden Monaten, anders als ursprünglich gedacht, doch noch ein zweites Mal impfen lassen.

Wer mit dem Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurde, konnte sich anfangs freuen. Schließlich kam man anders als bei den anderen Vakzinen mit nur einem Piks davon, sollte aber dennoch einen ähnlich starken Schutz genießen.

Auch die unmittelbaren Nebenwirkungen hielten sich anders als bei der Zweitimpfung mit mRNA-Impfstoffen, durch die viele ordentlich gebeutelt wurden, meist in Grenzen. Doch schon bald stellte man fest: Ähnlich wie beim Vakzin von Astrazeneca wurde auch hier bei Jüngeren eine erhöhte Zahl von Hirnvenenthrombosen verzeichnet.

Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) den Impfstoff von Johnson & Johnson nur noch für über 60-Jährige. Jüngere können sich nur noch nach ausführlicher ärztlicher Beratung und Abwägung damit impfen lassen.

Trotzdem: Johnson & Johnson schützte zunächst nachweislich vor Infektionen und vor schweren Verläufen. Doch die Zeit und wohl vor allem auch die Delta-Variante haben die Beurteilung geändert. Bei mit Johnson & Johnson geimpften Menschen kommt es offenbar deutlich häufiger zu Impfdurchbrüchen als bei den anderen Impfstoffen.

Ähnliche Wirkung wie Totimpfstoff

Besonders überraschend ist es für viele Experten allerdings nicht, dass ein Piks mit dem Impfstoff nicht dauerhaft ausreicht. "Es handelt sich um einen adenoviralen Vektorimpfstoff. Da sich der Adenovirusvektor im menschlichen Organismus nicht vermehren kann, ist der Impfstoff wie ein Totimpfstoff zu betrachten. Bei Totimpfstoffen ist es erwartbar, dass eine einmalige Impfung nicht zu einem dauerhaften Schutz führt", betont Christian Bogdan, Stiko-Mitglied und Leiter des Instituts für Klinische Mikrobiologie und Immunologie am Uniklinikum Erlangen.

Nichtsdestotrotz ließen sich laut jüngst publizierten Daten immerhin acht bis neun Monate nach einer Impfung mit Johnson & Johnson noch Sars-CoV-2-spezifische Antikörper- und T-Zell-Antworten nachweisen. Trotz aller Verunsicherung biete der Impfstoff einen sehr guten Schutz vor schweren Erkrankungen, Hospitalisierung und Tod infolge einer Sars-CoV-2-Infektion, wie Bogdan bekräftigt.

"Durchbruchserkrankungen können Ausdruck des nachlassenden Impfschutzes nach einmaliger Impfung sein oder auch durch ein primäres Impfversagen bedingt sein", erklärt der Impf-Experte.

Zweitimpfung mit welchem Impfstoff?

Zugelassen ist bislang nur die einmalige Impfung. Geimpfte können sich also nicht einfach einen zweiten Piks mit diesem Vakzin setzen lassen. Der Hersteller testet aber gerade in einer Studie die Wirkung einer zweiten Impfung. Laut vorläufig publizierten Ergebnissen führt eine zweite Spritze im Abstand von sechs Monaten zur ersten Impfung zu einem etwa neunfachen Anstieg der Antikörper im Vergleich zum Wert nach der ersten Impfung.

"Es ist anzunehmen, dass auch eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff zu dem gewünschten Boostereffekt führt", betont Bogdan. Klinische Studien zu einem solchen Vorgehen laufen derzeit zwar schon, Resultate liegen aber noch nicht vor. Eine solche Impfung ist also noch nicht möglich.

Eine unmittelbar dringende Notwendigkeit zur erneuten Impfung besteht wohl noch nicht, zumal bei den meisten Geimpften die Impfung noch nicht die erwähnten acht bis neun Monate her ist. Jedenfalls werden sie sich noch ein wenig in Geduld üben müssen. All zu lange will man sie aber nicht mehr warten lassen. "Zum weiteren Vorgehen bei bisher einmalig mit der Johnson & Johnson-Vakzine geimpften Personen wird sich die Stiko innerhalb der nächsten Wochen äußern", kündigt Bogdan an.

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