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Genusstour auf Gredl-Radweg: Prämierter Presssack und glückliche Schafe

André Ammer

Region und Bayern

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24.8.2020, 13:14 Uhr
Genusstour auf Gredl-Radweg: Prämierter Presssack und glückliche Schafe

© Foto: Ralph Micolay

"Statt Tapas in Spanien, Crêpes in Paris oder Pizza in Italien gab es für uns diesen Sommer Burger in Eysölden und Presssack in Thalmässing", schreiben Damaris Beygang und Hanna Altmann, doch für die jungen Leserreporterinnen ist diese regionale Ferienkost weiß Gott kein Grund zur Klage. Die beiden fränkischen Abiturientinnen kamen nach ihrer Recherchetour durch den südlichen Landkreis Roth zu der Erkenntnis, "dass Urlaub in der Region genauso bereichernd sein kann wie sonst wo".

Ein Tagesausflug durch einige schöne Ecken des Fränkischen Seenlandes und des Naturparks Altmühltal war die zweite von vier Genusstouren (siehe untenstehenden Infotext), die mehrere Leserreporterinnen und -reporter für unsere Zeitung absolviert haben. "Gredl-Genussradeln mit kulinarischer Kombi" lautet der Titel dieser Tour des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN), die neben einer abwechslungsreichen Landschaft auch unterschiedliche regionale Spezialitäten bietet.

Start ist im malerischen Greding, dessen "fast authentisch erhaltener spätmittelalterlicher Marktplatz" es besonders Wilfried Erbe angetan hat. "Mehrere Wirtshäuser, Eisdiele, Café und der Duft aus zwei Bäckereien locken schon zur ersten Einkehr", schreibt der Genussreporter aus dem Landkreis Neumarkt.

Im einige Kilometer entfernten Thalmässing wartet ja aber schon die erste Genussstation, die Metzgerei Lederer, deren roter Presssack im vergangenen Jahr von der Metropolregion Nürnberg mit dem Titel "Unsere Originale" ausgezeichnet wurde. Die hausgemachte Spezialität würzt Manfred Lederer, der zusammen mit seiner Frau Stefanie den Familienbetrieb in vierter Generation führt, unter anderem mit naturbelassenem Steinsalz.

"Zufriedene Schweine"

"Diese Qualität schmeckt man", lobt Damaris Beygang, und Gaby und Ralph Micolay sehen sich nach einer Kostprobe auch im nahegelegenen Schweinezuchtbetrieb der Familie Meyer um, von dem die Lederers einen Großteil ihres Fleischs beziehen. "Durch die Haltung auf Stroh wird das angeborene Wühlverhalten unterstützt. Die Schweine machen auf uns einen sehr zufriedenen Eindruck, wie auch die anderen Tiere des Hofes", schreibt das Paar aus Nürnberg.

Monika Schwarzfischer, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Harald Ruck ein Rechercheteam bildet, erfährt außerdem, dass die Nutztiere aus Ruppmannsburg aufgrund der höheren Bewegungsfreiheit mehr Muskeln als konventionell gehaltene Schweine ausbilden und auch später geschlachtet werden als ihre bedauernswerten Artgenossen in der Massentierhaltung. "Und durch den kurzen Weg vom Hof in die Metzgerei entfällt der Stress mit Adrenalinbildung durch lange Transporte", erfährt Wilfried Erbe.

Das Tierwohl wird auch in der nächsten Recherchestation, dem Bio-Arche-Hof der Familie Gerstner in Eysölden, groß geschrieben. Der Betrieb, der Mitglied in der Gesellschaft alter und gefährdeter Haustierrassen sowie beim Erzeugerverband Bioland ist, engagiert sich für den Erhalt von 19 verschiedenen Nutztierrassen, zum Beispiel das Brillenschaf sowie das Alpine und das Krainer Steinschaf, die Pfauenziege und das Rottaler Pferd.

Haltung so artgerecht wie möglich

Genusstour auf Gredl-Radweg: Prämierter Presssack und glückliche Schafe

© Foto: Ralph Micolay

Barbara Gerstner, deren Vater den Hof vor 35 Jahren zunächst als Hobby erworben hatte, führt die Reporterteams zu den Weiden, wo die Schafe so artgerecht wie möglich (unter anderem werden die Jungtiere nicht von der Mutter getrennt) gehalten werden. "Außerdem schlachtet der Familienbetrieb selbst, verkauft Produkte wie Joghurt und Käse im eigenen Hofladen und verwertet nicht nur das besonders zarte Fleisch, sondern auch Felle, Innereien und alles, was in Industriebetrieben als ,Rest‘ zählt", erfahren Damaris Beygang und Hanna Altmann.

"Sogar stark verunreinigte Wolle wird im Garten kompostiert", schreibt Monika Schwarzfischer, der vor allem der selbst gemachte Schafscamembert zusagt. Heike Kasperl aus Erlangen wiederum deckt sich im Hofladen mit grüner Wolle ein, während Gaby und Ralf Micolay ein Schaffell und einen Filzhut kaufen.

Ravioli mit Bockshornklee

In der dritten Genusstation, der Schlossschänke in Eysölden, verkostet das Paar aus Nürnberg außerdem eine weitere prämierte Spezialität: Die Betreiberin Veronika Schiele serviert Kräuterravioli, die unter anderem mit Bockshornklee gefüllt sind, und führt die neugierigen Besucher durch das denkmalgeschützte Schloss, das auch über einige romantische Gästezimmer verfügt.

Andere Rechercheteams probieren Rote-Bete-Hanf-Burger, doch bei Stefan Kasperl wird der Genuss der teilweise vegetarischen oder gar veganen Köstlichkeiten empfindlich getrübt. "Leider verhilft mir ein Wespenstich zu einer kostenlosen, wenngleich unerwünschten Botox-Oberlippe", schreibt der Erlanger, der aber nach der Tour seinem 86-jährigen Vater eine große Freude machen kann. Kasperls Eltern waren früher regelmäßig nach Thalmässing gefahren, um sich mit den Spezialitäten der Metzgerei Lederer einzudecken. Nun brachte der Sohn eine große Portion Presssack vorbei, die natürlich sofort verkostet wurde.

+++ Hier können Sie sich für die dritte Genusstour anmelden! +++

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