B 13: Wie kann Schlungenhof entlastet werden?

4.2.2020, 05:50 Uhr
B 13: Wie kann Schlungenhof entlastet werden?

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Konkret verlangen die beiden Öko-Demokraten, "alle freigewordenen Kräfte und einen kleinen Teil der Mittel" einzusetzen, um die "Lärmprobleme zu minimieren". Sie fordern "Tempo 30 km/h innerorts", den Einsatz von sogenanntem "Flüsterasphalt insbesondere an der Ortsein- und -ausfahrt", Einfädelspuren, um Staus zu verhindern, Schallschutzfenster und "Schallschutzbauwerke, wo möglich". Zudem soll es bessere Möglichkeiten für Fußgänger geben, die B 13 zu überqueren, ohne den rollenden Verkehr zu behindern – und Angebote an die nur noch wenigen Anwohner der Bundesstraße, von dort wegzuziehen und sich anderswo niederzulassen.

Die angebliche Aussage von StBAn-Leiter Heinrich Schmidt, dass nach dem Bürgerentscheid in Schlungenhof gar nichts passieren werde, sei "aus der Sicht der Bevölkerung Schlungenhofs und ganz Gunzenhausens völlig inakzeptabel".

"Weiterhin 12 000 Fahrzeuge"

Ein Vorwurf, den Schmidt freilich nicht auf sich sitzen lassen will. Seine Aussage habe sich selbstverständlich nur darauf bezogen, dass nicht weiter an einer Umgehung geplant werde. "Aber natürlich machen wir weiter und suchen nach Entlastungsmöglichkeiten für die Schlungenhöfer", stellte er gegenüber dem Altmühl-Boten klar. Wobei man jedoch an einer Tatsache nicht vorbeikomme: "Es werden weiterhin 12 000 Fahrzeuge und mehr als 1000 Lkw durchrollen und ihre Schadstoffe ausstoßen."

B 13: Wie kann Schlungenhof entlastet werden?

© Jürgen Eisenbrand

Die Vorschlagsliste der ÖDP betrachtet der Fachmann eher skeptisch. "Flüsterasphalt" etwa sei innerorts ungeeignet, weil bis Tempo 50 das Motorengeräusch lauter als das Rollgeräusch sei. "In Bayern wird er grundsätzlich nur auf Autobahnen verbaut", sagte Schmidt, "denn er braucht hohes Tempo." Bei niedrigen Geschwindigkeiten verschmutze der offenporige Asphalt und werde unwirksam. Und auch das Anfahren und Abbremsen der Autos, wie es in der Ansbacher Straße zu erwarten wäre, setze dem empfindlichen Straßenbelag zu.

Eine Versuchsstrecke bei Ingolstadt, die von Fans des Flüsterasphalts gerne als Beispiel für den Einsatz auch bei niedrigerem Tempo genannt werde, sei nicht mit den Gegebenheiten vor Ort vergleichbar, baute Schmidt sogleich Gegenargumenten vor. Dabei handle es sich um eine freie Strecke ohne Brems- und Anfahrt-Stellen. Schallschutzfenster könne man den Anwohnern – wie vor Jahren schon einmal geschehen – durchaus anbieten, denkbar seien auch an manchen Stellen Lärmschutzwände. Die aber könnten maximal zwei bis zweieinhalb Meter hoch ausfallen – und brächten deshalb den Anwohnern nur in Gärten oder in Erdgeschossen Entlastung. Weshalb Schmidt auch eine Kombination beider Maßnahmen für denkbar hält: Schallschutzfenster in den oberen Stockwerken, Wände für das Parterre.

Für Tempo 30 auf Bundesstraßen sei "eine politische Diskussion" notwendig, sagte Schmidt. Er selbst kenne solche Fälle in Mittelfranken nicht, lediglich in Ulm und Nördlingen werde es praktiziert. "Aber das liegt auch nicht in unserer Zuständigkeit", stellte er klar, da müssten sich die Verfechter einer solchen Geschwindigkeitsbegrenzung ans Landratsamt wenden.

"Nicht möglich"

Umzugs-Angebote an die Anwohner hält Schmidt für "rechtlich nicht möglich", und auch die geforderten Einfädelspuren, über die auch sein Amt schon nachgedacht habe, sieht er kritisch. Denn dadurch werde die Straße insgesamt breiter, und er fürchtet aus Erfahrung: "Wenn die B 13 breiter wird, wird dort noch schneller gefahren." Aber darüber könne man mit der Stadt und Vertretern aus Schlungenhof gerne diskutieren.

"Mit Staunen" habe er in dem Brief die ÖDP-Forderung nach "Schaffung neuer und besserer Fußgänger-Querungsmöglichkeiten, die den konstanten Verkehrsfluss möglichst nicht behindern", gelesen. Denn wenn man Wert auf Barrierefreiheit lege, könne das ja nur bedeuten, dass man Fußgängerbrücken mit Rampen bauen müsste, die maximal 4 Prozent Steigung aufwiesen. "Das werden Riesen-Bauwerke", sagte Schmidt – und prophezeit: "Die wird niemand nutzen."

Denkbar seien hingegen Fußgänger-Ampeln, gerne auch mit einer sogenannten "Querungshilfe", also einer "Insel" zwischen den zwei Fahrstreifen. Wobei da bedacht werden müssen, dass es einen zusätzlichen Stopp für den rollenden Verkehr gebe – Lärm beim Abbremsen und Anfahren inklusive.

Er lasse gerne auch über eine zusätzliche, intelligent gesteuerte, also nur bei Bedarf umschaltende Ampel an der Ausfahrt vom Seezentrum mit sich reden, und einen Kreisverkehr an der Kreisstraße Richtung Laubenzedel halte er durchaus für "überlegenswert". Dazu müsste die Stadt Gunzenhausen allerdings den notwendigen Grunderwerb tätigen.

In einem Punkt widersprach Schmidt den Briefeschreibern entschieden: Es sei eben nicht möglich, Geld, das man durch den Verzicht auf die Umfahrung einspare, einfach für die Ertüchtigung der bestehenden B 13 zu nutzen. Die Mittel seien für Straßen-Neubauten bestimmt und dürften nicht für andere Zwecke genutzt werden. Für die geforderten Eingriffe müsse man Mittel aus anderen Geldtöpfen auftun.

Die Schlungenhöfer Ortssprecherin reagiert ein wenig ungehalten, wenn man sie auf den Brief der ÖDP-Kreisräte anspricht. "Der Vorwurf, Heinrich Schmidt mache nichts, stimmt einfach nicht", sagt Ella Reichardt. Schmidts Behörde sei sehr wohl an dem Problem dran, aber das Planen einer so komplexen Materie dauere nun mal seine Zeit.

Sie habe bereits Signale aus Schmidts Behörde empfangen, dass man demnächst über die Lage nach dem Bürgerbegehren sprechen wolle. Und sie werde sich mit Mitstreitern aus dem Ortsteil zusammensetzen, um eine Art "Wunschliste" für das StBAn zusammenzustellen. Auf der stehe dann bestimmt auch eine Abbiegespur an der nördlichen Ortsausfahrt in Richtung Weiler: "Dort hat jeder der Anwohner schon mal einen Auffahrunfall erlebt."

"Lebensgefährlich"

Den Fußgängerüberweg an der Tankstelle hält sie für "lebensgefährlich": "Die Autofahrer übersehen das Rotlicht, die schauen nur auf die Benzinpreise", sagt sie. Eine Unterführung an dieser Stelle wäre wohl "am sichersten, ist aber vermutlich zu teuer".

Der Kreisverkehr an der Kreuzung der B 13 mit der Kreisstraße "sollte möglich sein", meint Ella Reichardt. Und auch die von Schmidt angesprochenen Querungshilfen bei Fußgängerüberwegen hält sie für eine diskutable Idee.

Die Ortssprecherin ist jedenfalls überzeugt davon, dass man sich mit Heinrich Schmidt und seiner Behörde ernsthaft über Erleichterungen für die Schlungenhöfer verständigen kann. "Warum die ÖDP glaubt, jetzt so ein Remmidemmi veranstalten zu müssen, verstehe ich nicht."

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