BN spricht beim Masterplan von Center Parcs von "Greenwashing"

22.3.2021, 17:21 Uhr
Der Bund Naturschutz unterstreicht auch in seiner neuesten Stellungnahme zu Center Parcs den hohen ökologischen Wert des Muna-Waldes bei Langlau.

© Herbert Kraus Der Bund Naturschutz unterstreicht auch in seiner neuesten Stellungnahme zu Center Parcs den hohen ökologischen Wert des Muna-Waldes bei Langlau.

"Für einen Nicht-Fachmann mögen sich die Ausführungen der CP-Manager vielleicht plausibel und nachvollziehbar anhören, und manch einer mag gewillt sein, den Beteuerungen von Frank Daemen und Jan Janssen, ihnen liege die Natur ebenso am Herzen wie der ökonomische Erfolg des Projekts, tatsächlich Glauben schenken. Jedoch möchte die Ortsgruppe Gunzenhausen die Bevölkerung eindringlich vor dieser Art der Augenwischerei warnen." So heißt es von der hiesigen Ortsvorsitzenden Alexandra Kresse. Ein Kohlekraftwerk werde auch nicht umweltverträglicher indem man auf den Gebäuden eine Photovoltaikanlage installiere. Es kommt immer auf das Gesamtkonzept an.


Center Parcs zeigt sein Dorf am Brombachsee


Fakt sei nun einmal, dass für die Errichtung der Ferienanlage ein "einzigartiges Naturparadies" zerstört würde, und das kann man nicht leugnen oder schönreden. Hellhörig sollte jeder werden, so Kresse, wenn von einem Großparkplatz für 1800 Fahrzeuge die Rede ist. Ihre Rechnung sieht so aus: Es steht fest, dass ein Fahrzeug mit durchschnittlichem Verbrauch etwa zwei Kilo Kohlenstoffdioxid pro zehn Kilometer produziert. Dann erzeugen 1800 Fahrzeuge 3,6 Tonnen CO₂ täglich und 1314 Tonnen jährlich. Das gilt nur für eine Strecke von gerade einmal zehn Kilometern, so die BN-Vertreterin weiter.

Die Behauptung, dass die Feriengäste ihre Fahrzeuge während ihres Aufenthaltes ja gar nicht nutzen würden, sondern nur die An- und Abreise ins Gewicht fallen würde, sei ebenso Augenwischerei. Ein jeder braucht nur seine eigenen Urlaube zu betrachten.

Schließlich nutzen die CP-Manager jede Gelegenheit, den örtlichen Verantwortlichen gegenüber immer wieder zu betonen, welchen positiven Effekt der Park für die lokale Wirtschaft und Gastronomie hätte. "Aber wie, wenn nicht mit dem Auto, kann eine vierköpfige Familie zum Beispiel nach Gunzenhausen zum Einkaufen oder Essen gelangen? Entweder ist das Argument des wirtschaftlichen Aufschwungs für die Region nicht haltbar oder aber die Behauptung, dass die hiesige Bevölkerung keine negativen Auswirkungen durch das enorm ansteigende Verkehrsaufkommen mit Lärm und Abgasen zu rechnen hätte, ist schlichtweg falsch!", konstatiert die Ortsgruppe Pleinfeld.

Auch das Personal und die Versorgung bewirken Verkehr

Hartnäckig würden bei den Ausführungen regelmäßig die Angestellten des Parks vollkommen außer Betracht gelassen. Im Center Parc Leutkirch sind nach eigenen Angaben 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Da diese mit Sicherheit nicht innerhalb des Parks wohnen, ist alleine dadurch mit einer starken Zunahme des Verkehrs durch eben diese Mitarbeiter des Parks zu rechnen. Gänzlich unberücksichtigt wurde auch laut BN die Ver- und Entsorgung der Gäste: 3000 Feriengäste produzierten eine Menge Müll und müssen versorgt werden. Dies könne nur per Lkw und damit über das Straßennetz erfolgen.

Das größte "Greenwashing" aber wird in den Augen der BN-Kreisgruppe, die sich geschlossen gegen das Projekt stellt, betrieben, indem der Bevölkerung eingeredet werde, dass "nur" 27 Hektar effektive Waldfläche verloren gingen. Es solle dem nicht informierten Bürger weisgemacht werden, dass die Rodung von 58 Hektar Naturwald durch die Neupflanzung von Bäumen kompensiert werden könnte.

"Jeder Waldbesitzer weiß wie lange es dauert, bis neu gepflanzte Bäumchen eine stattliche Höhe erreichen, wenn sie überhaupt anwachsen, was in Zeiten des Klimawandels und der damit einhergehenden Trockenheit ein immer größer werdendes Problem darstellt", heißt es in der Pressemitteilung. Ein Wald sei ein über Jahrzehnte gewachsenes Ökosystem, mit unzähligen Nahrungsnetzen und ökologischen Gleichgewichten, deren Zerstörung mit für den Menschen teilweise gar nicht abschätzbaren Folgen verbunden sei.

Nach einer aktuell veröffentlichten Studie der Zeitschrift "Nature Geoscience" fanden Wissenschaftler der Universität Cambridge heraus, dass die aktuellen Trockenperioden in Europa die schlimmsten der letzten 2000 Jahre seien und sich eindeutig auf den Menschen zurückführen ließen. Es sei auch von daher nicht nachvollziehbar, wie die Entscheidungsträger ökonomischen Zielen gegenüber der eigenen Lebensgrundlage den Vorrang gäben, "und das, obwohl viele doch selber Kinder und Enkelkinder haben, wo man meinen sollte, dass deren Zukunft Grund genug sein sollte, verantwortungsvoll zu handeln und zu entscheiden", so Alexandra Kresse.

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