Bürger pro Center Parcs: "Einen sanfteren Tourismus gibt es gar nicht"

2.4.2021, 07:40 Uhr
Bürger pro Center Parcs:

© Foto: Jürgen Eisenbrand

Inzwischen haben dieses "Bürgerbekenntnis" mehr als 120 Personen unterschrieben, von denen immerhin 95 aus der 1500-Einwohner-Gemeinde Pfofeld kommen. Und weil nach der Präsentation des CP-Masterplans die Emotionen erneut hochkochen, ist es den Wortführern der IG ein Anliegen, dem eine "vernünftige, sachliche und faktenbasierte" Position entgegenzusetzen, wie Elena Seubert aus Thannhausen es formuliert. Und Nicole Maaß stellt gleich zu Beginn eines Pressegesprächs in Corona-gerechter Runde fest, dass "wir nicht bedingungslos dafür sind, aber eben offen für die Argumente von Center Parcs".


Termin für Abstimmung zu Center Parcs steht fest


"Wir wollen keine Fronten aufbauen", betont nicht nur die Rehenbühlerin Marianne Gempel, weshalb sie auch konsequent das Wort "Gegner" vermeiden und lieber von den "Kritikern" der Anlage sprechen. Zumal es "nur wenige" seien, "die harte Fronten aufbauen", so Nicole Maaß. Ihr Mitstreiter Jochen Barthel spricht von nur "wenigen Schreihälsen", die außerdem zumeist nicht aus der Gemeinde kämen. Und dann "reingrätschen, ohne eine Ahnung von den Verhältnissen vor Ort zu haben", wie Elena Seubert findet.

So stehe beispielsweise eine Umfahrung "seit Jahren auf unserer Wunschliste", sagt die Thannhäuserin Maaß. Deshalb sei man auf Center Parcs-Vertreter zugegangen – und die hätten diese Erschließungsvariante prompt in ihr Verkehrskonzept aufgenommen, sagt sie anerkennend.

Lob für die Offenheit von Center Parcs

Überhaupt sei es "relativ einmalig, wie offen Center Parcs ist", findet Tobias Meier aus Thannhausen. Unternehmensvertreter hätten vor und nach den Masterplan-Präsentationen Gespräche angeboten, sie gäben ihre persönlichen Telefonnummern zur direkten Kontaktaufnahme heraus, und sie "suchen Kontakte mit der Bevölkerung als Nachbar", stellt Nicole Maaß fest: "Das tun andere Investoren nicht."

Bürger pro Center Parcs:

© Foto: Jürgen Eisenbrand

Aber natürlich resultiert die Haltung der "Bürger pro Center Parcs" nicht daraus, dass die Vertreter des Urlaubskonzerns besonders nett sind. Sondern weil sie vom Konzept der Anlage überzeugt sind: "Einen sanfteren Tourismus als den gibt es gar nicht", bringt es der Pfofelder Andreas Heid auf eine kurze Formel. Er sei im September 2020 in Leutkirch gewesen, um sich die CP- Anlage dort anzusehen, "und ich habe so etwas noch nie gesehen", schwärmt er. Das Feriendorf sei wie ein Campingplatz mit festen Häusern, die vielen Besucher der damals zu 90 Prozent ausgebuchten Anlage hätten sich gut verteilt, nichts habe überlaufen gewirkt: "Wenn ich dann höre, dass ein Center Parc nicht hierher passt, dann muss ich schon fragen: Wenn nicht sowas, was denn dann?" Er sei übrigens damals mit zwei Kritikern unterwegs gewesen – "und die waren hinterher dafür".

Zielgruppe eines Center Parcs seien Familien mit Kindern, also ein ruhiges Klientel, das die zahlreichen Angebote auf dem Gelände nutzen werde. Ältere, gut situierte Besucher wiederum würden eine gehobene Gastronomie in der Umgebung nutzen, sind die IG-ler überzeugt. Die fehle bisher weitgehend und könne sich durch die neue Nachfrage entwickeln. "Und diese anspruchsvolle Kundschaft wäre in einem Center Parc sanft untergebracht", ergänzt die Pfofelderin Karina Schröder, denn der beanspruche nicht, wie andere Nobelherbergen, auch noch einen eigenen Golfplatz nebenan.

"Gutachten verweist CP in enge Schranken"

Dass Pflanzen und Tierwelt auf dem Gelände geschützt werden, sei gut und selbstverständlich, argumentieren die Vertreter der IG. Aber zum einen gebe es auf den gut 165 Hektar beileibe "nicht nur klimawertvolles Gelände", wie Tobias Meier befindet. Und zum anderen "verweist das Gutachten Center Parcs in enge Schranken", sagt Nicole Maaß. So müsse das Unternehmen etwa im besonders schützenswerten Nordosten des Geländes überbaute Flächen entsiegeln, was den ökologischen Wert des betreffenden Areals steigere.

An einer Sanierung des Geländes komme man nach Ansicht von Jens Goppelt aber ohnehin nicht mehr vorbei, nachdem bei der MasterplanPräsentation die massive Belastung durch asbesthaltige Baustoffe bekannt wurde. Angesichts des maroden Zustands der betreffenden Gebäude müsse man damit rechnen, dass Asbestfasern in Richtung See verweht würden, "und dann ist unser ganzer Tourismus davon betroffen". Und wer dann die Schadstoffe wie Asbest, Kampfmittel oder Altlasten räume – der Bund oder Center Parcs – sei letztlich egal; Eingriffe in die Natur seien schlichtweg unvermeidlich.

Die Qualität der Gutachten, die die Kritiker massiv anzweifeln, stellt die Interessengemeinschaft nicht in Frage: "Die haben schließlich einen Ruf zu verlieren", kontert Tobias Meier den Vorwurf, es handle sich um reine Gefälligkeitsgutachten. "Gutachter müssen per se neutral sein", argumentiert Nicole Maaß. Sie arbeiteten unabhängig vom Auftraggeber und lieferten reine Fakten: "Und wir können nur hoffen, dass die Pfofelder sich an Fakten orientieren – und nicht an Halbwahrheiten."

Firma Gore als Beispiel

Einen besonderen "Werbefaktor für das Fränkische Seenland, Pfofeld und die ganze Region" (Maaß) erhoffen sich die IG-ler von der versprochenen Klimaneutralität des Center Parks. So wie sie überhaupt davon überzeugt sind, dass die Anlage der Region gut tue: Sie schaffe Arbeits- und Ausbildungsplätze, laste die touristische Infrastruktur auch im Winter besser aus – und könne womöglich sogar Unternehmen ins Seenland locken, die Wert auf sogenannte "weiche Standortfaktoren" legten. "Die Firma Gore hat sich damals auch wegen der Seen und dem hohen Freizeitwert in Pleinfeld niedergelassen", ruft Nicole Maaß in Erinnerung.

Die Jobs, die so entstünden, seien "heimatnahe Arbeitsplätze, die die Wertschöpfung in der Region halten und gut fürs Klima sind, weil die Leute nicht mehr pendeln müssen", sagt Tobias Meier. Und Jochen Barthel ist überzeugt, dass es ökologisch sinnvoller sei, wenn die Menschen ihren Urlaub hier verbrächten, als mit dem Flugzeug in die Ferne zu jetten.


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Zumal man sich von einer CP-Ansiedlung auch eine Ertüchtigung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) verspricht: zusätzliche Buslinien, kürzere Taktzeiten auf der Bahnstrecke zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen. Das gefiele auch Jochen Barthel, der hohe Ansprüche an das Verkehrskonzept stellt. In Leutkirch gebe es eine Autobahnausfahrt in unmittelbarer Nähe, hier rolle der Verkehr über Bundes- und Landstraßen: "Da müssen sie sich was einfallen lassen."

Etwas großräumiger denken

Was übrigens auch für die vielen Autos gelte, die vom Kreisverkehr an der Staatsstraße in Richtung Absberg rollen und den Rehenbühlern mächtig Lärm bescheren. Vorschlag der IG: Die Badegäste verlassen die St 2222 an der Stelle, an der man auch nach Gundelshalm abzweigt und werden durch den Wald sowie entlang dem Überleiter zwischen Furth- und Hühnermühle zur Seestraße geführt. Das habe zwar nicht unmittelbar etwas mit Center Parcs zu tun – aber wenn man eine solche Anlage plane, könne man ja auch mal etwas großräumiger denken.

Am Ende des ausführlichen Gesprächs beteuern alle Beteiligten noch einmal, dass sie "Center Parcs nicht blind hinterherlaufen, sondern durchaus kritisch sind". Und dass sie hoffen, dass die Auseinandersetzung um das Projekt die bislang so gut funktionierenden Dorfgemeinschaften nicht beschädigten. "Wir sitzen doch alle in einem Boot", sagt Tobias Meier, "und wir sollten alle in die gleiche Richtung rudern – und zwar nach vorn."

Und Jochen Barthel befindet kurz und knapp: "Wenn wir Center Parcs hier verneinen, dann müssen wir den Tourismus hier komplett ablehnen."

Ein "Bürgerbekenntnis" der IG in voller Länge sowie die Namen aller 122 bisherigen Unterzeichner finden Sie hier.

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