Center Parcs ist "Bestbieter"

21.8.2020, 16:55 Uhr
Center Parcs ist

© Jan Stephan

In den Stunden zuvor hatten bereits Manuel Westphal – eine als Landrat, eine zweite als Vorsitzender des Zweckverbandes Brombachsee (ZVB) – und Pfofelds Bürgermeister Reinhod Huber zu insgesamt drei Versammlungen am 1. September eingeladen, bei denen die Center Parcs-Mutter "Groupe Pierre et Vacances" ihre Planungen am Ufer des Brombachsees erläutern wollen.

Der nach eigenen Worten "europäische Marktführer im Nahtourismus" wurde demnach "von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Bestbieter der Ausschreibung ermittelt und erhielt die Zusage zum Erwerb des Geländes". Nun startet, heißt es in der Mitteilung, "der Planungs- und Genehmigungsprozess in engster Abstimmung mit regionalen und lokalen Behörden, der Politik sowie der Bevölkerung vor Ort und allen Interessengruppen". Erste Gespräche in der Region seien für Anfang September geplant.

"Wir können uns an diesem außergewöhnlichen Standort die Entwicklung eines nachhaltig-ökologischen Ferienparks sehr gut vorstellen", sagt Frank Daemen, Geschäftsführer Center Parcs Deutschland. Aktuell sei das Gelände jedoch noch mit Munition, Bunkerbauten und anderen Baustoffen kontaminiert. Diese Altlasten werde Center Parcs vollständig beseitigen, um ein öffentliches Parkgelände mit einem ganzjährig nutzbarem Tourismusangebot entstehen zu lassen. Dieses werde die Region gleichzeitig erheblich stärken.

Ein ganzjähriges Angebot

"Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben bei Center Parcs oberste Priorität", betonte Daemen. "Ein Ferienpark von Center Parcs ist keine Freizeiteinrichtung für Tagestouristen, die an sonnigen Sonntagen an den Brombachsee strömen. Ganz im Gegenteil: Mit Center Parcs kommt ein ganzjähriges Urlaubsangebot in die Region, bei dem unsere Gäste ihr eigenes Ferienhaus mitten in der Natur bewohnen und im Park eine Vielzahl naturnaher Angebote wahrnehmen können."

Die Center Parcs-Betreiber wüssten, "dass unsere Gäste, die umliegende Region während ihrer Urlaubszeit erkunden, in Gasthäusern einkehren, Kultureinrichtungen besuchen, Wanderungen und Radtouren machen und im lokalen Einzelhandel einkaufen". Center Parcs bedeute sanfter Tourismus und sei allein in Deutschland "bereits sechs Mal erfolgreich umgesetzt", resümiert Daemen.

In einer ersten, früheren Version dieser Pressemitteilung der Groupe Pierre et Vacances / Center Parcs Germany GmbH war die Rede davon, dass Center Parcs bereits die Zusage zur Bebauung des ehemaligen Muna-Geländes erhalten habe. Diese Aussage hat Center Parcs am Tag darauf korrigiert: Es gehe um die Zusage zum Erwerb der Fläche. Dennoch hat die erste Version im Landratsamt in Weißenburg für Aufsehen und vielleicht sogar Erschrecken gesorgt. Jedenfalls ging als Reaktion auch von dort eine Pressemitteilung ein. Tenor: Weder von Seiten des Landratsamts noch von weiteren zuständigen Planungs- und Genehmigungsbehörden sei bislang eine Zusage erteilt bzw. in Aussicht gestellt worden. Eine derartige behördliche Zusage oder Genehmigung wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt aufgrund der dafür notwendigen Antragstellung, Pläne und Gutachten sowie im Hinblick auf die verschiedenen Verfahren, die für die Realisierung dieses Vorhabens im Vorfeld einer baurechtlichen Genehmigung noch zu durchlaufen sind, "völlig ausgeschlossen". Die in dem Zusammenhang zwingend notwendigen behördlichen Planungs- und Genehmigungsverfahren werden laut Landratsamt insgesamt einen Zeitraum von mehreren Jahren beanspruchen. Landrat Westphal verweist hier insbesondere auf das erforderliche Raumordnungsverfahren und auf das anschließende Flächennutzungsplan- bzw. Bebauungsplanverfahren.

Der weitere Entwicklungsprozess müsse sich an folgenden Grundsätzen orientieren: Das Vorhaben könne planerisch nur mit der Region entwickelt werden. Transparenz und umfassende Informationen zum geplanten Vorhaben seien für die Akzeptanz in der Öffentlichkeit wichtig. Ein breiter Beteiligungsprozess für die Öffentlichkeit sei wichtig, um Risiken und Beeinträchtigungen durch das Vorhaben von vorneherein zu vermeiden und um regionale Belange bei der Planung berücksichtigen zu können. Bisher lägen vom Investor noch keine konkreten Planungen vor, der Prozess sei somit "derzeit völlig ergebnisoffen".

Informationen aus erster Hand

Manuel Westphal lädt in nahezu gleichlautenden Schreiben für den 1. September die Mitglieder des ZVB (9 Uhr, Stadthalle Gunzenhausen) und die Mitglieder des Kreistags (14 Uhr an gleicher Stelle) ein, sich vom Investor aus erster Hand über deren Pläne informieren zu lassen. "Dieses Angebot von Center Parcs, nun in einen offenen Dialog mit der Region zum Ansiedlungsvorhaben zu treten", begrüße er ausdrücklich, schreibt der Landrat. Die ZVB-Versammlung und die Kreistags-Infoveranstaltung seien dafür "geeignete Plattformen".

Allerdings sind sie nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, weshalb Westphal schon jetzt ankündigt, dass Center Parcs in den nächsten Wochen "in weiteren Informationsveranstaltungen die regionale Bevölkerung informieren" müsse. Dabei bestehe "für die Bürgermeister in der Seenlandregion die Möglichkeit, mit Center Parcs entsprechend dem örtlichen Informationsbedarf weitere Bürgerinformationsveranstaltungen zu vereinbaren, um hier insbesondere örtliche Aspekte aufgreifen und somit frühzeitig in den weiteren Planungsprozess einbringen zu können".

Die Pfofelder, zu deren Gemeinde Langlau und damit auch das Muna-Gelände gehören, haben am Abend des 1. September um 19 Uhr die Möglichkeit, sich direkt vom Muna-Käufer informieren zu lassen: Bürgermeister Reinhold Huber hat für 19 Uhr auf das Gelände in der "Schwärz" (Ritterner Straße) eingeladen. Da es eine Freiluft-Veranstaltung sein wird, können inlusive Gemeinderat bis zu 200 Bürger daran teilnehmen – unter Wahrung der Abstandsregeln und der Hygieneregeln (Mund-Nase-Maske). Anmeldungen unter Angabe der Personenzahl bis Freitag, 28. August, per Mail an r.huber@pfofeld.de.

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