Erfolg mit Kellerbier und „Wet“

14.7.2013, 16:58 Uhr
Erfolg mit Kellerbier und „Wet“

© Werner Falk

Aber für den Erfolg steht nicht minder das süffige Bier, das dort durch die Kehlen der trinkfreudigen Gäste rinnt. Es kommt von der Strauß-Brauerei in Wettelsheim, die zugleich Eigentümer des Bierkellers ist.
Der Verlag Nürnberger Presse hat kürzlich den 672 Seiten starken Führer „Brauereien und Brauereigaststätten in Franken“ herausgebracht. Darin wird auch die Wettelsheimer Strauß-Brauerei in aller Kürze porträtiert. Der Altmühl-Bote stellt das heimische Brauunternehmen hier ausführlich vor, wie es die Leser von ihrer Heimatzeitung gewohnt sind.
Schon 1797 erwähnt
139 Jahre ist die Brauerei in Wettelsheim nun schon in Familienbesitz. Damals hat Johann Michel Strauß den Betrieb gekauft. Die eigentliche Gründung liegt schon länger zurück: Im Jahr 1797 erwarb Nikolaus Erdinger ein Braurecht und legte damit den Grundstein für die heutige Brauerei. 1821 ersteigerte eine Bubenheimerin Namens Elisabeth Stör die Manufaktur. Sie verheiratete sich später mit einem Johann Georg Ranzenberger, welcher nach ihrem Tod den Betrieb weiterführte und im Jahr 1849 den Sommerkeller gebaut hat. Im Jahr 1874 taucht in den Annalen erstmals der Name Strauß auf. Karl Strauß, der heutige Besitzer und Diplom-Braumeister, ist seit 1968 der Chef des Familienbetriebs. Er wird unterstützt von seiner Schwester Gertrud Engelhardt (Büro) und seinem Neffen Jochen Engelhardt. Dieser hat 1996 die Braumeisterprüfung mit Diplom abgeschlossen und ist seither der Ansprechpartner für die Kunden der Brauerei.
Wer durch Wettelsheim fährt, der sieht von der mittelständischen Brauerei nur die Frontseite. Tatsächlich ist das ganze Areal viel größer. In den zum Teil vierstöckigen Produktionsräumen ist Brautechnik nach dem modernsten Standard eingebaut. Dort stehen das computergesteuerte Sudhaus, die 20 Lagertanks (zu je 120 Hektoliter) und die fünf Gärtanks (mit ebenfalls je 120 Hektolitern).
Geringe Personaldichte
Weil viele Abläufe automatisiert sind, kommt die Brauerei mit wenig Personal aus. Die Brauerfamilie wird unterstützt von einem jungen Brauer sowie einem Bierfahrer, der den Gerstensaft zu den Gaststätten und Getränkemärkten bringt. Gebraut werden nur untergärigeBiere, also kein obergäriges Weizen. Hergestellt werden folgende Sorten: Helles, mit mildem Aroma und frischem vollmundigen Geschmack; Pils, mit schlanker Note und feiner Bittere; Märzen, mit dunkler Farbe und kräftigem Malzaroma. Zudem gibt es saisonal noch den Weihnachtsbock.
Am Wettelsheimer Keller wird traditionell nur Märzen ausgeschenkt. Der Stoff für den Biergarten kommt aus gepichten 100-Liter-Holzfässern. „Das ist seit Jahrhunderten so und soll auch so bleiben“, sagt der junge Braumeister Jochen Engelhardt. Die Fässer werden jedes Frühjahr in München frisch gepicht. Die Wettelsheimer Brauerei ist in ganz Südfranken die einzige Braustätte, die noch Holzfässer im Einsatz hat. Der rauchige, kräftige Geschmack des Bieres wird durch das Holzfass verstärkt. Liebhaber kommen dafür aus ganz Bayern in den Treuchtlinger Ortsteil, wo sie ihr Lieblingsbier auch in kleineren Holzfässern (10, 15, 20, 30 Liter) kaufen können. In die Gaststätten und in den Handel kommt das Bier natürlich in Edelstahlfässern und in Kästen.
Seit acht Jahren gibt es das „Wet“, ein Pils in der 0,33-Liter-Flasche. „Das ist bei jungen Leuten und auch bei den Damen sehr beliebt. Wir folgten damit einem Trend und sehen uns heute bestätigt, denn unser Pils wird immer beliebter“ gibt sich Jochen Engelhardt selbstbewusst. Zu 50 Prozent wird Helles produziert, zu 30 Prozent kommt Pils aus der Leitung und etwa 20 Prozent macht das Märzen aus. Außer dem Bierkeller gehören auch noch die Gaststätte „Sonne“ in Wettelsheim und der „Stör“ in Markt Berolzheim zur Brauerei. An die 30 weitere Gaststätten im Landkreis werden beliefert, dazu sämtliche Getränkemärkte und Zwischenhändler (z. B. Getränke-Jäger, Kalbensteinberg, und der Wettelsheimer Getränkevertrieb). So kommt Wettelsheimer Bier auch über die Grenzen Frankens hinaus. Zwei Drittel des Jahresausstoßes von über 12000 Hektolitern gehen in den Getränkehandel und etwa ein Drittel in die Gastronomie. Wir sind natürlich hauptsächlich im Landkreis präsent, aber auch bis Augsburg und Ansbach vertreten, beschreibt der Braumeister den Geschäftsradius. Man bedient strategisch geschickt den schwäbischen Raum, denn dort gibt es kaum mehr kleinere Brauereien.
Die Rohstoffe, die verarbeitet werden, kommen garantiert aus der Region. Das Malz aus der Pappenheimer Mälzerei, der Hopfen aus Spalt und aus der Hallertau, das Wasser von der Wettelsheimer Viersteinquelle. Gebraut wird täglich ein Sud. Das sind 6000 Liter. An die zehn Stunden dauert der Vorgang. Danach wird der Würze untergärige Hefe zugesetzt und das Bier vergoren.
Bier reift sechs Wochen
Die Gär- und Lagertanks haben eine automatische Reinigung. Handarbeit erübrigt sich hier also. Jochen Engelhardt beschreibt, dass das Bier sechs Wochen lang reift. Das Verfahren: die klassische kalte Gärung. Im Gegensatz dazu lagert Billigbier nicht, sondern wird warm vergoren und schon nach wenigen Tagen verkauft.
In die Abhängigkeit von Abfüllbetrieben hat sich die Strauß-Bräu nie begeben. Im Jahr 2004 ist deshalb umfangreich modernisiert worden und man hat eine neue Flaschen­abfüllanlage angeschafft. „Das war zwar eine Rieseninvestition für eine kleine Brauerei“, sagt der Junior, „aber wir haben damit unsere Unabhängigkeit gesichert und für die Zukunft investiert.“ Moderne Technik und althergebrachte Brautradition schließen sich nicht aus. „Wir wollen ein gesundes Mittelmaß finden“, äußert sich Engelhardt zur Geschäftspolitik.
Probleme gibt es natürlich auch, aber die betreffen die ganze Branche. Die kleinen Getränkemärkte auf den Dörfern werden immer weniger. Übrig bleiben dann die großen Einzelhandelsketten, die von den Brauereien beliefert werden. Diese feilschen um jeden Cent. Zudem hat das Rauchverbot in den Gasthäusern zu weniger Bierkonsum geführt. „Wo gibt es heute noch die Schafkopfrunde oder einen größeren Stammtisch?“, fragt Engelhardt besorgt. Wenn auch der Bierdurst der Deutschen statistisch in den letzten Jahrzehnten stets zurückgegangen ist, so betrifft das glücklicherweise die Strauß-Bräu nicht: „Wir hatten die letzten Jahre, dank unserer treuen Stammkunden, stets ein leichtes Wachstum, einen positiven Trend.“

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