Gunzenhausen: Grüne lehnen die B-13-Umgehung ab

31.10.2019, 05:59 Uhr
Gunzenhausen: Grüne lehnen die B-13-Umgehung ab

© Wolfgang Dressler

In einer von Stadtrat Christoph Mötsch unterzeichneten Erklärung erinnern die Öko-Politiker daran, dass "die Umgehung von Schlungenhof Teil eines Gesamtprojektes mit mehreren Ortsumgehungen entlang der B13 von der Autobahn-Anschlusstelle Ansbach bis Gunzenhausen ist". Neben der Ortsumgehung Schlungenhof seien auch Ortsumgehungen geplant in Stadeln (Gemeinde Muhr am See) und Merkendorf. Dies müsse man unbedingt "im Zusammenhang betrachten, damit die tatsächlichen ökologischen und finanziellen Auswirkungen in ihrer Gesamtheit deutlich werden".

Grundsätzlich bezweifeln die Grünen, dass es überhaupt einen Bedarf für diese Umgehungen gibt. So lägen zwar Aussagen zu den Kosten vor (Merkendorf 5,6 Millionen Euro, Stadeln 6,2, Schlungenhof 10,3), der volkswirtschaftliche Nutzen der Projekte sei jedoch "höchst fraglich, und die Gegenrechnung der Kosten durch angebliche Zeiteinsparungen bleibt unseriös". Zudem fehlten aktuelle Daten zu Verkehrszählungen, und unabhängige Studien prognostizierten rückläufige Zahlen. Die vom Staatlichen Bauamt Ansbach (StBA) im März 2017 präsentierten 8000 Kraftfahrzeuge je 24 Stunden rechtfertigten jedenfalls keine Ortsumgehung.

"Die Grünen fordern daher die Veröffentlichung dieser Zahlen, bevor das Projekt startet und dem Steuerzahler circa 23 Millionen Euro aufgebürdet werden", schreibt Mötsch: "Das Mautdesaster in Bayern wird dem deutschen Steuerzahler bereits jetzt schon mehr als 700 Millionen Euro kosten!"

Stärkerer Durchgangsverkehr

Gunzenhausen: Grüne lehnen die B-13-Umgehung ab

© AB-Archiv

Für Mötsch, als Laubenzedler unmittelbar von einer Umfahrung betroffen, steht jedenfalls fest: "So wie der Ausbau der B13 geplant ist, führt er mit Sicherheit zu mehr Durchgangsverkehr in unserer Region – eine attraktive Ausweichroute von Hilpoltstein (A 9) über Gunzenhausen (B 466) und B 13 über Schlungenhof, Stadeln und Merkendorf zur Anschlussstelle Ansbach (A6)." Auch die Auswirkungen auf die Umwelt "entsprechen vielfach nicht den EU-Richtlinien sowie den Zielsetzungen des Bundesverkehrswegeplans 2030", monieren die Grünen. So bewirkten alle diskutierten Varianten "einen massiven Eingriff in Umwelt und Natur und bedrohen die Urlaubs- und Erholungsregion Altmühlsee in ihrer Gesamtheit". Einzig die Nullvariante (keine Umgehungstrasse), mit Abstrichen auch die modifizierte Null-Variante (Verlegung der Kreisstraße samt Teilumgehung) kämen für die Partei in Frage.

Die vom StBA vorgeschlagene Variante 3.1 (wir berichteten) versiegele jedenfalls "übermäßig viele Hektar an landwirtschaftlich genutzter Fläche und ökologische Freiflächen". Die neue Trasse schlage mit einer Breite von 25 Metern auf fünf Kilometer Länge "eine mächtige Schneise in die Flur zwischen Laubenzedel und Schlungenhof! Rechnet man die drei benötigten Kreisverkehre, die bis sechs Meter hohe Überführung in Schlungenhof, die riesigen Untertunnelungen und überdimensionierten Lärmschutzdämme in Laubenzedel und alle nötigen Wirtschaftswege dazu, werden weit mehr als fünf Hektar wertvolle Fläche asphaltiert sein".

Zudem entstehe "eine verstärkte Verinselung von Biotopen und Freiflächen, mit allen negativen Auswirkungen auf Artenvielfalt, Flora und Fauna". Wie extrem stark die Eingriffe in die Landschaft seien, zeige eine "leider noch nicht veröffentlichte grafische Visualisierung der Varianten des Staatlichen Bauamts Ansbach. Die sollte auf der Infoveranstaltung am 11. November unbedingt vorgestellt werden", fordert Mötsch.

"Echte Verkehrsberuhigung"

"Die Grünen in Gunzenhausen sind aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen entschieden gegen dieses Projekt, sehen aber durchaus die Notwendigkeit einer Reduzierung der Belastung der Anwohner in Schlungenhof", betont Christoph Mötsch. Daher setzten sie auf "sinnvolle Lärmschutzmaßnahmen und eine echte Verkehrsberuhigung auf der gesamten Ortsdurchfahrt von Schlungenhof". Das sei jedenfalls "weitaus ökonomischer als die geplante Ortsumgehung".

Das Bayerische Landesamt für Umweltschutz habe festgestellt, dass durch Einsatz von offenporigem Asphalt, Dämpfung von Kanaldeckeln sowie Unterflurhydranten eine deutliche Reduzierung des Lärmpegels erreicht werden könne. Das sei ein effektiverer "und weitaus kostengünstigerer Lärmschutz" als jener, den das StBA mit einer Ortsumgehung und der Reduzierung der Kfz-Dichte innerorts um 50 Prozent errechnet habe.

Eine sinnvolle Verkehrsberuhigung mit einem Kreisverkehr an der Einmündung der Kreisstraße aus Laubenzedel, weitere Überquerungshilfen für Fußgänger und Radfahrer verlangsamten den Verkehr und führten zu einer weiteren spürbaren Abnahme der Lärmbelastung, so Mötsch. Sogar eine Tempo-30-Regelung auf der innerörtlichen B 13 sei mittlerweile rechtlich möglich, wie Beispiele aus Baden-Württemberg zeigten.

Hoffnungen setzen die Grünen auf die sogenannte "Projektnachbewertung", die der Bund einfordere. Demnach könnten die vorgeschlagenen Varianten, etwa in Schlungenhof, nur dann positiv bewertet werden, wenn das Nutzen-Kosten-Verhältnis stimmt: "Dies ist bei den geplanten Ortsumgehungen leider mehr als fraglich."

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