Hesselbergbahn nimmt eine wichtige Hürde

8.7.2020, 06:30 Uhr
Hesselbergbahn nimmt eine wichtige Hürde

© Andreas Dollinger

Die Hürden für eine Reaktivierung von Bahnstrecken sind in Bayern hoch. Mindestens 1000 Reisendenkilometer pro Kilometer Strecke müssen in Prognosen erreicht werden, ehe der Freistaat Bayern über die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) den Schienennahverkehr finanziert. Bereits seit dem Jahr 2012 erstellte der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) jährlich entsprechende Fahrgastprognosen für eine mögliche Reaktivierung der Strecke (Pleinfeld–)Gunzenhausen–Nördlingen.

Nachdem bei der letzten Prognose aus dem Jahr 2014 die 1000er-Marke zumindest auf dem östlichen Abschnitt Gunzenhausen–Wassertrüdingen knapp überschritten wurde, sah dies auf der südwestlichen Strecke Wassertrüdingen–Nördlingen anders aus. Mit 960 Reisendenkilometern lag man denkbar knapp darunter, ein Aufweichen dieses Kriteriums kam für den Bayerischen Landtag allerdings nicht infrage.

Landrat ist erfreut

Aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Ries-Region regten der Kreistag Donau-Ries und der Freistaat beim VGN Ende 2019 die Aktualisierung der Prognose an, deren Ergebnisse jüngst vorgestellt wurden. Demnach käme nun erstmals auch der südwestliche Abschnitt über 1000 Reisendenkilometer, womit der Freistaat die Finanzierung übernehmen würde. In einer ersten Stellungnahme äußerte sich Landrat Stefan Rößle vom Landkreis Donau-Ries erfreut, dass diese wichtige Hürde für eine mögliche Wiederaufnahme des Betriebs genommen worden sei.

Auf Anfrage erklärte der VGN, dass neben der weiterhin moderat ansteigenden Einwohner- und Beschäftigtenzahl vor allem eine Optimierung der Anschlüsse zusätzliche Fahrgäste in den Zug locken soll. So ist in der Studie neben zwei neuen Haltepunkten auf Höhe Hainsfarth und im Nördlinger Industriegebiet Langenwiesen auch eine Verlagerung der Kreuzung der Riesbahn-Züge vorgesehen. Bislang kreuzen die Nahverkehrszüge der eingleisigen Strecke im Bahnhof Möttingen, durch eine Verkürzung der Fahrzeiten sollen sich diese künftig in Nördlingen begegnen. Damit würden für die Hesselbergbahn-Nutzer direkte Anschlussverbindungen Richtung Donauwörth und Aalen erreicht.

Weitere Planungen

Ob dies möglich ist oder dadurch nicht Anschlüsse in eben diesen Bahnhöfen zu sehr darunter leiden, muss nun Gegenstand der weiteren Planung sein. Ebenso muss laut BEG die Deutsche Bahn erst noch darlegen, ob der Bahnhof Nördlingen hierfür überhaupt freie Gleiskapazitäten hat oder umgebaut werden müsste.

Auch die Nördlinger BayernBahn, der seit einigen Jahren die Gleisanlagen der südlichen Hesselbergbahn gehören, muss nun einen Bau-, Zeit- und Finanzierungsplan für die Instandsetzung und Neubau der Infrastruktur erstellen.

Sobald alle Zahlen auf dem Tisch liegen und einen wirtschaftlichen Betrieb belegen, wäre es der BEG möglich, eine Bestellgarantie abzugeben. Diese ist für die BayernBahn Voraussetzung, um am Kapitalmarkt Gelder und etwaige Zuschüsse für die Ertüchtigung der Strecke zu erhalten. Anders als beim Zugbetrieb würde der Freistaat sich an diesen Kosten nicht beteiligen.

Sollte am Ende tatsächlich alle Signale auf Grün stehen, müsste allerdings auch der Busverkehr entlang der Strecke neu organisiert werden. Erfahrungsgemäß wird dies bei Busunternehmen aber auch Fahrgästen nicht immer auf Gegenliebe stoßen, was auch im Kreistag Donau-Ries bereits kritisch angemerkt wurde. Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten wollte sich die BEG daher nicht zu einem Zeithorizont äußern.

Auf die geplante Wiederaufnahme des Betriebs zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen haben diese Pläne zunächst keine Auswirkung. Ab Ende 2024 werden hier wieder Nahverkehrszüge der Deutschen Bahn rollen, eine spätere Verlängerung bis Nördlingen wäre über einen Ergänzungsvertrag jederzeit möglich.

Schwere Güterzüge

Positive Signale gibt es auch für den zweiten Ast der Hesselbergbahn von Nördlingen Richtung Dombühl. Da die BayernBahn aus wirtschaftlichen Erwägungen Ende 2018 als Betreiber absprang, musste das Eisenbahnbundesamt die Strecke stilllegen. Mit der neu gegründeten Mittelfränkischen Eisenbahnbetriebsgesellschaft konnte nun zumindest ein Betreiber für den Abschnitt Nördlingen–Wilburgstetten gefunden werden. Seit 2. Mai verkehren nun wieder regelmäßig schwere Güterzüge auf der Strecke. Vor allem Holzhackschnitzel werden aktuell von einem Sägewerk zu einer Zellstofffabrik bei Stendal befördert.

Keine Kommentare