Mit Drohne und GPS-Sendern gegen das Aussterben des Großen Brachvogels

26.11.2020, 06:01 Uhr
Mit Drohne und GPS-Sendern gegen das Aussterben des Großen Brachvogels

© Foto: Verena Auernhammer/LBV

Doch zum aufwendigen Schutz der Vögel besendert der LBV die Brachvögel nicht nur für ihre Reise in den Süden, sondern sorgt auch vor Ort in Bayern mit konkreten Schutzmaßnahmen für den Erhalt der bedrohten Vogelart. "Wir nutzen Drohnen, um im Frühling die Gelege der Großen Brachvögel zu finden und frühzeitig zu schützen", berichtet Verena Auernhammer, LBV-Projektleiterin Brachvogeltelemetrie.

Die Aktivitäten der sechs mit Satellitensendern ausgestatteten bayerischen Brachvögel in ihren Überwinterungsgebieten, darunter auch das Wiesmet nahe dem Altmühlsee, kann aktuell jeder live im Internet mitverfolgen.

Immer mehr Lebensraum geht verloren

Der Abwärtstrend des Großen Brachvogels in Bayern ist besorgniserregend. Waren es 1992 noch knapp 800 Brutpaare, sind es fast 20 Jahre später nicht einmal mehr 500 Paare des braun-weißen Wiesenbrüters mit der markanten langen Schnabelform. Hauptursache für die bedrohliche Lage des Großen Brachvogels ist der Verlust seines Lebensraums, der mit Wassermangel und ungünstigen Flächenstrukturen, wie zu dichten Wiesen und häufiger Mahd, einhergeht. Aber auch Störungen durch Freizeitaktivitäten der Menschen und der enorme Druck durch Fressfeinde wie den Fuchs lassen die Bestände zurückgehen, erklärt Verena Auernhammer.


Wiesenbrüterschutz ein Herzensanliegen


Inwiefern Verluste auf dem Vogelzug und während des Aufenthalts in den Winterquartieren für die Entwicklung des Bestands entscheidend sind, war bislang noch unklar. Hierfür liefert das vom LBV und dem Landesamt für Umwelt (LfU) konzipierte Satellitentelemetrie-Projekt neue Erkenntnisse. Das Projekt wird durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

Seit 2017 statten LBV-Mitarbeiter Große Brachvögel mit Satellitensendern aus, um ihre Zugrouten zu dokumentieren und sie so bei ihrem gefährlichen Zug in die südlichen Winterquartiere zu beobachten. "Während ihrer Reise erreichen die Zugvögel oft Spitzengeschwindigkeiten von 90 km/h. Einige Vögel legten den weiten Weg nach Süden innerhalb einer Nacht zurück und erreichen dabei eine Flughöhe von über 2000 Meter", so Auernhammer.

Schlafplätze und Lieblingswiesen identifiziert

Mittlerweile liegen Daten zu 22 besenderten Vögeln vor. Die Experten können jetzt Schlafplätze und Lieblingswiesen der Vögel in Bayern flächenscharf erkennen, so dass hier gezielte Schutzmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden können. Außerdem können sie das Zugverhalten interpretieren und dabei Rast- und Wintergebiete zielgenau feststellen.

Das Ziel, weitere Große Brachvögel mit GPS-Sendern auszustatten, steht allerdings vor einer großen Herausforderung: die geringe Anzahl der flügge werdenden Jungvögel in den bayerischen Brutgebieten. Deshalb hat der LBV im Altmühltal gemeinsam mit der Höheren Naturschutzbehörde Mittelfranken ein zusätzliches Schutzprojekt entwickelt. Hier werden Maßnahmen zum Schutz der Wiesenbrüter umgesetzt.


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"Wir setzen Drohnen mit Wärmebildkamera und verstärkt Personal ein, um Gelege zu finden. Nur durch das Auffinden der Nester können an geeigneten Standorten Gelegeschutzzäune aufgestellt werden, um die Vögel vor größeren Fressfeinden zu schützen", so die LBV-Projektleiterin. Zum Schutz der Brachvogelfamilien stattet das Projektteam Küken mit sehr kleinen Sendern aus, um mittels Radiotelemetrie deren Bewegungsmuster zu erkennen.

In enger Absprache mit Landwirten können so Küken bei anstehender Mahd gefunden und aus der Fläche getrieben werden. Bereits 2019 nahm durch dieses Pilotprojekt die Zahl flügger Brachvögel im Altmühltal wieder zu. In diesem Jahr gelang dort erstmals seit 2008 wieder eine bestandserhaltende Reproduktion, und insgesamt 27 Jungvögel erreichten das flugfähige Alter, teilt der LBV weiter mit.


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Mit den Erfahrungen aus diesem Pilotprojekt können bayernweit Maßnahmen gezielter eingesetzt werden, sodass ein lückenloser und dauerhafter Schutz dieser bedrohten Art gewährleistet werden kann. Die Grundvoraussetzung, um das Aussterben zu verhindern, ist jedoch ein intakter Lebensraum. Nur wenn dieser verbessert und erhalten wird, machen derartige Maßnahmen einen Sinn.

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