Sanierung der "Vogtei" vollauf gelungen

27.3.2017, 06:06 Uhr
Sanierung der

© Marianne Natalis

Der Rittersaal platzte fast aus den frisch sanierten Nähten, so groß war der Andrang, und Bürgermeister Michael Dörr hatte dementsprechend alle Hände voll zu tun, die zahlreichen Gäste zu begrüßen. In seiner anschließenden Rede ging er kurz auf die lange Geschichte des Traditionshauses ein, das über Jahrzehnte das Zentrum der Stadt gewesen sei. Gerd Fröbe zählte zu den Gästen, auch die Industriellen-Familien Reemtsma und Oetker stiegen hier ab. Der Club logierte ebenfalls regelmäßig im historischen Ambiente.

Als das Haus 2010 geschlossen wurde, war laut Dörr schnell klar, dass hier eine große Aufgabe auf die Stadt wartet. Denn das denkmalgeschützte Haus dem Verfall preiszugeben, das war für den Bürgermeister der Wolframstadt keine Alternative. Die Suche nach einem Investor scheiterte allerdings immer wieder an den zu hohen finanziellen Hürden und einem fehlenden Betreiber. Erst mit der Familie Blank tat sich erstmals ein ernsthafter Partner auf, und das relativ gleichzeitig mit dem Beschluss des Stadtrats, die "Alte Vogtei" zu kaufen und zu sanieren. Dass die künftigen Betreiber von Beginn an mit im Boot saßen, strich Architekt Stefan Ziegler als sehr positiv heraus, das Ergebnis sei ein "maßgeschneidertes" Haus.

Drei Jahre dauerten die umfangreichen Arbeiten, zu denen der Ansbacher Landrat Dr. Jürgen Ludwig ein paar interessante Zahlen lieferte: 0,8 Hektar Gipskartonplatten, 25 Tonnen Stahl, ein Kilometer Bauholz, 120 Türen, 250 Rauchmelder und 25 Kilometer Kabel wurden verbaut. Nun ist die "Alte Vogtei" wieder das "Aushängeschild der Stadt", so Ludwig, doch der Weg dorthin habe den "Motor des Projekts", Bürgermeister Dörr, sicher einige schlaflose Nächte gekostet.

Das begann schon bei den Kosten, die sich von den 2010 geschätzten 5,5 Millionen bis zum Baubeginn auf 7,3 Millionen Euro erhöht hatten. Dabei blieb es dann aber auch, zu Dörrs Erleichterung gab es hier eine "Punktlandung".

Mit seiner Begeisterung nicht hinterm Berg hielt auch Staatssekretär Bernd Sibler. "Hier ist Großartiges passiert", unterstrich er mehrfach und gab zudem gerne zu, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht habe: Er sei bisher noch nie in Wolframs-Eschenbach gewesen.

Sanierung der

© Marianne Natalis

Seit Jahrhunderten, so Sibler, sind die Menschen in der "Alten Vogtei" zusammengekommen. Solche Orte seien mit der Zeit gewachsen, sie seien identitätsstiftend und nicht etwa "altes Klump", das man wegreißen müsse. Die "Reaktivierung" des historischen Erbes sei mehr als gelungen, bescheinigte der Vertreter des Kultusministeriums. Die 1,4 Millionen Euro, mit denen sein Haus als Dienstbehörde des bayerischen Entschädigungsfonds die Sanierung bezuschusst habe, sind für Sibler "bestens angelegt". Insgesamt flossen von verschiedener Seite 4,3 Millionen Euro Fördergelder.

Mit launigen Worten erinnerte Bezirkstagspräsident an die vielen Wolfram-von-Eschenbach-Preise, die im Rittersaal vergeben wurde. Ein letztes Mal 2010, damals konnte "Viva Voce" den Förderpreis entgegennehmen. Auch Bartsch zeigte sich begeistert davon, dass dieses wunderbare Einzeldenkmal der Stadt erhalten bleibe und "wir es nicht in Bad Windsheim aufbauen mussten".

Siegfried Blank als Vertreter der Betreiberfamilien Blank, Fuchs und Knöchel sprach die Hoffnung aus, dass das Haus wieder Mittelpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt werde. Den Besuchern versprach er "weltfränkische" und bodenständige Gastlichkeit mit international hochwertiger Küche.

Architekt Ziegler schilderte noch einmal kurz die wesentlichen Herausforderungen des Umbaus, die von einer zeitgemäßen Nutzung als Hotel und Gaststätte über die Integration einer modernen Haustechnik bis hin zu zwei Rettungswegen und Barrierefreiheit reichten. Dabei galt es nach seinen Worten, soviel Substanz zu erhalten wie möglich. Innenarchitektin Heidi Frank bescheinigte er, dem Haus "mit Nonchalance eine zeitlose und unaufdringliche Eleganz" verliehen zu haben. Da das Gebäude eine moderne Schließanlage hat, übergab er anschließend Bürgermeister Dörr eine symbolische Schlüsselkarte.

Der katholische Stadtpfarrer Jochen Scherzer und sein evangelischer Kollege Detlef Meyer aus Merkendorf erteilten dem Gebäude den kirchlichen Segen. Für eine stilechte musikalische Umrahmung sorgte die "Alte Pfeyferey Luna". Im Anschluss an die offizielle Einweihung war bei einem festlichen Menü und Führungen durch das Gebäude noch reichlich Gelegenheit, das Ergebnis der Sanierung ausführlich zu bewundern.

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