Rekordversuch startet am Altmühlsee

Schweizer will mit E-Bike-Reise Geld für Straßenhunde sammeln

9.8.2021, 06:08 Uhr
In seinem Element: Reto Steimer mit seiner Hündin Maja. Er liebt das Meer und den Strand. Derzeit weilt er am Altmühlsee bei Muhr. 

In seinem Element: Reto Steimer mit seiner Hündin Maja. Er liebt das Meer und den Strand. Derzeit weilt er am Altmühlsee bei Muhr. 

Er sieht aus wie ein völlig anderer Mensch. So sehr, dass seine alten Arbeitskollegen aus der Schweiz ihn auf der Straße nicht erkennen würden. Als Reto Steimer am nordöstlichen Ufer des Altmühlsees auf einer Holzbank sitzt und auf seinem Smartphone ein Bild von sich im Juni 2020 zeigt, muss er selbst grinsen. "Das war ich. Jeden Tag habe ich Anzüge getragen, ungeduscht aus dem Haus zu gehen, das ging gar nicht." Heute, im August 2021 sitzt ein 15 Kilogramm leichterer, bärtiger und braun gebrannter Mann mit wachen, freundlichen Augen und mehreren Tattoos auf den Beinen hier. Seinen Job in der Schweiz im Bereich Innen- und Außendienst hat er gekündigt, seinen festen Wohnsitz abgemeldet, erzählt er im unüberhörbaren Schweizer Dialekt. Seit Juli 2020 ist er nur noch auf Reisen.

Ein ehemaliger Straßenhund

Vor dem 29-Jährigen schwänzelt eine junge Bali-Hündin an der Leine herum. Ihr Blick ist ebenfalls wach und neugierig, ständig erweckt irgendetwas anderes ihre Aufmerksamkeit und sie schnüffelt daran herum. Maja ist ein ehemaliger Straßenhund. Am Straßenrand der indonesischen Trauminsel Nusa Penida lief sie Steimer im Januar diesen Jahres als sieben Wochen alter Welpe hinterher. Er begann sie zu füttern, sich mit ihr zu beschäftigen und brachte sie schließlich zum Tierarzt.

Bald wird Steimer sich mit Maja auf eine fast zweijährige Weltreise begeben. Er will sich auf sein E-Bike setzen und die längste Reise auf einem motorbetriebenen Fahrrad bei den "Guinness World Records" knacken. Der Rekord liegt aktuell bei 17.000 Kilometern. Das Vorhaben beginnt er am Altmühlsee, weil er durch einen Onkel einen Bezug zu der Region hat, sagt er.


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Doch nur um den Rekord geht es ihm gar nicht. Er will Straßenhunden in Bali helfen und durch seine Aktion 30.000 Euro für private Hilfsorganisationen sammeln, die sich um das Wohl der Hunde kümmern. Die Schicksale der vielen Vierbeiner, denen es so geht wie Maja damals, lassen Reimer nicht los. Viele Straßenhunde würden erschossen, gequält oder vergiftet werden. Andere leben hungrig, krank oder verletzt auf der Straße. Wie viele es genau sind, das lässt sich schwer sagen. Die Schätzungen schwanken stark.

Das Schlimmste, was er bislang erlebt habe, sei eine Opferzeremonie am Strand bei Vollmond gewesen. "Da wurden zwei Welpen für die Götter geopfert und zum Ertrinken ins Wasser geschmissen", erzählt der Tierliebhaber kopfschüttelnd.

Training mit und ohne Hund

Mit seiner sportlichen Aktion will er dieses Tierleid ins Bewusstsein der Menschen rücken. Schon als er noch auf Bali war, habe er dafür trainiert, im Fitnessstudio und auf dem Fahrrad. Am Altmühlsee geht er derzeit an die 15 Kilometer pro Tag mit Maja Gassi. Während er sich auf dem Bike abstrampeln wird, wird die Hündin in einem Anhänger hintendran mitfahren und quasi das Gesicht des Projekts sein.

Eine feste Route der Tour gibt es nicht. "Ich werde ins Navi Portugal eingeben und einfach mal losfahren." Später soll es nach Norwegen, Schweden und in die Türkei gehen. Für den Rekordversuch hat er schon jetzt ein paar Sponsoren für die Ausrüstung gefunden, ansonsten wird er sein Erspartes angreifen und versuchen, durch Werbung auf seinem Blog und auf Instagram etwas dazuzuverdienen. Auch ein kleines Business mit Hundehalsbändern steht in den Startlöchern. Auf der Plattform "Gofundme" sammelt er Spenden für die Hunde.

Weniger brauchen, dafür mehr haben

"Ich lebe von 20 Euro am Tag, da ist Unterkunft und Essen und alles mit inbegriffen", erklärt der Weltenbummler. Seit er auf Reisen ist, habe sich sein Lebensstil dramatisch verändert. Er kauft, wenn überhaupt, Klamotten Second Hand und macht sich auch so nicht mehr besonders viel aus Überkonsum und Lifestyle. Auch Fleisch kommt bei ihm kaum noch auf den Teller, stattdessen beschäftigt er sich mit Meditation. Verzichten kann er auf vieles, nur sein Schweizer Sackmesser müsse immer dabei sein. "Das ist einfach so praktisch."


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Am 22. August wird er sein Hab und Gut zusammenpacken und die große Reise antreten. Angst habe er neben ganz viel Vorfreude schon auch ein wenig, gibt er zu. Beim Tierarzt will er vorab noch einen Erste-Hilfe-Kurs für Hunde belegen, damit er der Hündin zur Not jederzeit helfen kann. "Ich bin der Meinung, dass auch Straßenhunde ein sicheres Leben verdient haben." Dafür will er auf seine Art kämpfen, weil eben nicht alle Hunde so ein Glück hatten, wie seine Maja.

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