Umgehungsstraße Schlungenhof: "Wie hoch sind die Kosten?"

12.11.2019, 17:07 Uhr
Umgehungsstraße Schlungenhof:

© Foto: Jürgen Eisenbrand

Der Zweck des Ganzen: Die Planer des StBA wollten erläutern, warum sie sich nach zweieinhalb Jahren Vorplanung, Bürgerbeteiligung, Arbeitsgruppenarbeit und zum Teil hitzigen Auseinandersetzungen für die sogenannte Variante 3.1 entschieden hatten (wir berichteten), und die Bürger sollten die Gelegenheit bekommen, dazu kritisch nachzufragen.

Auf grundsätzliche verkehrspolitische Fragen wollte sich StBA-Chef Heinrich Schmidt freilich nicht einlassen: "Das können wir gerne im Falle von Klagen vor Gericht klären." Sein Amt habe nach dem Bundesverkehrswegeplan den Auftrag, eine Umgehung zu planen und zu bauen, es habe in die Bürgerbeteiligung und die Variantenprüfung "irrsinnig viele Stunden" reingesteckt, zahlreiche Meinungen eingeholt – und am Ende entschieden. Denn das sei die Aufgabe seiner Fachleute – und eben nicht die der Arbeitsgruppe.

Ihm sei bewusst, "dass diese Entscheidung nicht allen gefallen wird", klar sei aber auch: "Wir werden uns selbstverständlich dem Votum eines Bürgerbegehrens unterwerfen." Wobei er diesem durchaus zuversichtlich entgegensehe: "Ich habe schon etliche mitgemacht, und am Ende ging es immer so aus, wie wir uns das vorgestellt haben."

Die wichtigsten Fragen und Antworten des Abends:

Warum fiel die Entscheidung zu Gunsten der "Vorzugsvariante"?

Diese Trasse (siehe Grafik) gewährleiste, so StBA-Planer Werner Ott, eine "sehr gute Verkehrsverlagerung auf die Ortsumgehung": 79 Prozent des Gesamt- und sogar 97 Prozent des Schwerverkehrs würden künftig nicht mehr durch Schlungenhof fahren. Der "gesundheitsschädliche Gesamtlärm" werde "deutlich vermindert", und zudem biete diese Streckenführung eine "Chance für die Ortsentwicklung von Schlungenhof" – entlang der B 13 und an der Laubenzedler Straße, die zurückgebaut werden soll. Ein weiteres Argument sei der "Reisezeitgewinn" von knapp einer Minute.

Sind alle anderen Varianten damit aus dem Rennen?

Die Entscheidung des StBA ist eine vorläufige, die Abstände auf den ersten beiden Plätzen sehr knapp. Durchaus denkbar also, dass sich an der Trasse noch Details ändern, Elemente der knapp geschlagenen Variante 7 noch einfließen, bei der die B 13 hinter Muhr am See sehr viel früher in Richtung Bahnlinie schwenkt und Laubenzedel damit einen längeren Lärmschutzwall beschert.

Wie wird sich die Lärmbelastung bei Variante 3.1 entwickeln?

Schallgutachter Thomas Kohlmann präsentierte Berechnungen, wonach sich für Schlungenhof eine "deutliche Entlastung bei allen Varianten" ergebe – mit Ausnahme der (modifizierten) Nullvariante, die vom Bürgerbegehren bevorzugt wird und den Verkehr weiter durch den Gunzenhäuser Ortsteil rollen lässt.

In Laubenzedel werde demnach der "Bahnlärm auch zukünftig dominieren", es gebe "keine Verschlechterung des Gesamtlärmpegels durch einen Straßenneubau". Die Variante 3.1 sehe einen (relativ kurzen) Lärmschutzwall vor, bei Variante 7 falle dieser deutlich länger aus – mit positiven Auswirkungen auf die "gesamte Westseite von Laubenzedel".

In Schlungenhof wohnen sehr wenige Menschen direkt an der B 13. Muss man für eine so kleine Zahl direkt Betroffener tatsächlich eine Umgehung bauen?

Diese Frage beantwortete Rathaus-Chef Fitz mit einer Gegenfrage: Warum lebten denn so wenige Menschen dort? Seine Antwort: Weil es angesichts des Verkehrslärms kaum zumutbar, ja sogar gesundheitsschädlich sei. Wenn der Verkehr erst einmal weg sei, böten sich dort große Entwicklungspotenziale, und die Menschen kämen dann auch zurück.

Wie beurteilen Naturschutz-Experten die verschiedenen Pläne?

Julia Zippold vom Gunzenhäuser Umwelt- und Landschaftsplanungs-Spezialisten Baader Konzept hat das Areal analysiert und sämtliche Trassen einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen. Ihr Ergebnis: Alle Varianten, mit Ausnahme der (modifizierten) Nullvariante, "bergen Beeinträchtigungen, die Unterschiede sind gering". Einer "deutlichen Lärmentlastung" für die Schlungenhöfer stehe eine "hohe Beeinträchtigung von Offenlandbrutvögeln wie Feldlerche oder Kiebitz" gegenüber. Die Trassen zerschnitten in hohem Maße landwirtschaftliche Flächen und Lebensräume von Tieren, zudem gingen große Überschwemmungsgebiete verloren, Flächen würden versiegelt. Allerdings hält Zippold all diese Eingriffe für "ausgleichbar". Positiv zudem: "Die hochwertige Fledermausflugroute Altmühlüberleiter bleibt erhalten."

Wie hoch sind die Kosten der Umgehung?

Bei allen Varianten (Ausnahme: Nullvariante) liegen sie laut StBA-Leiter Schmidt ungefähr gleich: rund 15 Millionen Euro für den Bund. Hinzu kommen die Kosten für die Beseitigung des Bahnübergangs bei Laubenzedel (geschätzte 25 Millionen) und die Baukosten für die Kreisstraße von der alten B 13 über den Kreisel nach Laubenzedel.

Wie wird verhindert, dass der Verkehr in Richtung Weißenburg über die B 13 und nicht über die Seenlandstraße (Staatsstraße 2222) rollt?

Der Kreisverkehr am Kino, wo die B 13 auf die B 466 trifft, wird aus Richtung Muhr am See mit einem "Bypass" ausgestattet, der den Verkehr mehrheitlich nach rechts lenken soll. Eine wesentliche Zunahme des Verkehrs in der Alemannenstraße erwarten die StBA-Planer nicht.

Wie werden die Bauern künftig ihre Felder erreichen?

Die Trassenplaner haben dafür Brücken über die B 13 vorgesehen, über die die Landwirte all ihre Nutzflächen erreichen können. Diese Brücken seien "keine massiven Bauwerke", sondern "fügen sich gut in die Landschaft ein", so Werner Ott.

Wenn die Umgehung kommt, werden dann auch in Unterasbach, Dornhausen, Theilenhofen und Stopfenheim Umfahrungen gebaut?

Das sei, so Heinrich Schmidt, im Bundesverkehrswegeplan so vorgesehen, aber das werde "ein langer, steiniger Weg".

Welche Haltung nimmt die Gunzenhäuser Stadtspitze ein?

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz sprach sich am Montagabend für den Bau einer Umgehung aus, vor allem, weil sie große Chancen für die Entwicklung Schlungenhofs biete. Und er warnte, mit Blick auf das Bürgerbegehren: "Wenn die Umgehung nicht kommt, dann passiert hier gar nichts."

Wie ist der Stand beim Bürgerbegehren?

Am morgigen Mittwochabend entscheidet der Stadtrat (19 Uhr, Aula der Stephani-Schule) über die formale Zulässigkeit des Begehrens. Dieses soll die Stadt verpflichten, keine kommunalen Flächen für die Umgehung zur Verfügung zu stellen – und so deren Bau unmöglich machen. Sollte der Stadtrat die Zulässigkeit feststellen, werden die Gunzenhäuser vermutlich Mitte Januar abstimmen. Ob die Stadt dem Bürger- ein Ratsbegehren entgegenstellt, ist offen.

In einer Fragerunde gegen Ende des Abends brachte SPD-Stadtrat Heinz Schachameyer, der auch im Arbeitskreis mitwirkte, das Dilemma auf den Punkt: "Uns war klar", sagte der Schlungenhöfer, "dass wir das Lärmproblem nicht von uns einfach nach Laubenzedel rüberschieben können." Ebenso klar sei aber gewesen, dass die Bundesstraße aus Schlungenhof raus müsse: "Also muss sie irgendwo hin."

Die Variante 3.1 halte er für eine "gute Lösung, die Schlungenhof entlastet und Laubenzedel nicht weiter belastet". Vielleicht, sinnierte er, hätten die Vertreter beider Ortsteile "mehr miteinander reden müssen, vielleicht wäre dann sogar ein gemeinsamer Vorschlag möglich gewesen".

Weitere Informationen und ein animierter "Überflug" der Variante 3.1 unter www.stbaan.bayern.de.

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