Wieder tote Greifvögel in Franken: Zwei Rotmilane vergiftet

21.8.2019, 16:06 Uhr
Der tote Rotmilan wurde bereits Anfang Juli gefunden.

© privat Der tote Rotmilan wurde bereits Anfang Juli gefunden.

"Das Zeug ist total gnadenlos", sagt Andreas Lindeiner. Er ist Fachbeauftragter beim Landesbund für Vogelschutz, kurz LBV. Der Experte spricht vom Kontaktgift Carbofuran, das eigentlich in der EU seit über einem Jahrzehnt verboten ist. Im Internet ist es, etwa aus China, aber noch immer relativ einfach zu beschaffen. Eben jenes Gift tötete zwei Rotmilane im Altmühltal bei Nordstetten. Nachdem alle Umstände auf Carbofuran als Todesursache hindeuteten, wurden die Kadaver zu einer Untersuchung an ein Münchner Universitätslabor geschickt. Ein toxikologisches Gutachten bestätigte den Verdacht, die Experten konnten Rückstände des Giftes nachweisen. 

Offen bleibt aber, das bestätigt auch der Landesbund für Vogelschutz, ob es ein Tierhasser wirklich auf die Greifvögel abgesehen hat. Kurz bevor es die Rotmilane erwischte, habe bereits ein Hund wegen Vergiftungserscheinungen behandelt werden müssen - gut möglich, dass die ausgelegten Köder Vierbeinern galten. "Genauso wie es die geschützten Greifvögel erwischt hat, stellen möglicherweise ausgelegte Giftköder auch für Kinder und Hunde eine echte Gefahr dar", sagt Lindereiner vom LBV. 

"Wir werden nicht weiter zusehen"

Carbofuran ist besonders perfide. Es wirkt bereits bei Hautkontakt und führt selbst in geringen Dosen zu Krämpfen. Deshalb warnt der LBV gemeinsam mit der Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) Eltern im Altmühltal zur Vorsicht, Kinder sollen keine verdächtigen Gegenstände anfassen, Hundehalter ihre Tiere an die Leine nehmen. 

"Wir werden nicht weiter zusehen", sagt Franziska Baur, GLSU-Fachreferentin für Naturschutz, "wie langjährige Schutzbemühungen um bedrohte, einheimische Tierarten durch illegale Tötung mit qualvollen Methoden - wie Vergiftung - zunichte gemacht werden und dafür sorgen, dass solche Straftaten in Bayern künftig strikter verfolgt werden!" Deshalb haben beide Organisationen gemeinsam Anzeige bei der Polizei sowie der Unteren Naturschutzbehörde erstattet.

In der Vergangenheit kam es im Altmühltal immer wieder zu vergleichbaren Vorfällen. Erst Anfang Juni tötete ebenfalls Carboufuran einen weiteren Rotmilan. Die Greifvögel stehen zwar nicht mehr auf der roten Liste, sind aber dennoch streng geschützt. Teile des Altmühltals, in denen die Milane jagen, sind ein Vogelschutzgebiet.

Das sollten Finder beachten

Wer selbst ein Tier findet, das Hinweise auf einen unnatürlichen Tod aufweist, sollte nichts anrühren, um Spuren nicht zu verwischen. Besser ist es, Fotos zu machen und sich den Fundort zu notieren. GPS-Daten sind dabei sehr hilfreich. Ein Anruf beim LBV oder der Polizei sollte ebenfalls erfolgen – auch im Zweifelsfall. Es darf sogar die 110 gewählt werden. "Das ist kein Missbrauch des Notrufs und durch das Innenministerium genehmigt", klärt der LBV-Landesfachbeauftragte auf.

Aber wie erkennt man, ob der tote Vogel an Gift gestorben ist? Zum einen liege ein toter Greifvogel nicht einfach auf einem Acker oder einer Wiese, sagt von Lindeiner. Verkrampfte Krallen, tote Fliegen auf dem Kadaver oder Fleischreste im Schnabel wie beim Rotmilan von Dittenheim/Windsfeld sind ebenfalls ein Indiz dafür.

Mehr Infos zu Naturschutzkriminalität und eine Checkliste zum richtigen Verhalten bei einem verdächtigen Totfund gibt’s auf der Internetseite der GLUS.

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