NN/NZ-Klinikcheck

Gynäkologische Operationen: Die besten Adressen bei Frauenkrankheiten

25.9.2021, 06:10 Uhr
Viele Frauen sind verunsichert, wenn bei der Ultraschall-Untersuchung Zysten am Eierstock festgestellt werden. Die allermeisten dieser Gewebebläschen sind harmlos.

© imago images/Westend61/Christian Vorhofer Viele Frauen sind verunsichert, wenn bei der Ultraschall-Untersuchung Zysten am Eierstock festgestellt werden. Die allermeisten dieser Gewebebläschen sind harmlos.

Im Vergleich von 18 Krankenhäusern im Großraum zeigt das Klinikum Neumarkt die besten Qualitätsergebnisse. In der Kategorie der Bestplatzierten im Ranking unseres Projekts NN/NZ-Klinikcheck folgen das Klinikum Forchheim und das Universitätsklinikum Erlangen vor sieben weiteren Kliniken in der Spitzenkategorie.

Was gibt Anlass zu einer Operation an den Eierstöcken und Eileitern?

Infektionen oder Eileiterschwangerschaften können akute Gründe sein. Meist führen aber Veränderungen durch eine Geschwulst dazu. Die größte Gruppe von solchen Wucherungen sind gutartige Zysten. Bei vielen Frauen im gebärfähigen Alter bilden sie sich zeitweise in Abhängigkeit von Hormonen. Sie können Schmerzen verursachen, zum Beispiel bei der Erkrankung Endometriose. Bei einer kleineren Gruppe von Betroffenen muss ein bösartiger Tumor entfernt werden.

Die allermeisten der harmlosen Zysten kann man belassen, beobachten und im Fall von Beschwerden mit Medikamenten gut behandeln, stellt Prof. Dr. Heinz Scholz, der Leiter der Gynäkologie am Klinikum Neumarkt, klar. Handlungsbedarf besteht bei Auffälligkeiten, die insbesondere bei älteren Frauen neu auftreten und ein Eierstockkarzinom vermuten lassen. Vor den Wechseljahren ist die Erkrankung seltener.

Das Ranking der Kliniken in der Region.

Das Ranking der Kliniken in der Region. © FAU Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Redaktionsservice VNP

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"Ob eine bösartige Veränderung dahintersteckt, können wir mit bestimmten Kriterien auf Ultraschall- oder CT-Bildern gut abschätzen", sagt der Chefarzt. "Es bleibt aber bis zur Operation immer nur eine Vermutung und Risikoabschätzung. Eine sichere Diagnose ist immer erst mit der feingeweblichen Untersuchung möglich." Gewebeproben aus Eierstockzysten sind im Vorfeld nicht möglich, weil man damit Krebszellen im Bauch freisetzen könnte.

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Wie laufen die Operationen ab?

Die Bandbreite reicht von Kurzeingriffen per Schlüssellochchirurgie bis zu mehrstündigen Operationen mit einem offenen Bauchschnitt. Nach einer Bauchspiegelung mit kleinen Zugangslöchern für die Instrumente kann die Patientin oft am nächsten Tag nach Hause. Nach großen Krebs-OPs, bei denen neben dem Eierstock auch Nachbarorgane und das Bauchfell betroffen sind, bleiben die Frauen auch zwei Wochen oder länger.

"Wir versuchen, was möglich ist, minimal-invasiv zu machen", sagt Scholz. "Bei fast allen gutartigen Befunden, auch den größeren, hat sich die Laparoskopie als wenig belastende Methode bewährt. Auch bei kleineren kritischen Befunden ist sie möglich." Bei einem fortgeschrittenen bösartigen Herd sieht er davon aber ab.

"Ohne offenen Zugang bestünde hier das Risiko, den Tumor in die Bauchdecke zu verstreuen." Während die vermutlich gutartigen Zysten keine schnelle Entscheidung verlangen, sollte bei Verdacht auf ein Karzinom zeitnah eine OP vereinbart werden. Eierstockkrebs kann schnell wachsen.

Die Grafik zeigt die Detailergebnisse der Krankenhäuser.

Die Grafik zeigt die Detailergebnisse der Krankenhäuser. © FAU Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Redaktionsservice VNP

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"Ein Standardrezept für jede Situation gibt es nicht", betont der Chefarzt. "Es ist eine Sache unserer Einschätzung – und auch der Patientin. Man hat Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen, Ängsten und Bedürfnissen vor einem sitzen. Deswegen ist das Gespräch vor der Operation mindestens so wichtig wie der Rest. Nur dabei habe ich die Chance, den Menschen kennenzulernen, Hoffnung zu geben, zu beruhigen und gemeinsam die Therapie zu planen."


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Welche Qualitätsdaten betrachtet der Klinikcheck, und was tut das Siegerklinikum Neumarkt dafür?

Für gute Ergebnisse muss ein Krankenhaus nachweisen, dass möglichst wenig Organverletzungen passieren, dass entferntes Gewebe systematisch per Mikroskop untersucht wurde und dass die Patientinnen nur kurz einen Katheter tragen müssen. Hauptsächlich nehmen die Qualitätsdaten aber den Organerhalt in den Blick: Eierstöcke und Eileiter dürfen nicht ungerechtfertigt und zu großzügig entnommen werden. Zu Operationen an der Gebärmutter, ebenfalls ein häufiger Eingriff in der Gynäkologie, sammelt die gesetzliche Qualitätsmessung übrigens keine Daten.

Heinz Scholz, dessen Abteilung bei den Eierstock-OPs in der Vergangenheit bereits zweimal das Klinikcheck-Ranking anführte, nennt das eingespielte Team seiner Frauenklinik und hohe Fallzahlen (rund 500 Eingriffe jährlich) als Vorteile. "So können wenig Fehler passieren. Nur eine Oberärztin, ein Oberarzt und ich haben die Zusatzqualifikation der gynäkologischen Onkologie und führen seit langem diese Operationen durch. Wo es möglich ist, sehe ich alle Patientinnen im Vorfeld persönlich." Neumarkt ist seit 2010 als Gynäkologisches Krebszentrum der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert.

Auffällig: der Spitzenwert bei der Patientenzufriedenheitsrate. Scholz führt das auf die enge Betreuung – zum Beispiel mittels fest zuständiger Stationsärztinnen – zurück. "Wir sind nah dran an den Patientinnen, sie fühlen sich bei uns wohl."

Gleich mehrere Qualitätsindikatoren prüfen, dass es keine Übertherapie gibt. Warum ist der Erhalt der Eierstöcke so wichtig und wann gelingt er?

Die Entfernung eines einzelnen Eierstocks ist für den Körper unproblematisch. Aber fehlt auch der zweite, bewirkt das bei jüngeren Frauen drastische hormonelle Umstellungen, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen können und – unbehandelt – die Lebenserwartung verkürzen.

Ergeben die Voruntersuchungen ein unklares Bild, entstehen daher manchmal Zweifelsfälle. Die Operateure müssen mit der Frau gemeinsam abwägen: Entnimmt man den ganzen Eierstock, und die Geschwulst stellt sich doch als gutartig heraus? Oder operiert man nur den veränderten Teil, auf die Gefahr hin, dabei einen bösartigen Tumor freizusetzen? Bei Frauen vor den Wechseljahren hängt das auch von der Familienplanung ab.

Ein Sonderfall sind Patientinnen mit einer nachgewiesenen Genveränderung, die ein erhöhtes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs bewirkt. Ihnen empfehlen Gynäkologen die vorbeugende Entnahme auch gesunder Eierstöcke vor der Menopause.

Beraten Patientinnen bei heiklen Entscheidungen: Chefarzt Prof. Dr. Heinz Scholz mit den Oberärzten Kari Buss und Dr. Diana Buss von der Frauenklinik des Klinikums Neumarkt.

Beraten Patientinnen bei heiklen Entscheidungen: Chefarzt Prof. Dr. Heinz Scholz mit den Oberärzten Kari Buss und Dr. Diana Buss von der Frauenklinik des Klinikums Neumarkt. © Fritz-Wolfgang Etzold

"Wir bieten den Organerhalt an, und die meisten Frauen nehmen es an. Aber es gibt auch die, die null Risiko wollen", beschreibt der Neumarkter Chefarzt, der hier die Vorarbeit der niedergelassenen Frauenärzte lobt. "Die Patientinnen kommen, von Notfällen abgesehen, schon gut informiert und nach konservativer ambulanter Therapie zu uns. Es bleiben dann individuelle Entscheidungen und Risikoabschätzungen, bei denen wir ausführlich beraten."

Eierstockkrebs ist wegen seiner verhältnismäßig schlechten Heilungsaussichten gefürchtet. Gibt es auch positive Nachrichten?

Zuletzt haben erfolgreiche Immuntherapien die Chancen verbessert, sagt Scholz. Auch müssen nach neueren Erkenntnissen bei vielen Operationen nicht mehr die Lymphknoten mitentfernt werden. "Das verringert die Belastung für die Patientinnen."

Ein Problem bleiben unzureichende Früherkennungsmöglichkeiten, weshalb der Krebs erst spät entdeckt wird. Eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke bieten Frauenärzte als Selbstzahler-Leistung ("IGeL") an. Der Chefarzt rät dazu. "Der Ultraschall bringt wichtige Informationen, er ist sinnvoll investiertes Geld." In Studien ergaben sich bisher unterm Strich aber keine Überlebensvorteile für die Teilnehmerinnen.

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Die nächste Folge des Klinikchecks am 2. Oktober 2021 befasst sich mit der operativen Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs.

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