Anträge zur Aurachtalbahn abgeschmettert

5.12.2019, 06:56 Uhr
Anträge zur Aurachtalbahn abgeschmettert

© Foto: Karl-Heinz Panzer

Manfred Horn, den Herzogenaurachern bekannt als Vorstandsmitglied im Bürgerverein Rathgeberstraße, StUB-Gegner und Befürworter einer Wiederbelebung der Aurachtalbahnstrecke, hatte die Anträge in der Versammlung verlesen. Unter anderem war darin gefordert, dass sich der Stadtrat mit der "Kostensituation" befassen solle. Weiterhin sollte das Gremium einen "Vorgehensplan" für den Fall stellen, dass das StUB-Projekt scheitert. In diesem Zusammenhang sollten vorsorglich "alle Maßnahmen" ergriffen werden, um die Aurachtalbahn zu reaktivieren.

Horn untermauerte seinen Vorstoß damit, dass eine "Bundestagsanfrage" eine enorme Kostensteigerung beim Bau von Schienenwegen zutage gebracht habe. Im Zeitraum von 2015 bis 2018 hätten sich die Kosten demnach verdoppelt. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly habe schon von 500 Millionen Euro für die StUB gesprochen. Der Zweckverband hinter der StUB, zusammengesetzt aus den Städten Erlangen, Herzogenaurach und Nürnberg, geht in seiner Kostenschätzung von 2015 von 258 Millionen Euro aus. Laut Horn würde bei einer derartigen Teuerung der Nutzen-Kosten-Indikator unter den Wert von 1,0 fallen, was wiederum ein Aus für die Förderung durch Bund und Freistaat nach sich ziehen würde.

Bald fortgeschriebene Zahlen

Dennoch: Alle drei Anträge wurden einzeln per Handheben abgelehnt – mit 23:34, 15:36 und 10:38 Stimmen. Offensichtlich hatten sich also nicht alle der geschätzt hundert Anwesenden beteiligt. Einer aber sehr wohl: Bürgermeister und Versammlungsleiter German Hacker hat sich klar gegen Horns Vorstoß positioniert und als Bürger der Stadt von seinem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Das sozialdemokratische Stadtoberhaupt versicherte, dass der Stadtrat durchaus über die Kostenschätzungen informiert sei. Diese stammten in der Tat aus dem Jahr 2015. Für Anfang des kommenden Jahres habe der Zweckverband fortgeschriebene Zahlen angekündigt. "Mal sehen was dabei herauskommt", gab sich Hacker betont gelassen. Freilich konnte er sich eine Frage nicht verkneifen: Ob denn Horn und andere Fürsprecher der Aurachtalbahn davon ausgingen, dass der von ihnen ins Feld geführte Kostenanstieg bei einer Wiederinbetriebnahme der stillgelegten Bahnstrecke nicht zum Tragen komme?

Zu Beginn der alljährlichen Zusammenkunft hat Hacker im Schnelldurchgang durch das Geschehen in und um Herzogenaurach geführt. Eine statistische Randnotiz: In Herzogenaurach gibt es mittlerweile mehr sozialversicherungspflichtige Ar-
beitsplätze (25 172) als Einwohner mit Hauptwohnsitz (24 014). Mehr als 20 000 Einpendler sind 2018 von den Statistikern erfasst worden. Auf diese Entwicklung habe man nicht hingearbeitet, sie habe sich eben dank der boomenden Wirtschaft ergeben, merkte German Hacker dazu an. Es sei kaum zu machen, in Herzogenaurach in diesem Tempo neuen Wohnraum zu schaffen.

Aktuell ist ein Wohngebiet in der Reuth in Planung. Dort ist, ebenso wie im dritten Bauabschnitt auf der Herzo Base, mehrgeschossiges Bauen ins Auge gefasst. Außerdem sei dort auch die Möglichkeit seniorengerechter Wohnformen abgebildet, sagte der Bürgermeister auf die Frage nach Pflege- und Senioreneinrichtungen. Insgesamt etwa 2500 Menschen könnten einmal auf dem ehemaligen Kasernengelände wohnen. An Nachfrage seitens der Investoren mangele es nicht, unterstrich Hacker. Man wolle aber – auch in Anlehnung an das Umfeld – "etwas gestalterisch Schönes" haben.

Was die nächsten Schritte zum Ausbau der Fernwärmeversorgung seien, wurde aus der Versammlung heraus gefragt. Die müsse sich wirtschaftlich gestalten, stellte Hacker voran. Also eher im Norden und Nordwesten der Stadt, wo dichter gebaut wird. Eine ganze Reihe von Klagen wurden vorgebracht, als die Bürger das Wort hatten. Dass sich oftmals große, aber nur halbvolle Busse durch die enge Hans-Sachs-Straße quetschten zum Beispiel. Funktionierende Bussysteme bräuchten nun einmal fixe und regelmäßige Zeiten, hielt Hacker dem entgegen. Man könne den Betreibern schlecht zumuten, Busgrößen je nach Auslastung bereitzuhalten. Auch dass wartende Busse an der Schütt mitunter die Motoren laufen ließen, wie es beklagt wurde, hat laut Hacker seinen Grund: Im Sommer würde die Klimaanlage gebraucht, im Winter wird so der Fahrgastraum warm gehalten.

Abrechnungen nicht transparent

In einer anderen Sache wollte Hacker nichts versprechen, sicherte aber zu, dass nach besseren Lösungen gesucht werde. Beispiel: Die Abrechnungen der Herzo Werke seien kein bisschen transparent, beklagte Christian von Reitzenstein. Anstatt nachvollziehbarer Zuordnungen erhalte man nur Nummern – "das ist eine Zumutung". Darüber hinaus gab sich von Reitzenstein erstaunt, dass von den Herzo Werken produzierter Strom außerhalb der Stadtgrenzen mitunter günstiger zu beziehen sei als in Herzogenaurach selbst. Das liege nicht am Strompreis, sondern an den jeweiligen Netzentgelten, entgegnete German Hacker. Warum denn das einheimische Netz so viel teurer sei als anderswo, wollte daraufhin der Energieberater Johannes Kollinger wissen. "Richtig ist, wir haben ein teures Netz", räumte Hacker ein. Das brauche man wegen der "besonderen Ansprüche" in der Stadt hinsichtlich der Stabilität.

 

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